Die MotoGP kehrt Sepang nach zwei Testfahrten den Rücken und übersiedelt allmählich in die Wüste von Katar, wo anderthalb Wochen vor dem Saisonstart der letzte Test ansteht. Der große Sieger von Sepang II war einmal mehr Marc Marquez. Der Weltmeister glänzte nicht nur durch schnelle Einzelrunden, sondern auch mit Durchhaltevermögen und einem Longrun, der den Gegnern den Angstschweiß auf die Stirn treiben dürfte.

Verlauf der Testfahrten

Marc Marquez untermauerte seine Vormachtstellung, die er schon beim ersten Test in Sepang innehatte, auch beim zweiten. An zwei der drei Tage war er der schnellste Mann und drehte mit 179 Runden zwischen Montag und Mittwoch auch mehr als seine Titelrivalen Jorge Lorenzo (177 Runden), Valentino Rossi (174) und Dani Pedrosa (160). Zwar kam Marquez nicht ganz an seine Rundenanzahl von Sepang I heran (182), stellte am Schlusstag mit 73 Runden binnen acht Stunden aber einen neuen Rekordwert in diesem Testwinter auf. Alleine am Mittwoch absolvierte Marquez damit eine Distanz von fast vier kompletten Malaysia Grand Prix.

Von den Einzelbestzeiten konnten sich über die drei Testtage Marquez und Lorenzo am meisten steigern. Marquez legte von Montag auf Mittwoch um zwei Sekunden zu, Lorenzo immerhin um 1,7 Sekunden. Die Verbesserung von Pedrosa und Rossi lag hingegen unter einer Sekunde. Die Top-Zeiten waren in Sepang II eine Spur langsamer als in Sepang I. Das lag vor allem an der Hitze, die den Asphalt teilweise auf bis zu 60 Grad erwärmte. Von den Spitzenfahrern konnte einzig Lorenzo in Sepang II seine Bestzeit von Sepang I unterbieten.

Die schnellsten Einzelrunden

Die allerschnellste Runde musste Lorenzo aber erneut Marquez überlassen. Der Weltmeister blieb an den drei Testtagen viermal unter einer Rundenzeit von zwei Minuten. Auf dem Medium-Reifen knackten diese Marke nur Lorenzo (5 Runden unter 2:00), Rossi, Bradley Smith, Cal Crutchlow und Andrea Iannone (je 1).

Die schnellsten zehn Runden in Sepang I und II (ohne Soft-Reifen):

Sepang I Sepang II
1.Marc Marquez 1:58,867 1.Marc Marquez1:59,115
2.Dani Pedrosa 1:59,0062.Jorge Lorenzo1:59,437
3.Valentino Rossi 1:59,4013.Marc Marquez1:59,541
4.Jorge Lorenzo 1:59,6244.Cal Crutchlow1:59,658
5.Marc Marquez 1:59,646 5.Jorge Lorenzo1:59,723
6.Dani Pedrosa 1:59,6726.Jorge Lorenzo1:59,756
7.Jorge Lorenzo 1:59,7627.Valentino Rossi1:59,833
8.Pol Espargaro 1:59,8518.Marc Marquez1:59,844
9.Marc Marquez 1:59,881 9.Bradley Smith1:59,883
10.Marc Marquez 1:59,904 10.Jorge Lorenzo1:59,887

Der Longrun-Check

Im Gegensatz zu Sepang I verzichteten Pedrosa, Rossi und Lorenzo diesmal auf Rennsimulationen auf frischen Reifen. Rossi und Pedrosa drehten an den drei Tagen überhaupt keinen einzigen durchgehenden Longrun. Lorenzo fuhr gegen Ende der letzten Session zwar elf fliegende Runden am Stück - allerdings mit angefahrenen Reifen. Einzig Marc Marquez simulierte am Mittwoch erneut eine volle GP-Distanz von 19 fliegenden Runden am Stück auf frischen Reifen. Dabei fiel er nur in drei Runden über eine Zeit von 2:01 Minuten - eine Marke, die andere Fahrer im Longrun nur ankratzen können.

Vergleichen lässt sich Marquez' Rennsimulation nur mit den - deutlich kürzeren - von Crutchlow und Iannone - zwei Piloten, die dem Weltmeister in dieser Saison wohl nicht gefährlich werden können. Ein Vergleich der Gesamtzeit ist allerdings möglich: In Sepang II dauerte Marquez' Rennsimulation der kompletten GP-Distanz (19 fliegende Runden) exakt 38:14,145 Minuten. Damit war er acht Sekunden schneller als noch in Sepang I. Seine Siegerzeit vom vergangenen Oktober (38:37 Minuten ohne Startrunde) unterbot er damit um 23 Sekunden.

Fazit

Marquez + RC213V = unschlagbar?, Foto: Honda
Marquez + RC213V = unschlagbar?, Foto: Honda

Dass Marc Marquez ein Ausnahmetalent und pfeilschnell ist, wissen wir schon seit seinem kometenhaften Einschlag in seiner Rookie-Saison. Zwei WM-Titel später glänzt er aber auch als eifriger Arbeiter. Bei beiden Tests spulte der Champion die meisten Runden unter den vier Titelanwärtern ab und schnappte sich vier von sechs möglichen Tages- sowie beide Test-Bestzeiten. Insgesamt hat Marquez nach sechs Testtagen bereits jene Distanz in den Knochen, die 2015 in den kompletten 18 Rennen zu fahren ist. Sowohl in Sepang I als auch in Sepang II fuhr er zudem einen vollen Malaysia Grand Prix am Stück und pulverisierte im Zuge dessen seine Siegerzeit vom Vorjahr.

Und die Konkurrenz? Während Rossi und Pedrosa beim ersten Test noch halbwegs mithalten konnten, verpassten sie es diesmal zuzulegen. Damit rutschte das arrivierte Duo auch hinter Lorenzo zurück, der sich im Vergleich zum Test-Auftakt deutlich steigern konnte. Aber selbst der zweifache MotoGP-Weltmeister wird alle Hände voll zu tun haben, um Marquez irgendwie in Schach halten zu können.