Für Fabio Quartararo lief der Start in die MotoGP-Saison 2023 überhaupt nicht nach Plan. Negativer Höhepunkt: Das Rennwochenende in Jerez - Eine Strecke, auf der er zuvor bei vier Teilnahmen immer um Pole Positions und Rennsiege gekämpft hatte. Im Qualifying gelang ihm nur der 16. Startplatz, im Sprint nur Rang 12. Den Spanien GP am Sonntag beendete der Yamaha-Pilot nach Kollision mit Marco Bezzecchi und Miguel Oliveira, sowie doppelter Longlap-Penalty schließlich als Zehnter - mehr als 15 Sekunden hinter Sieger Francesco Bagnaia.

Von einem Kampf um die Weltmeisterschaft kann Quartararo aktuell nur träumen: Nach vier Rennwochenenden und insgesamt acht Rennen [vier Sprints und vier Grand Prix, Anm.] hat er lediglich 40 Punkte gesammelt und liegt damit auf Platz elf der Fahrer-Weltmeisterschaft. Auf Titelverteidiger und WM-Leader Bagnaia fehlen bereits 47 Zähler. Mit Platz drei im Hauptrennen von Austin steht lediglich ein einziges Podest zu Buche.

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All das führte am Montagabend am Rande der achtstündigen Testfahrten in Jerez zu einer überraschenden Aussage Quartararos: "Ich war beeindruckt davon, wie Brad [Binder, Anm.] im Sprintrennen fahren konnte. Das habe ich noch nie gesehen. Ich träume davon, ein solches Bike zu haben, mit dem ich mich hinter einem anderen Fahrer so bewegen kann und dabei nicht stürzte."

KTM-Stärke ist die große Yamaha-Schwäche

KTM hatte am vergangenen Wochenende in Jerez mit starken Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht. Binder gewann den Sprint und musste sich im Hauptrennen Sieger Bagnaia nur hauchdünn geschlagen geben. Teamkollege Jack Miller kämpfte ebenfalls an der Spitze und beendete beide Rennen als Dritter auf dem Podest. Speziell die Art und Weise, wie beide Piloten ihre RC16 um den Circuito de Jerez bewegen konnten, beeindruckte aber.

Binder und Miller konnten anderen Piloten problemlos folgen und überholen. Mit überhitzenden Reifen, einem typischen Problem der modernen MotoGP, hatten sie nicht zu kämpfen. Das verleitete bereits am Sonntagabend Aprilia-Mann Aleix Espargaro zu einer spannenden Aussage: Seiner Meinung nach habe KTM das Konzept der modernen MotoGP am besten verstanden und ein echtes 'Renn-Motorrad' gebaut, das nicht nur in freier Fahrt, sondern eben auch im Verkehr gut funktioniert.

"Genau das fehlt uns aktuell, um an der Spitze zu kämpfen", glaubt Quartararo, der sich seit Jahren auf der Yamaha M1 im Verkehr mit überhitzenden Reifen herumschlagen muss und über Schwierigkeiten beim Überholen klagt. "Wir haben jetzt mehr Leistung, aber das alleine reicht nicht. Unsere Flügel sind noch zu klein. Wenn wir solche Flügel [wie die von KTM, Anm.] verwenden, sind wir deutlich langsamer. Wir brauchen also noch viel mehr Leistung, damit wir mehr Downforce erzeugen können."

Fabio Quartararo kämpfte in Jerez nur mit der GasGas-gebrandeten KTM von Tech3-Pilot Augusto Fernandez, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo kämpfte in Jerez nur mit der GasGas-gebrandeten KTM von Tech3-Pilot Augusto Fernandez, Foto: LAT Images

Jerez-Test bringt keinen großen Fortschritt bei Yamaha

Potenzial für mehr Topspeed hat Quartararo bereits erkannt, dafür muss Arbeitgeber Yamaha aber die Wheelie-Problematik beim Rausbeschleunigen aus langsamen Kurven in den Griff bekommen. "Das limitiert uns aktuell. Wir können nicht nah an anderen Fahrern dranbleiben und nicht überholen. Das ist unser größtes Problem", weiß der Franzose.

Am Montag lag der Fokus Quartararos beim achtstündigen Testtag in Jerez jedoch auf einer anderen Problemzone: Dem Speed auf eine schnelle Runde. "Ich bin etwas glücklicher als gestern. Ich konnte, verglichen mit dem Rennwochenende, gute Zeiten fahren. Das war positiv", sagt er. Neben einem neuen Chassis und Aero-Paket konnte Quartararo auch eine neue Schwinge, einen neuen Auspuff und neue Flügelelemente ausprobieren. Sein Fazit: "Es war nicht schlecht, aber auch nicht besser. Ich denke, dass wir in Le Mans weitere Tests durchführen werden. Dann sehen wir, was dabei rauskommt."