Platzt in Barcelona der Knoten des wankenden Riesen Repsol Honda? Der Trainingsfreitag lag nahezu fest in der Hand des amtierenden Team-Weltmeisters, ehe Suzuki-Pilot Aleix Espargaro spät als Party-Crasher auftrat. Bereits in FP1 hatten Marc Marquez und Dani Pedrosa die Plätze eins und zwei belegt, schienen dieses Kunststück auch am Nachmittag wiederholen zu können. Nach Ablauf der Uhr brannte Espargaro dann jedoch auf dem extra-weichen Hinterreifen für die Open-Klasse noch die absolute Tagesbestzeit (1:41.158) in den Asphalt, distanzierte Marquez (+0,3) und Pedrosa (+0,6) so noch relativ deutlich.

Der guten Stimmung bei Repsol Honda tat dies jedoch keinen Abbruch. Nicht nur lag die gesammelte Konkurrenz von Yamaha und Ducati hinter den beiden Honda-Werkspiloten zurück. Die gravierenden Probleme vom Rennsonntag in Le Mans, als die RC213V vor allem auf der Front nahezu unfahrbar war, schienen ebenfalls fast vollständig behoben. "Dass unser Motor zu viel Leistung bei den kurz übersetzten Gängen freigibt, ist nach wie vor der Fall. Da wir diesen als Werksteam während der Saison jedoch nicht weiterentwickeln dürfen, haben wir nun gute andere Möglichkeiten gefunden, das Problem in den Griff zu kriegen", freute sich Marquez.

Bereits am Mugello-Wochenende und dem anschließenden Testtag erarbeitete Repsol Honda durch Elektronik-Anpassungen ein stark verbessertes Fahrverhalten der RC213V am Kurvenausgang. Durch einen neuen Auspuff und eine angepasste Abführung der Abgase gelang es dem Top-Rennstall nun, auch die Stabilität der Maschine am Kurveneingang zu verbessern. "Ich habe deutlich mehr Gefühl bei der Fahrt in die Kurven, kann bereits wieder viel mehr Speed mitnehmen", erklärte Marquez.

Marquez und Pedrosa: Angst vor zweiter Rennhälfte

Doch auch allgemein zeigte sich der Weltmeister mit seinem verbesserten Arbeitsgerät hochzufrieden: "Der aggressive Motor ist nun allgemein viel softer zu fahren und ich habe wieder deutlich mehr Kontrolle über das Bike. Ich denke, der Kurveneingang ist momentan noch unsere Achillesferse, aber wir sind nun auf einem guten Weg. Wir rutschen da zwar noch zu viel, aber immerhin ist das ganze nun einfacher zu kontrollieren. Auf frischen Reifen hat es sich eigentlich bereits wie im letzten Jahr angefühlt, auf abbauenden jedoch leider nicht mehr ganz so toll."

Aufgrund der starken Basis für das Barcelona-Wochenende gehe es für Marquez und Co. nun bereits lediglich noch um Feinschliffe. "Das Bike passt soweit, aber wir müssen morgen noch viel an der Elektronik rumspielen, um das Leistungsniveau vor allem in der zweiten Rennhälfte konstant hoch halten zu können. Wenn der Tank leerer wird und sich die Reifen abnutzen, dürfen wir nicht wieder in das alte Problem-Muster rutschen. Das wird der Schlüssel für uns sein, wenn wir hier um den Sieg kämpfen wollen."

Marc Marquez will fortan wieder problemlos und schnell durch die Kurven fliegen, Foto: Milagro
Marc Marquez will fortan wieder problemlos und schnell durch die Kurven fliegen, Foto: Milagro

Teamkollege Pedrosa untermauerte nach seinem eindrucksvollen Auftritt mit Platz vier in Mugello auch am Barcelona-Freitag, dass sein Weg steil in Richtung Bestform verläuft. Die Armpump-Probleme scheinen zumindest für den Moment immer mehr in Vergessenheit zu geraten: "Ich bin definitiv wieder näher dran, und zwar was alles betrifft. Das Gefühl auf dem Bike wird immer besser, technisch bin ich wieder fast auf Best-Niveau und vor allem körperlich habe ich kaum noch Beschwerden", frohlockte der kleine Katalane.

Pedrosa entwicklungstechnisch zurück?

Will er beim Heimrennen vor Freunden und Familie tatsächlich einen weiteren Sprung nach vorne machen, muss jedoch noch einiges zusammenkommen. Gegenüber Marquez scheint sein Bike entwicklungstechnisch noch zurückzuhängen. "Wir haben heute den neuen Auspuff noch nicht ausprobieren können, müssen schauen, ob es zeitlich morgen reicht. Ich habe heute viel mit den Reifen und Schwungarmen experimentiert und hart am Fahrverhalten am Kurvenausgang gearbeitet. Für den Kurveneingang müssen wir uns morgen in den beiden Trainings noch etwas einfallen lassen", stellte Pedrosa klar.

Obwohl beide Repsol-Honda-Piloten auf eine Runde bereits Topzeiten abrufen können, wird es beiden beim Longrun-Vergleich mit der Konkurrenz leicht bange. Wie auch Marquez fürchtet Pedrosa dabei einen Leistungsabfall gegen Rennende: "Ich denke, wir sind fürs Qualifying auf einem guten Weg, aber für das Wochenende ist das nur ein Zwischenschritt. Wir wollen im Rennen auftrumpfen und da sind wir Stand jetzt noch nicht so weit, dass wir uns auf unseren Leistungen ausruhen könnten."

Vor allem der Vergleich mit dem Vorjahr, als sich Pedrosa erst wenige hundert Meter vor dem Ziel im Kampf gegen Marquez geschlagen geben musste, beunruhigt den Spanier ein wenig. "Ich bin heute schon Longruns gefahren und konnte konstant in den niedrigen 1:43ern fahren. Letztes Jahr waren wir aber konstant mehrere Zehntel schneller. Es kommt auf den Grip am Sonntag an, aber ich denke, dass kann auch dieses Jahr wieder die Messlatte sein." Trotz der Baustellen zeigt Pedrosa Zuversicht: "Versteht mich nicht falsch - unser Bike ist schon sehr gut. Wenn ich noch einen besseren Fahr-Rhythmus reinbekomme, fehlt mir nicht mehr viel zum angepeilten Limit."