Für das Repsol-Honda-Team war es ein Wochenende zum Vergessen. Zwar sackten sowohl Dani Pedrosa als auch der gestürzte Marc Marquez noch Punkte ein, das erklärte Ziel ist diese Leistung jedoch nicht. Marquez brachte trotz Sturz noch drei WM-Punkte mit nach Hause, Pedrosa auf Rang vier immerhin 13. Zufrieden ist der Routinier mit seiner Leistung aber gar nicht. Zu viel ist in diesem Rennen für den Honda-Werkspiloten schief gegangen. Motorsport-Magazin.com hat sich das Honda-Debakel angesehen.

Pedrosas erster Fehler, wie er selbst betont, begann schon am Samstag. "Es war ein hartes Rennen, vor allem, weil es mein Ziel ist, vorn zu sein. Das ist aber schwer, wenn man ein schlechtes Qualifying abgeliefert hat", gibt Pedrosa zerknirscht zu. "Das sage ich immer und ich versuche es auch immer, aber es sieht so aus, dass ich immer schlechter werde, je stärker ich es versuche. Es ist wichtig, möglichst weit vorn zu starten, denn viele Fahrer schaffen es, am Anfang eine schnelle Runde zu fahren." Das glückte dem Honda-Piloten nicht. Während Sieger Jorge Lorenzo seine erste Runde nach 1:38.208 beendete, brauchte Pedrosa ganze 3.752 Sekunden länger.

An Problemen mangelte es Pedrosa in der Startphase überhaupt nicht. Der Honda-Pilot klagte über mangelnden Grip und eine rutschige Strecke, schlechtes Gefühl mit zu vollem Tank und das altbekannte Beschleunigungs-Problem. "Ich habe versucht, zu pushen, aber ich habe so viel Zeit beim Herausbeschleunigen aus den Kurven verloren", klagt der Routinier. "Vor mir waren die beiden Tech2-Yamahas und die zwei Suzukis. Bei jeder Beschleunigung habe ich zwei oder drei Zehntel verloren. Ich konnte auf den Bremsen viel wieder gutmachen, aber ich habe dann immer wieder zu viel Zeit verloren."

Gegen Rennende fand Pedrosa dann seinen Rhythmus. Für einen Anschluss an die Führungsgruppe oder gar einen Angriff fehlte jedoch die Zeit. "Das hat mir leider auch nichts mehr gebracht, denn das Rennen war schon zu lange im Gang. Die Lücke zu den Führenden zu schließen ist in solchen Fällen fast unmöglich", so der Honda-Pilot. Um dennoch Zeit gut zu machen, musste er seine Taktik ändern. Der Spanier ist im MotoGP-Fahrerlager nicht für seine aggressiven Manöver bekannt, doch besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. "Mit einem leeren Tank und und mehr Grip habe ich mich sicherer gefühlt und bin deshalb aggressiver gefahren", erklärt Pedrosa. "Durch meinen Nachteil am Kurvenausgang konnte ich dicht genug für ein Überholmanöver an meine Gegner heranfahren. Ich glaube, dann meine Pace an manchen Stellen ähnlich der Rossis, oder vielleicht sogar schneller war. Aber da war es schon zu spät." Dem Honda-Piloten blieb nichts anders übrig als seinen hart erkämpften vierten Platz zu verwalten und damit 13 WM-Punkte zu sammeln. Im Gegensatz zu Kollege Marquez noch ein Grund zur Freude.

Marquez: Die Front verloren

Den traf es in Le Mans noch viel härter. Fast synchron mit Andrea Dovizioso, der zu diesem Zeitpunkt vor ihm fuhr, crashte Marquez über sein Vorderrad nach 15 Runden aus dem Rennen. Kämpfer Marquez machte jedoch das Beste aus der Situation und fuhr mit einer Runde Rückstand auf den Führenden Lorenzo noch drei WM-Punkte ein, das allerdings nur aufgrund der diversen Stürze. "Ich bin enttäuscht", erklärt Marquez verständlich. "Ich habe einfach die Front verloren. Wenn man keine gute Beschleunigung hat, muss man halt alles auf den Bremspunkten wieder wettmachen."

Einen Zusammenhang mit dem Crash von Dovizioso gibt es in keinem Fall, trotzdem wundert sich auch der ehemalige MotoGP-Champ über einen solchen Zufall. "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen meinem Crash und dem von Dovizioso, aber interessant ist es schon, weil wir beide die Front verloren haben." Schuld an dem Debakel ist also Marquez allein. "Ich hatte auf den Bremspunkten keine Kontrolle und konnte nur fühlen. Im Training ist das für fünf Runden einfach, weil man sich nur darauf konzentrieren kann, aber über 28 Runden wird es schwierig."

Wo Teamkollege Pedrosa auf den Bremsen den Unterschied machte und sitzen blieb, ging es für Marquez in den Kies. Dabei hatte der WM-Zweite eigentlich vor, wie in allen Saisonrennen bisher, den GP auf kluge Art und Weise zu beenden. "Wenn man die Meisterschaft gewinnen will, muss man jedes Rennen managen", merkt Marquez an. "Ich habe nicht versucht, Rossi zu überholen und wollte meine Position halten. Ich habe es nicht geschafft, das Rennen auf eine gute Weise zu beenden, aber ich habe es versucht." Trotz der drei gesammelten Punkte hat dieser Crash dem Honda-Piloten die WM-Führung gekostet. "Ich wäre gern vorn, aber wir sind nur fünf Punkte hinter Jorge. Die Yamaha-Piloten scheinen stärker zu sein, aber wir werden versuchen, zurückzuschlagen." Auch nach einem Chaos-Rennen für das komplette Team hat Marquez sein altes Ich also doch noch nicht zu Grabe getragen.