In den MotoGP-Wintertestfahrten 2024 trumpfte Ducati-Sorgenkind Enea Bastianini mächtig auf. Er bewegte sich dort auf Augenhöhe mit seinen Team- und Markenkollegen Francesco Bagnaia und Jorge Martin und fuhr einmal die Tagesbestzeit. Nach einer schwachen Debütsaison in Rot, die von mehreren schwerwiegenden Verletzungen geprägt war, schien 'La Bestia' damit endlich wieder zur alten Form aus dem MotoGP-Jahr 2022 zurückgefunden zu haben. Keine unwichtige Erkenntnis, kämpft der 26-jährige Italiener doch um seinen Verbleib im Ducati-Werksteam.

Doch der Start in die MotoGP-Saison 2024 verlief dann nicht gänzlich nach Plan. In Katar qualifizierte sich Bastianini als Dritter zwar vor Teamkollege Bagnaia, konnte aber weder im Sprint noch im Grand Prix um den Sieg oder einen Podestplatz kämpfen. Zwar hielt sich der Mann mit der Startnummer 23 jeweils in der Spitzengruppe, aber eben nur im hinteren Bereich und nicht an der Front. Von Bastianinis berüchtigter Rennpace auf abgenutzten Reifen war kaum etwas zu sehen. Und so standen in Katar letztlich auch nur die Plätze sechs und fünf in Sprint und GP zu Buche, während die vermeintlichen WM-Rivalen Bagnaia und Martin jeweils einmal gewannen.

In Katar war Enea Bastianini (#23) nur im hinteren Spitzenfeld unterwegs, Foto: LAT Images
In Katar war Enea Bastianini (#23) nur im hinteren Spitzenfeld unterwegs, Foto: LAT Images

Enea Bastianini früh unter Druck: Bagnaia und Martin in Katar klar besser

Im zweiten Rennwochenende des Jahres legte 'La Bestia' dann erneut eindrucksvoll los, sicherte sich im Qualifying auf dem Algarve International Circuit die erste Pole Position seit dem Österreich GP 2022. Nur wenige Stunden später lief im Sprint von Portimao dann aber wieder nichts zusammen: Nur Platz sechs, mehr als vier Sekunden Rückstand auf Sieger Maverick Vinales und erneut deutlich von Martin geschlagen, dem vermutlichen Hauptkonkurrenten im Kampf um den letzten Ducati-Werksplatz 2025.

Als die MotoGP am Sonntag dann in den Portugal Grand Prix startete, stand Bastianini folglich schon etwas unter Druck. Er musste wieder an die Leistungen der Testfahrten anknüpfen und zeigen, dass 2024 auch auf den vordersten Positionen im Feld mit ihm zu rechnen ist. Denn fünfte und sechste Plätzen sind zwar ein klarer Fortschritt zur Vorsaison, werden ihn aber sicher nicht im Ducati-Werksteam halten. Dazu liefert die Konkurrenz, allen voran eben Pramac-Pilot Martin, in den vergangenen Monaten einfach zu starke Ergebnisse.

Enea Bastianini kämpfte im Portugal GP 2024 erstmals um das Podium, Foto: LAT Images
Enea Bastianini kämpfte im Portugal GP 2024 erstmals um das Podium, Foto: LAT Images

Vinales stoppt Enea Bastianini: War der Rennsieg möglich?

"Mit Blick auf meine begangenen Fehler vom Samstag war es heute wichtig für mich, ein gutes Rennen zu fahren", gestand auch der gebürtige Riminenser selbst im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Sonntagabend. "Ich hatte diesmal einen guten Start, aber Jorges war noch besser. Das restliche Rennen habe ich dann versucht, Maverick [Vinales, Anm.] zu überholen, aber er war im letzten Sektor zu schnell. Es war unmöglich für mich, ihn zu attackieren."

Vinales hatte Bastianini und zuvor auch dessen Teamkollegen Bagnaia im Verlauf der ersten Rennrunde überholt und sich anschließend auf dem zweiten Platz gehalten. Erst ein spätes Getriebeproblem spülte Bastianini zu Beginn der letzten Runde doch noch am Aprilia-Piloten vorbei. Der Italiener ist sich allerdings sicher, dass er auch ohne den Defekt an der RS-GP noch auf Platz zwei gekommen wäre. "Ich wusste, dass ich im letzten Rennabschnitt noch etwas mehr übrig hätte und Maverick in den letzten Runden noch abfangen könnte", glaubt er. Eine These, die wohl nie belegt werden kann. Dafür spricht: Bastianini fuhr in den letzten sieben Umläufen zweimal die schnellste Runde, hatte also wirklich die angekündigte Pace. Dagegen spricht: Auch Vinales fuhr in diesem Zeitraum einmal Bestzeit und war selbst in seiner letzten absolvierten Runde nur ein Zehntel langsamer als der Ducati-Pilot.

Ob es für Bastianini also tatsächlich noch zu Platz zwei gereicht hätte, lässt sich zumindest zahlenmäßig nicht belegen. Klar ist nur, zum Sieg hätte es am Sonntag definitiv nicht gereicht. Der einzige Wehmutstropfen einer ansonsten starken Leistung der Bestie. "Ich habe natürlich ein bisschen auf den Sieg gehofft. Aber weil ich hinter Maverick festhing, war es heute unmöglich", bilanziert Bastianini und erkennt an: "Wenn ich das gesamte Rennen über Zweiter gewesen wäre, hätte es vielleicht anders laufen können. Allerdings ist Jorge heute perfekt gefahren. Da hätte es wohl auch so nicht gereicht."

Enea Bastianini hofft auf Amerika GP: Gute Erinnerungen aus 2022!

In drei Wochen will der Ducati-Werkspilot nun einen neuen Anlauf auf den ersten Saisonsieg 2024 starten. Dann gastiert die MotoGP in den USA auf dem Circuit of the Americas (12. - 14. April). Eine besondere Strecke für Bastianini: "Letztes Jahr habe ich das Rennen verletzt verpasst, aber ich habe gute Erinnerungen aus 2022. Das war mein liebster Sieg aus jener Saison." Damals hatte er noch als Gresini-Pilot seinen zweiten MotoGP-Triumph in dominanter Art und Weise eingefahren und die folgende Europa-Tournee als WM-Führender begonnen.

2022 erzielte Enea Bastianini in Austin seinen zweiten MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images
2022 erzielte Enea Bastianini in Austin seinen zweiten MotoGP-Sieg, Foto: LAT Images

Ob dieses Jahr Ähnliches möglich ist? "Ich freue mich, wieder nach COTA reisen zu können. Aber ich weiß, dass wir ein Problem mit Marc [Marquez, Anm.] haben werden, er ist dort immer sehr schnell. Und andere Fahrer sind auch gut, wir werden sehen", scherzt Bastianini.