Fabio Quartararo hatte am Sonntag in Austin das erste Mal in der Saison 2023 ein Erfolgserlebnis. Der Weltmeister von 2021 fuhr als Dritter den ersten Podestplatz des Jahres ein. Mit dem Podium meldete sich der Yamaha-Star eindrucksvoll zurück, denn im Sprint am Vortag war er im Kampf mit der Konkurrenz über das Limit hinausgegangen und gestürzt. Auch an den ersten beiden Wochenenden in Portugal und Argentinien konnte er kaum Zählbares einfahren. Der Podestplatz in Amerika hatte daher besondere Bedeutung: "Es war ein wirklich komplizierter Start in die Saison, daher bin ich jetzt glücklich, vor allem für das Team."

Überschwängliche Freude gab es trotzdem nicht zu sehen beim Franzosen. In einem Satz gab er seine gespaltene Stimmungslage zu erkennen: "Das Positive ist, dass wir trotz unserer Probleme dennoch ein bisschen Freude im Team [über den Podestplatz, Anm. d. Red.] haben." Über die Probleme der Yamaha, vor allem deren mangelnde Beschleunigung, hatte er sich schon am Vortag ausgelassen. Das Rennen war trotz dem dritten Platz eine Bestätigung dieser Einschätzung: "Es war ein hartes und langes Rennen. Unser Problem ist die Leistung, die Beschleunigung, es kommt zum Wheelie und das führt zu vielen Problemen. Auf dieser Strecke hatte ich in Kurve 1, 11 und 20 sehr viel Wheelie. Wir müssen uns in diesem Bereich verbessern."

Marini-Rakete fliegt vorbei, Fabio: Schwer zu akzeptieren

Besonders deutlich wurde dies, als Luca Marini ihm den Zweiten Platz abnahm. Der Italiener, auf einer Vorjahres-Ducati sitzend, flog auf der langen Gegengeraden an Quartararo vorbei, als würde dieser ein Moto2-Bike fahren. Der Überholte schilderte sein Erlebnis: "Es ist schwer das zu akzeptieren und schwierig da ruhig zu bleiben, wenn du siehst, wie eine Rakete auf der Geraden an dir vorbeischießt. Ich blieb dabei ehrlichweise recht ruhig, das ist gut so." Im Gegensatz zum Vortag, als er das Unmögliche möglich machen wollte, fuhr der 23-Jährige diesmal das mögliche Ergebnis nach Hause: "Ich erwartete mir, dass ich an ihm [Marini, Anm. d. Red.] dranbleiben könnte, aber er hatte eine echt starke Pace am Ende. Ich war am Limit von Kurve 1 bis zum Ende. Ich sagte mir: Okay, halte die Lücke zu Maverick [Vinales, Anm. d. Red.] auf Rang 4 und sichere das Podest."

Schon im Vorjahr war Quartararo für ein gutes Ergebnis vom Qualifying und der Startphase abhängig. Überholmanöver sind mit der Yamaha M1 so gut wie unmöglich. Qualifying und Start hatte er in Portugal und in Argentinien jeweils vermasselt. In Austin gelang Besserung: "In den ersten beiden Rennen war unser Schwachpunkt, in den ersten Runden aggressiv zu Werke zu gehen. Heute und auch gestern ist uns das recht gut gelungen. In der ersten Runde versuchte ich zu überholen, denn das war unsere einzige Hoffnung auf ein Podium. Es ist wichtig für uns in den ersten Runden vorne dabei zu sein, dann wird unser Rennen viel einfacher. Das war diesmal clever von mir."

Fabio Quartararo konnte Luca Marini nur für eine Zeit hinter sich halten, Foto: LAT Images
Fabio Quartararo konnte Luca Marini nur für eine Zeit hinter sich halten, Foto: LAT Images

Kürzere Geraden in Jerez machen Quartararo Hoffnung für Spanien GP

Hat der Vize-Meister der Vorsaison damit zumindest psychologisch eine Wende für Yamaha eingeleitet? "Ich denke das bringt eine Menge Motivation und Selbstvertrauen, wenn es nach Jerez geht. Hoffentlich können wir bald einen Schritt nach vorne machen", versucht sich der Franzose in Optimismus. Nach dem Rennen in Spanien wird es einen Testtag geben, an dem Yamaha vielleicht die ersten Fortschritte machen kann. Für den Grand Prix in Jerez selbst hat Quartararo ebenfalls Hoffnung, was vor allem auf die Streckencharakteristik zurückzuführen ist: "Zum Glück sind die Geraden in Jerez kürzer, dort sollte es also okay für uns sein."

2020 siegte 'El Diablo' in Jerez, Foto: MotoGP.com
2020 siegte 'El Diablo' in Jerez, Foto: MotoGP.com

Außerdem hat der Ex-Weltmeister dort auch persönlich eine starke Bilanz vorzuweisen: "Seit meinem ersten Jahr [in der MotoGP, Anm. d. Red.] war ich dort jede Saison schnell. Ich habe mich dort immer in der ersten Reihe qualifiziert." Dennoch muss er angesichts von Yamahas derzeitiger Leistungsfähigkeit zugeben: "Wenn mir das erneut gelänge, dann wäre das ein großartiges Qualifying." Doch dieses wird es brauchen, wenn er mit der brustschwachen Yamaha erneut auf das Podest kommen will.