Besser als der erste Trainingstag zum Grand Prix von Katalonien kann ein Freitag für Aleix Espargaro gar nicht laufen. Auf dem Circuit de Catalunya, nur wenige Gehminuten von seinem Elternhaus entfernt, knallte er im zweiten Freien Training - ohne den weicheren Reifen zu verwenden - die klare Tagesbestzeit auf den fast 50 Grad heißen Asphalt. Fast drei Zehntel betrug sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Marc Marquez. Maverick Vinales komplettierte als Fünfter ein ausgezeichnetes Teamergebnis für Suzuki.

Der Grund für den nächsten großen Schritt nach vorne mit der GSX-RR ist schnell gefunden. Der etwas schwachbrünstige Motor, der bisher das große Manko des Suzuki-Prototypen darstellte, wurde gründlich überarbeitet und macht Espargaro sowie Vinales auf den Geraden nicht mehr chancenlos. "Wir haben uns um etwa drei bis vier Stundenkilometer verbessert", meinte Espargaro nach den ersten beiden Trainings. "Normalerweise waren wir immer rund einen km/h langsamer als Bautista, jetzt sind wir circa zwei bis drei schneller. Das ist schon etwas wert und hilft uns natürlich, aber wir brauchen noch mehr."

Eine positive Überraschung für den Freitagsschnellsten war, dass der überarbeitete Motor nicht nur über mehr Leistung verfügt, sondern diese auch besser auf den Boden gebracht werden kann. "Als ich erfahren habe, dass wir hier einen neuen Motor verwenden, war ich etwas misstrauisch, denn mehr Leistung geht oft auf Kosten der Fahrbarkeit", gestand Espargaro. "Die Kraftübertragung ist aber sogar noch besser. Der Motor ist generell ganz anders. Vor allem bei niedrigen Drehzahlen spricht er viel gleichmäßiger an, was ein großer Fortschritt für uns ist. Die eigentliche Beschleunigung ist gar nicht besser, aber wir können das Gas früher aufmachen."

Die GSX-RR lässt sich nun am Kurvenausgang deutlich besser kontrollieren, Foto: Suzuki
Die GSX-RR lässt sich nun am Kurvenausgang deutlich besser kontrollieren, Foto: Suzuki

Mehr Leistung vor allem im Rennen entscheidend

Einen ganz entscheidenden Vorteil bringt die erzielte Steigerung mit sich. "Wir liegen jetzt nur noch etwa drei bis vier km/h hinter Yamaha, also sollten wir im Windschatten mithalten können", denkt Espargaro bereits an das Rennen am Sonntag. "Das ist extrem wichtig, denn sobald sie einen kleinen Vorsprung auf der Geraden haben sind sie weg. Wenn wir es schaffen, im Windschatten dranzubleiben, dann haben wir gute Chancen."

Das sieht auch Yamaha-Pilot Valentino Rossi so: "Ich habe die Pace von Maverick und vor allem von Aleix gesehen. Sie sind hier wirklich schnell. Es ist immer schwer, das Kräfteverhältnis vor dem Rennen zu beurteilen, aber sie scheinen aufgeholt zu haben. Der Motor ist wohl stärker, sie haben ein paar neue Teile dabei und die Maschine funktioniert gut."

Marc Marquez, am Freitag erster Verfolger von Espargaro, sah die Vorteile Suzukis am Circuit de Catalunya auch im schlechten Grip auf der Strecke begründet. "Die Motorräder waren hier heute sehr schwer zu kontrollieren", stellte der Vorjahressieger fest. "Man konnte die Power einfach nicht auf die Strecke bringen. Die Suzukis haben durch ihre geringere Leistung wohl eine bessere Traktion. Wenn sich der Grip verbessert, könnte das Kräfteverhältnis also zu unseren Gunsten kippen."

Andrea Dovizioso stellte fest, dass Espargaro auf seiner Heimstrecke schon immer herausragende Leistung gezeigt hatte. "Aleix ist generell ein sehr schneller Fahrer, vor allem im Training. Hier ist er aber noch einmal um einiges stärker. Das hat man auch in den letzten Jahren schon gesehen. Ich bin deshalb nicht allzu überrascht", meinte der Ducati-Fahrer.

Im Vorjahr wurde Espargaro auf der Open-Yamaha ausgezeichneter Sechster, Foto: Bridgestone
Im Vorjahr wurde Espargaro auf der Open-Yamaha ausgezeichneter Sechster, Foto: Bridgestone

Heimrennen als Ansporn

Espargaro bestätigte, sich in der Rolle des Lokalmatadors wohlzufühlen. "Ich genieße es immer, hier zu fahren, ganz egal mit welchem Bike. Das Layout ist einfach großartig und direkt in seiner Heimatstadt zu fahren macht natürlich unglaublich viel Spaß", meinte ein freudestrahlender Spitzenreiter. Selbst die regelrechte Belagerung durch Fans, der er hier ausgesetzt ist, macht ihm nichts aus. "Für mich ist das kein Stress. Nach dem ersten Freien Training habe ich kurz mit meiner Crew geredet und dann eine Stunde im Motorhome geschlafen. Natürlich werde ich heute mit vielen Leuten reden müssen, aber ich liebe das. Das macht mir keinen Druck, sondern nur Freude."