Enea Bastianinis MotoGP-Saison 2023 will einfach nicht in Fahrt kommen. Der letztjährige WM-Dritte verletzte sich bereits im ersten Sprint in Portimao an der Schulter und brauchte dann einige Zeit, um wieder fit zu werden. Seit seiner Rückkehr sind es nun aber auch bereits fünf Grand-Prix-Wochenenden und Spitzenergebnisse sucht man vergeblich. Mit dem Bike, mit dem Francesco Bagnaia die WM dominiert, hat der zweite Ducati-Werkspilot es bisher nicht über Rang acht hinausgeschafft. Was hält den vierfachen Saisonsieger des Vorjahres zurück?

"Im Moment sind wir nicht konkurrenzfähig", muss Bastianini selbst konstatieren. Der Italiener machte in diesem Jahr einen Sprung von der GP21 direkt auf die GP23. Seitdem kann er seine große Stärke nicht mehr ausnutzen: "Ich bin eigentlich sehr gut am Kurveneingang und auf der Bremse. Dieses Jahr bin ich da aber nicht wirklich schneller, so wie das noch im Vorjahr der Fall war."

Bastianini kämpft zumeist im Mittelfeld, Foto: LAT Images
Bastianini kämpft zumeist im Mittelfeld, Foto: LAT Images

Bastianini kämpft mit der Motorbremse

"Das Problem sind alle Arten von Kurven. Jedes Mal ist das Gefühl am Kurveneingang nicht gut. Es ist schwer für mich, das Bike zu stoppen. Im Vergleich zum alten Motorrad ist dieses anders. Im Moment ist mein Fahrstil dafür nicht der richtige", erklärte der 25-Jährige. Was die GP23 so anders macht, konnte er ebenfalls spezifizieren: "Der Motor ist anders. Die Motorbremse passt nicht zu meinem Fahrstil."

Seit er das Problem erkannt hat, arbeitet seine Mannschaft fieberhaft an einer Lösung. Angesetzt werden muss an mehreren Punkten: "Es geht vermutlich mehr um die Elektronik [des Motors, Anm. d. Red.], aber wir müssen auch mit dem Setup diesem Weg etwas folgen. Wir müssen da einen Kompromiss finden."

Francesco Bagnaia fährt Enea Bastianini stets davon, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia fährt Enea Bastianini stets davon, Foto: LAT Images

Bagnaia erklärt Setup-Schwierigkeit der 2023er Ducati

Beim Finden dieses Kompromisses gibt es aber ein Problem. Teamkollege Bagnaia erklärt die besondere Schwierigkeit der Ducati des Jahrgangs 2023: "Es ist schwieriger als auf dem alten Bike. Eine gute Sache am alten Motorrad war, dass es mehr oder weniger auf jeder Strecke mit demselben Setup funktioniert hat. Beim neuen Bike musst du daran arbeiten." Häufig war zu beobachten, dass der Weltmeister am Freitag hinterherhing und dann erst im Verlauf des Wochenendes das richtige Setup fand.

Für Bastianini wird diese Problematik zur doppelten Aufgabe. Er muss das streckenspezifische Setup und die Lösung seiner Probleme mit der Motorbremse gleichzeitig finden. Daher hat er erst einmal vor, sich nicht unter Druck zu setzen: "Mein Fokus sollte mehr auf dem generellen Gefühl und nicht auf Resultaten liegen." Dabei will er mehr als nur sein Bike adaptieren: "Ehrlicherweise muss ich mich auch dem Bike anpassen und meinen Fahrstil verbessern."

Seine lange Verletzungspause hat bei der Suche nach Pace natürlich ebenfalls nicht geholfen: "Wir haben viele Rennen verloren und ich muss arbeiten, denn die anderen Fahrer sind einfach weiter als ich. Wir müssen so schnell wie möglich wieder konkurrenzfähig werden." Bastianinis Zwangspause aufgrund der Verletzung ist auch für Bagnaia ein entscheidender Faktor: "Für mich sind die Rennen, die er am Anfang der Saison verloren hat, für seinen langsamen Fortschritt verantwortlich." Der Weltmeister glaubt fest an ein Comeback seines neuen Teamkollegen: "Ich bin mir sicher, dass er sich verbessern wird."