Etwas mehr als drei Zehntelsekunden Rückstand auf die Spitze reichten am Freitag in Thailand schon nicht mehr für eine Position unter den Top-Ten der MotoGP-Zeitenliste. Die ersten 18 Fahrer waren nur durch etwas mehr als eine halbe Sekunde getrennt. Selbst die Nachzügler Enea Bastianini, Takaaki Nakagami und Miguel Oliveira verloren nur gut eine Sekunde.

Ein derart eng beisammen liegendes Feld hat die in den vergangenen Jahren ohnehin extrem ausgeglichene MotoGP noch nie erlebt. Normalerweise sind derart enge Abstände nur auf Strecken wie Jerez oder Misano zu sehen, wo oft getestet wird und Fahrer sowie Teams durch den großen Erfahrungsschatz allesamt nahe an der Perfektion arbeiten.

Das trifft auf den Chang International Circuit von Buriram allerdings nicht zu. Hier gibt es keine MotoGP-Testfahrten und auch für Rennwochenenden war die Königsklasse erst drei Mal zu Gast: 2018, 2019 und nach einer zweijährigen Corona-Unterbrechung wieder im Vorjahr. Wie kann es also sein, dass das Feld auf dieser selten befahrenen Strecke so eng beisammen liegt?

Grund dafür ist wohl das Layout des von Hermann Tilke gestalteten Kurses. Dieser zählt mit 4,554 Kilometern Länge und einer Rundenzeit von nur 1:29 Minuten zu den kürzesten im WM-Kalender. Das alleine bedeutet aber noch nicht unbedingt enge Abstände. "Der Sachsenring ist extrem kurz und dort sehen wir große Unterschiede", gibt Aleix Espargaro zu bedenken. Tatsächlich ist eine Runde in Hohenstein-Ernstthal noch einmal etwa acht Sekunden schneller vorbei, die Strecke mit 3,671 Kilometern um 883 Meter kürzer als ihr Pendant in Buriram.

Der Sachsenring ist die kürzeste Strecke im Rennkalender, Foto: LAT Images
Der Sachsenring ist die kürzeste Strecke im Rennkalender, Foto: LAT Images

Doch der Sachsenring ist extrem technisch und komplex, umfasst ganze 14 Kurven. Das trifft auf den Chang International Circuit nicht zu. "Die Strecke ist relativ simpel und nicht besonders anspruchsvoll. Da kannst du kaum Zeit herausholen und auch kaum Zeit verlieren", erklärt Jack Miller. "Und dann hast du in diesem kurzen Layout noch mehrere mächtige Geraden." Teamkollege Brad Binder stimmt Millers Erklärung zu: "Du fährst hier circa 30 Sekunden nur geradeaus. Da hast du nicht viel Spielraum, um den Unterschied zu machen."

Für den Sprint am Samstag und vor allem das Hauptrennen am Sonntag rechnen die MotoGP-Stars aber mit mehr Streuung im Feld. Denn Reifenverschleiß wird auch im Thailand-Grand-Prix eine große Rolle spielen. Bauen die Pneus erst einmal ab, kann das mehrere Sekunden Unterschied pro Runde bedeuten.