MotoGP-Superrookie Pedro Acosta lieferte in Portimao ein wahres Feuerwerk ab. An seinem erst zweiten Rennwochenende in der Königsklasse schaffte es der GasGas-Pilot nicht nur zum zweiten Mal im Qualifying in Q2 oder im Sprint in die Punkte, sondern vor allem im Hauptrennen am Sonntag als Dritter erstmals auf das MotoGP-Podest. Zugegeben: Dazu verhalf ihm der späte Ausfall von Maverick Vinales, der anderenfalls nicht mehr einzuholen gewesen wäre. Dennoch: Acosta beendete den Portugal Grand Prix auch so als klar beste KTM und lieferte damit ein wahres Statement ab.

Ganze sechs Sekunden nahm der 19-jährige Spanier KTM-Speerspitze Brad Binder im 25 Runden umfassenden Hauptrennen ab, Teamkollege Jack Miller verlor sogar mehr als elf Sekunden. Doch damit nicht genug, die beiden MotoGP-Rennsieger mussten sich auch auf der Strecke von Acosta überholen lassen, nachdem dieser in der Startphase noch hinter beide zurückgefallen war. Zunächst war in Runde fünf Miller fällig, zwei Umläufe später dann auch Binder. Und speziell Letzteres überraschte dann doch etwas, hatte der Südafrikaner beim Saisonauftakt in Katar doch noch klar die Oberhand behalten.

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KTM-Stars staunen über Acosta: Eine Klasse für sich!

Zwar hatte Acosta auch damals im Katar Grand Prix schon in der Führungsgruppe der MotoGP mitgemischt und sich zwischenzeitlich auf Platz vier nach vorne gefahren. Allerdings beanspruchte er dabei auch seine Reifen zu sehr und fiel im letzten Renndrittel wieder zurück. So stand letztlich 'nur' Platz neun zu Buche. Sämtliche Hoffnungen der KTM-Werksfahrer, dass sich dieses Szenario im Portugal GP wiederholen könnte, lösten sich jedoch schnell in Rauch auf. Acosta zog nicht nur davon, er war in seinem erst zweiten Grand Prix als MotoGP-Pilot bis zum Ende in fast jeder Runde drei oder mehr Zehntel schneller als die gestandenen KTM-Stars.

Das sorgt für Staunen. "Als er mich überholt hat, war er im Flow. Er ist definitv speziell - wie speziell, das siehst du, wenn du hinter ihm fährst. Die Art und Weise wie er das Motorrad kontrolliert ... er nimmt viel Kurvenspeed mit und hebt das Bike sehr geschmeidig wieder auf. Er ist eine Klasse für sich, ich muss meinen Hut ziehen", lobte etwa Binder am Rennsonntag in seiner Medienrunde. Stallgefährte Miller stimmt zu: "Er sitzt nicht auf dem Bike, er hängt die meiste Zeit daneben. Er berührt den Boden mit allem, bald wahrscheinlich sogar mit seinem Kopf. Das ist wirklich beeindruckend, speziell wenn du hinter ihm bist. Ich kann mir nur wünschen, so fahren zu können."

Schon bei seinem ersten MotoGP-Test Ende November 2023 in Valencia hatte Acosta für spektakuläre Bilder gesorgt. Daran knüpft er seither an jedem einzelnen Rennwochenende an. "Wenn du meinen Fahrstil von 2016 mit meinem jetzigen vergleichst, hat er sich stark verändert, aber offensichtlich nicht genug", kennt Miller an und scherzt: "Ich muss noch weiter an mir arbeiten und etwas mehr Pilates machen."

Pedro Acosta liefert spektakuläre MotoGP-Bilder, Foto: LAT Images
Pedro Acosta liefert spektakuläre MotoGP-Bilder, Foto: LAT Images

Das allein wird aber wohl nicht genügen, um den Senkrechtstarter aus dem GasGas-Lager in den kommenden Wochen und Monaten wieder einzufangen. Vielmehr soll Acosta schon in Austin als Messlatte für die KTM-Piloten gelten. "Er fährt sehr gut und kann das Bike platzieren, wo er will. Das ist positiv, weil wir die KTM in den letzten 12 Monaten offensichtlich massiv verbessert haben. Er schlägt daraus nun vollen Profit. Wir müssen ihn jetzt als unser Ziel ansehen und verstehen, was er macht, um dann von ihm zu lernen", kündigt Miller an. Auch Binder meint: "Ich hatte schon viele schnelle Teamkollegen, die mich gepusht haben. Das kannst du als Segen oder Fluch sehen, für mich persönlich war das aber immer gut. Wir können uns gegenseitig antreiben und das gesamte Projekt nach vorne bringen."

Binder-Setup passt nicht zu Portimao: In Austin wieder der Alte!

Der Südafrikaner macht sich also keine Sorgen, bald nicht mehr die unumstrittene Nummer eins im KTM-Lager zu sein. Ohnehin hat sein schwaches Abschneiden in Portimao tiefergehende Gründe, die sich nicht allzu oft wiederholen sollten. "Ich fahre, verglichen mit allen anderen, ein etwas merkwürdiges Setup", verrät er. "Ich habe mich nie wohl gefühlt. Jedes Mal, wenn ich gepusht habe, habe ich die Front verloren und wenn ich das Gas geöffnet habe, bekam ich viel Pumping. Dadurch kam ich nie gut aus den Kurven heraus. Ich habe nicht das Gefühl gefunden, das ich normalerweise habe."

Dabei handelt es sich um nichts neues, schon 2023 erlebte Binder in Portimao eines seiner schwächsten Rennwochenenden. Er will das Positive sehen: "Wir hatten natürlich ein bisschen Hilfe, der vierte Platz war glücklich. Aber für ein schreckliches Wochenende ist das nicht schlecht. Das Gute ist: Wenn das ein sehr schweres Wochenende war, dann schlagen wir uns nicht so verkehrt." Schon in Austin (12. - 14. April) soll wieder der Katar-Binder zu sehen sein: "Auf dieser Strecke hat mein Setup nicht gepasst, auf allen anderen funktioniert es aber ziemlich gut. Wir dürften also keine Probleme mehr haben, wenn wir nach Amerika kommen." Ob es dann wieder für einen Platz vor Superrookie Acosta reicht?