Herr Ringguth, wie groß ist die Vorfreude, bald wieder MotoGP-Rennen vor Ort kommentieren zu können?
Ron Ringguth: Das Kribbeln fängt allmählich an. Ich habe schon richtig Bock drauf, dass es endlich losgeht, aber muss mich jetzt noch vier Wochen gedulden.

Wie wird die Arbeitsaufteilung im neuen Team aussehen?
Ron Ringguth: Dirk Raudies und ich werden in der Kommentatorenkabine Platz nehmen. Es ist kein großes Geheimnis, dass wir nicht nur gerne zusammenarbeiten, sondern eng befreundet sind. Das ist wichtig, denn man verbringt viel Zeit miteinander in der Kabine und auf Reisen. Wenn wir uns nicht riechen könnten, könnten wir diesen Job auch nicht machen.

Hinzu kommt jetzt noch Alex Hofmann, der in den vergangenen Jahren schon ein wenig üben durfte. Eigentlich hatte ich ja schon in Valencia im Jahr 2007 die Idee, dass wir Alex nach seinem Karriereende mit einem Mikro vor die Kamera stellen. Er kennt jeden, spricht alle im Fahrerlager relevanten Sprachen, ist eloquent, intelligent und kennt sich durch seine Testfahrertätigkeit auch technisch bestens aus. Ich freue mich, dass meine Idee von damals, ihn vor die Eurosport-Kamera zu ziehen, jetzt umgesetzt wurde.

Alex Hofmann bildete gemeinsam mit Eddie Mielke jahrelang das Kommentatorenduo beim Konkurrenten Sport1. Dieses Duo hat sehr polarisiert. Was können wir von den Kommenatoren Ron Ringguth und Dirk Raudies erwarten?
Ron Ringguth: Man sollte sich von dem Gedanken verabschieden, dass man es allen Leuten recht machen kann. Es gibt in allen Sportarten Kommentatoren, die polarisieren. Für manche Fans sind das die besten Sprecher überhaupt, andere Zuschauer wünschen sie hingegen in die Hölle. Das wird bei uns sicher auch so sein. Wir werden es nicht allen Leuten recht machen können, versuchen aber, so breit wie möglich aufgestellt zu sein. Wir haben schon in unserer damaligen Ära (Eurosport übertrug die MotoGP bis 2008) gezeigt, dass man mit einer gewissen Lockerheit und Selbstironie etwas Unterhaltung hineinbringen kann.

Wir wissen von damals auch, dass sich ganze Familien gemeinsam vor den Fernseher gesetzt haben, weil sie von uns gut unterhalten wurden und spannende Rennen gesehen haben. Mittlerweile sind 80 Prozent der Zuschauer am Sachsenring männlich und 75 Prozent der Leute vor den TV-Schirmen. Da müssen wir etwas dran ändern.

Wie stressig werden sich die ersten Rennwochenenden gestalten, wenn man die Akteure im Paddock erst wieder neu kennenlernen muss?
Ron Ringguth: Bei der MotoGP-Klasse habe ich da keine Angst, denn die meisten Akteure sind uns noch von damals bekannt, als sie noch in den kleinen Klassen fuhren. In der Moto2 und Moto3 wird sich das schon etwas schwieriger gestalten. Das war schon früher fordernd, denn in den kleinen Klassen wechseln Fahrer so rasch Teams, Sponsoren, Nummern oder Helmdesigns. Jetzt müssen wir uns nach ein paar Jahren Absenz natürlich alles neu einprägen, da erwarte ich keine Wunder von uns. Wir müssen uns langsam herantasten und da müssen auch die Zuschauer ein wenig geduldig mit uns sein. Aber wir werden das sicher rasch auf die Reihe kriegen.

Wie war das Feedback der Fans, als das Kommentatoren-Duo Ringguth/Raudies von Eurosport bestätigt wurde?
Ron Ringguth: Ich habe kurz vor der offiziellen Präsentation in München ein Bild auf meine Facebook-Seite gesetzt und da hatte ich durchwegs positives Feedback. Es wird aber sicher auch welche geben, die dann sagen: Andere haben es besser gemacht. Ich hoffe, dass wir es so vielen Leuten wie möglich recht angenehm machen können.

Was erwarten Sie von dieser Saison aus sportlicher Sicht?
Ron Ringguth: In der MotoGP-Klasse sehen viele ja Marc Marquez wieder voran und nach den letzten beiden Jahren muss man den auch ganz vorne auf der Liste haben - keine Frage. Aber ich würde sagen, so ein älterer Herr namens Rossi dürfte erneut eine tragende Rolle einnehmen. Er hat seinen Biss noch immer nicht verloren. Eine kleine Anekdote zum Schluss noch: Das letzte Podium von Dirk Raudies war das erste von Valentino Rossi. Daran hat sich Rossi immer erinnert und Dirk wurde im Fahrerlager jedes Mal mit den Worten "Ciao, Dirkeee!" begrüßt. Auf diesen Satz freue ich mich schon am meisten. Ich drücke ihm die Daumen, dass der alte Mann ab und zu zuschlagen wird.