Für Miguel Oliveira hätte der MotoGP-Saisonauftakt 2023 in seinem Heimatland Portugal eigentlich kaum besser laufen können. Nachdem er bei seinem RNF- und Aprilia-Debüt bereits im Sprintrennen am Samstagnachmittag um eine Podestplatzierung gekämpft hatte, befand er sich auch tags darauf wieder im Kampf um ein Spitzenresultat.

Von Startplatz vier aus war der Portugiese gleich auf den ersten Metern des Grand Prix bis an die Spitze des Feldes nach vorne geschossen. Knapp anderthalb Runden führe er das Rennen an, ehe ihn Francesco Bagnaia in Turn 13 überholte. Dann das Desaster: Zum Start des dritten Umlaufs verbremste sich Honda-Pilot Marc Marquez - zu diesem Zeitpunkt Vierter - kapital, donnerte erst in Jorge Martin und schließlich in Oliveira.

Während Martin noch einige Zeit weiterfahren konnte, war das Rennen für Marquez und Oliveira sofort beendet. Letzterer war beim Aufprall heftigst durchgeschüttelt worden und musste noch an der Unfallstelle behandelt werden. Eine erste Diagnose nach Untersuchung im Medical Center ergab zwar nur eine Prellung im rechten Oberschenkel, eine Magnetresonanz am Montag in Lissabon zeigte dann aber doch schwerere Verletzungen. Oliveira erlitt beim Crash eine Bänderverletzung im rechten Bein. Er konnte mehrere Tage nicht gehen und musste auf einen Start beim Argentinien-GP in Termas de Rio Hondo verzichten.

Unfallverursacher Marquez erhielt eine Double-Longlap-Penalty, die er eigentlich in seinem nächsten Hauptrennen absitzen sollte. Diese steht aufgrund eines Verfahrensfehlers nach Protest des Repsol-Honda-Teams aktuell in der Schwebe. Unabhängig davon hatte Marquez für den Horror-Crash aber massive Kritik einstecken müssen. Zahlreiche Fahrer, allen voran Aleix Espargaro, forderten eine härtere Bestrafung. Nach Bekanntwerden von Oliveiras Ausfall schrieb das RNF-Team um Razlan Razali gar einen offenen Brief an die MotoGP-Verantwortlichen.

Oliveira akzeptiert Entschuldigung von Marc Marquez

Eine Aktion, die der Portugiese selbst wohl nicht veranlasst haben dürfte. Nach drei Wochen Verletzungspause ist Oliveira in Austin zurück im MotoGP-Paddock und äußerte sich am Donnerstag erstmals zum Unfall. Die Thematik um eine mögliche Marquez-Bestrafung habe er schon kurz nach dem Hauptrennen in Portimao nicht mehr weiter verfolgt, Groll hegt er keinen: "Marc und ich haben am Sonntag alles geklärt. Er kam ins Medical Center, um nach mir zu sehen. Er hat alles erklärt und sich bei mir entschuldigt. Damit war das Thema für mich erledigt."

Von einer zu laschen Bestrafung wollte der RNF-Pilot nichts wissen, vielmehr hoffe er, dass sein Kontrahent schnellstmöglich auf die Rennstrecke zurückkehren könne. Marquez fehlt - anders als Oliveira - auch in Austin bekanntlich noch verletzt. "Es ist sehr schade, dass die ersten beiden Rennen back-to-back stattfanden", sagt der Portugiese. "Aber in Anbetracht des Unfalls bin ich einfach froh, dass ich mir keine schwerwiegenderen Verletzungen zugezogen habe."