Der Aufstieg von Pedro Acosta in die MotoGP 2024 gilt als beschlossene Sache, auch wenn aktuell noch unklar ist, wie KTM den Schlamassel mit fünf unter Vertrag stehenden Fahrern und aktuell nur vier Motorrädern auflösen wird. Aller Voraussicht nach wird Acosta einer seiner derzeitigen Moto2-Kollegen in die Königsklasse folgen.

Die Kandidaten: Tony Arbolino und Jake Dixon. Sie gelten als die beiden verbliebenen Anwärter auf den zweiten Platz bei Gresini Ducati, wo Alex Marquez auch 2024 an den Start gehen wird, Fabio Di Giannantonio aller Voraussicht nach aber seine Koffer packen muss. Er wird mit einem Wechsel ins Superbike-WM-Paddock oder einer Rückkehr in die Moto2 in Verbindung gebracht.

Fabio Di Giannantonio muss die MotoGP nach zwei Jahren wohl verlassen, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl
Fabio Di Giannantonio muss die MotoGP nach zwei Jahren wohl verlassen, Foto: gp-photo.de / Ronny Lekl

Lange Zeit wirkte Arbolino wie der sichere Nachfolger für Di Giannantonio - und das aus gutem Grund. Im direkten Duell mit Dixon schneidet er klar besser ab: Der vier Jahre jüngere Italiener konnte in der Moto2 bereits fünf Grands Prix gewinnen, Dixon erst einen. In der Weltmeisterschaft liegt Arbolino aktuell 50 Zähler vor seinem Rivalen und nur zwei Punkte hinter WM-Leader Acosta.

Und dennoch soll das Pendel aktuell in Richtung von Jake Dixon schwingen. Das hat in erster Linie wirtschaftliche Gründe. MotoGP-Promoter Dorna hat zwar keinen offiziellen Einfluss auf die Fahrerwahl der Teams, sanften Nachdruck von Seiten des Rechteinhabers gibt es in diesen Belangen aber immer wieder. Dann nämlich, wenn die Dorna einen wichtigen Markt brachliegen sieht. Das ist aktuell in Großbritannien der Fall, wo man seit dem Rücktritt von Cal Crutchlow 2020 über keinen Stammfahrer mehr verfügt. Das wiederum stellt ein Problem für den britischen TV-Partner 'TNT Sports', ehemals 'BT Sports', dar, weil ein lokales Zugpferd fehlt.

Tony Arbolino jubelt über Platz 2 im Moto2-Rennen von Mugello
Tony Arbolino - Italiener gibt es in der MotoGP bereits zuhauf, Foto: LAT Images

Die Dorna ist bestrebt, TNT Sports den Wunsch nach einem britischen MotoGP-Piloten zu erfüllen. Denn wie im Paddock zu hören ist, könnte das Unternehmen schon bald mehr als nur ein TV-Partner sein. Der Dachkonzern Warner Bros. Discovery soll nämlich zusammen mit der Dorna an einer neuen MotoGP-Dokuserie arbeiten. Das Formel-1-Pendant 'Drive to Survive' gilt ja als Hauptgrund für den aktuellen Boom der Königsklasse auf vier Rädern, während ein erster MotoGP-Versuch unter dem Titel 'Unlimited' aufgrund unterschiedlicher Probleme kläglich scheiterte.

Sein britischer Reisepass könnte für Dixon also über Umwege zur Eintrittskarte in die MotoGP werden. Viel wird nun vom Verhandlungsgeschick der involvierten Manager abhängen. Arbolino-Manager Carlo Pernat gilt als Urgestein des Paddocks und pflegt hervorragende Kontakte zu Ducati und dem Gresini-Team, wo im Vorjahr mit Enea Bastianini ein weiterer seiner Schützlinge für Furore sorgte. Doch auch Dixon ist bei Gresini ausgezeichnet vernetzt. Sein persönlicher Manager Frankie Carchedi ist gleichzeitig aktueller Crewchief von Fabio Di Giannantonio, könnte also im kommenden Jahr direkt eine Doppelfunktion für Dixon übernehmen.