KTM sieht sich in der Motorrad-Weltmeisterschaft aktuell mit einem Luxusproblem konfrontiert. Das Nachwuchsprogramm in den kleineren Klassen funktioniert zu gut. Es stehen nicht ausreichend MotoGP-Plätze für sämtliche Youngsters in den eigenen Reihen zur Verfügung. 2024 möchte man mit dem aktuellen Quartett bestehend aus Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaro und Augusto Fernandez weitermachen.

Gleichzeitig drängt aber Supertalent Pedro Acosta in die MotoGP. KTM würde ihn aus ersichtlichen Gründen gerne ein weiteres Jahr in der Moto2 halten, doch das kommt für Acosta nicht in Frage, wie er und sein Management wiederholt klargestellt haben. Der Vertrag des 19-Jährigen beinhaltet eine Deadline: Sichert ihm KTM bis zum 30. Juni keinen MotoGP-Deal für 2024 zu, darf er zu einem anderen Hersteller wechseln.

KTM möchte seine Nachwuchshoffnung natürlich auf keinen Fall verlieren. Und soll deshalb zu kreativen Mitteln greifen. Im Fahrerlager machen Gerüchte die Runde, wonach KTM bei Promoter Dorna um zwei weitere Startplätze für die MotoGP 2024 angefragt haben soll. Das Feld der Königsklasse ist ja grundsätzlich auf 24 Maschinen gedeckelt, nach dem Suzuki-Ausstieg stehen 2024 aber nur 22 Bikes in der Startaufstellung. Das Problem: Die zwei übrigen Plätze wollte die Dorna eigentlich für einen neuen Hersteller freihalten. Ernsthaftes Interesse zeigt daran aber kein Werk.

Es würde für die Dorna also durchaus Sinn machen, diese Plätze an KTM zu vergeben und so zwei weitere konkurrenzfähige Maschinen im Feld zu haben. Vertraglich gestaltet sich das aber schwierig: Denn den bestehenden Satellitenteams Pramac, VR46, Gresini, LCR, RNF und Tech3 wurde zugesichert, dass kein weiterer Privatier hinzukommt und so der ausgeschüttete finanzielle Kuchen nicht in mehr Stücke aufgeteilt werden muss.

Renommierte Privatteams wie Pramac Racing soll weitere finanzielle Sicherheit garantiert werden, Foto: LAT Images
Renommierte Privatteams wie Pramac Racing soll weitere finanzielle Sicherheit garantiert werden, Foto: LAT Images

Wo ein Wille ist, ist freilich auch ein Weg. Denkbar wäre etwa, dass das neue KTM-Kundenteam auf die Förderung der Dorna verzichtet und sich vollständig selbst finanziert. Das wäre vor allem dann eine Option, wenn sich zu Acosta ein prominenter Teamkollege gesellen würde. Marc Marquez wird seit mehreren Wochen mit einem Wechsel zu KTM in Verbindung gebracht, auch wenn er 2024 noch vertraglich an Honda gebunden ist. Dementsprechend ist ein Marquez-KTM-Deal aktuell reine Spekulation, doch der MotoGP-Transfermarkt lieferte in den vergangenen Jahren schon die wildesten Geschichten.

Motorsport-Magazin.com bemühte sich am Donnerstag im Fahrerlager von Assen um eine Stellungnahme von KTM zu einer möglichen Ausweitung des MotoGP-Projekts. Der österreichische Hersteller hielt aber fest, das man Gerüchte grundsätzlich nicht kommentiere. Ein Dementi gab es nicht. Pedro Acosta deutete am Donnerstag in einem Interview ebenfalls ein drittes MotoGP-Team für KTM in der Saison 2024 an: "KTM hat aktuell vier Motorräder und vier sehr starke Fahrer. Jetzt müssen sie andere Wege finden."