Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um vorwärts zu kommen. Das scheint man zumindest bei Aprilia zu glauben. Bei den zweiten Testfahrten des Jahres in Sepang hatte man eine neue Evolutionsstufe der RS-GP gebracht, mit der man sich näher an die Konkurrenz heranarbeiten wollte. Doch genau das Gegenteil war der Fall - Alvaro Bautista und Marco Melandri verloren weiter an Boden. Es folgte ein Schlag ins Gesicht für die Ingenieure in Noale: das Fahrerduo wollte mit den Maschinen der ersten Stufe weitermachen.

"Wir haben das Motorrad der ersten Evolutionsstufe hierher gebracht und auch ein paar Teile der zweiten, die wir dann am Stufe-1-Bike getestet haben. Das grundlegende Layout und die Basiskonfiguration der ersten Stufe sind aber immer noch am besten", gesteht auch Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano gegenüber Crash.net.

'Am besten' bedeutete im Fall von Aprilia bei Sepang II 2,2 Sekunden Rückstand für Alvaro Bautista und 4,5 für Marco Melandri. Eine ordentliche Packung also für ein Werksteam, doch Albesiano macht den Fans keine Große Hoffnung, dass sich daran bis zum Saisonstart etwas ändern wird: "Natürlich werden wir aufgrund der Lehren aus den Testfahrten noch ein paar Verbesserungen vornehmen, aber das sind nur Details."

Melandri wird sich mit der RS-GP anfreunden müssen, Foto: Milagro
Melandri wird sich mit der RS-GP anfreunden müssen, Foto: Milagro

Wenig verwunderlich, dass für performance-steigernde Umbauten wenig Zeit bleibt, wenn die RS-GP derzeit noch nicht einmal für einen Renneinsatz gerüstet ist. Der Tank der Aprilia ist für eine gesamte Distanz nämlich deutlich zu klein. "Unser Benzintank ist nicht groß genug für eine Renndistanz, also müssen wir noch irgendwo Sprit unterbringen", gibt Albesiano zu. Er versucht zu beschwichtigen: "Es war ein absolutes Versuchsmotorrad. Wir werden zusätzlichen Platz für das nötige Benzin finden, die Teile dementsprechend vorbereiten und dann startklar für den Renneinsatz sein."

Beim Grand-Prix-Debüt der RS-GP in Katar wird die Comeback-Maschine der Italiener wohl vor allem auf der über einen Kilometer langen Start-Ziel-Geraden chancenlos sein. "Wir verlieren auf den Geraden und am Kurvenausgang Zeit", analysier Albesiano. "Der Grund dafür ist einerseits die fehlende Leistung, andererseits müssen wir auch noch unsere Traktionskontrolle exakt einstellen. Die Zeit, die wir am Ausgang verlieren, ist nämlich viel mehr, als man mit dem Leistungsnachteil erklären könnte."

Melandri: Alle Versuche bisher vergebens

Doch wie erklärt der Aprilia-Renndirektor, dass Marco Melandri mehr als doppelt so viel Zeit auf die Spitze verliert, wie sein Teamkollege Alvaro Bautista. "Marco hat immer noch kein Vertrauen zum Motorrad gefunden, obwohl wir viele, viele Dinge probiert haben. Wir haben sogar das RSV4-Superbike zu den Tests gebracht, weil wir wollten, dass er ein Bike fährt, welches er gut kennt und so einen Neustart machen kann. Er hatte zwar ein besseres Gefühl, aber das ist nicht die endgültige Lösung. Wir haben immer noch Probleme", stellt Albesiano ernüchtert fest. Das Hauptproblem Melandris sei aktuell nämlich nicht sein Motorrad, sondern der Umstieg von den in der Superbike-Weltmeisterschaft verwendeten Pirelli-Reifen auf die Bridgestone-Pneus der MotoGP.

Sorgen über Sorgen also bei Aprilia. Dementsprechend bescheiden sieht das Wunschergebnis Albesianos in Katar aus: "Wenn wir das Rennen irgendwo zwischen Platz zehn und 15 beenden könnten, wäre ich sehr zufrieden. Das wäre ein perfekter Start für mich."