KTM hat für die MotoGP-Saison 2024 fünf Fahrer unter Vertrag, aber nach aktuellem Stand nur vier Plätze zur Verfügung: Zwei im Werksteam und zwei im Tech3-GasGas-Kundenrennstall. Ohne einen Vertragsbruch wird es bei KTM deshalb nach aktuellem Stand nicht gehen. Brad Binder und Jack Miller gelten als gesetzt, ebenso wie Supertalent Pedro Acosta. Darüber hinaus fährt Augusto Fernandez eine sehr überzeugende Rookie-Saison und Pol Espargaro gilt aufgrund seiner langjährigen Treue und seiner Aufbauarbeit in den ersten Jahren des Projekts als eine Art Maskottchen des österreichischen Herstellers.

Egal welchen Fahrer es in dieser Konstellation treffen würde, ein Rauswurf wäre zweifelsohne schwer zu rechtfertigen und würde KTM-Kritikern weiteres Futter liefern. Schon im Vorjahr musste sich die Führungsebene in Munderfing und Mattighofen Vorwürfe gefallen lassen, man sei eine Art Fleischwolf der MotoGP, in dem Fahrer gnadenlos verheizt werden. Setzt man nun einen Piloten trotz gültigen Vertrags vor die Tür, ist der Aufschrei bereits vorprogrammiert.

KTM unter Beschuss: Sie haben mich verar****! (06:48 Min.)

KTM versucht alles, um weitere Negativschlagzeilen zu vermeiden. Schon vor der Sommerpause fragte man bei MotoGP-Promoter Dorna um weitere Startplätze für ein drittes Team an. Doch man wurde enttäuscht. Die beiden freien Slots im auf 24 Fahrer gedeckelten Feld sollen für einen neuen Hersteller freigehalten werden, auch wenn aktuell kein Werk ernsthaftes Interesse an einem Einstieg bekundet.

KTM entschied sich nach der Absage für ein neues Kundenteam deshalb zu einem Strategiewechsel und versucht seither, eine Partnerschaft mit einem bestehenden Kundenteam der MotoGP herbeizuführen. Doch auch dieser Versuch blieb bislang erfolglos. LCR-Boss Lucio Cecchinello verweist auf seinen Kontrakt mit Honda bis Ende 2024, RNF-Chef Razlan Razali ist an Aprilia gebunden und die Gresini-Führungsebene einigte sich auf eine weitere Zusammenarbeit mit Ducati.

LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello am Kommandostand
Lucio Cecchinello musste KTM eine Absage erteilen, Foto: LAT Images

"Wir haben fünf Fahrer unter Vertrag, aber nur vier Bikes. Wir müssen also versuchen, ein fünftes Bike zu bekommen", fand KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Silverstone-Wochenende im Gespräch mit 'ServusTV' klare Worte. "Wir arbeiten daran und bemühen uns sehr. Wir haben in den letzten Wochen viele wichtige Gespräche mit der Dorna geführt. Wir bleiben dran. Wir bemühen uns um eine Erweiterung des Projekts im Grid um ein fünftes, oder von mir aus auch sechstes Bike. Aber der Fokus liegt darauf, für alle fünf Fahrer, die wir als unsere Kids bezeichnen und die wir sehr gerne mögen, eine Lösung zu finden. Daran arbeiten wir."

KTM bleibt also hartnäckig. Doch die Situation ist verfahren. Eine Entscheidung bis zum Österreich-GP vom 18. bis 20. August, den man immer gerne für große Bekanntgaben nutzt, scheint aktuell alles andere als realistisch.