Titel, Triumphe, Traumrekorde: Die ‚Vorzeigeehe‘ zwischen Marc Marquez und seiner RC213V brachte Repsol Honda auch 2014 wieder maximalen Erfolg. Von Beginn des Jahres an verfügte der japanische Elite-Rennstall über die Kombination aus bestem Fahrer und bester Maschine - folgerichtig gelang die Titelverteidigung in Fahrer- und Teamweltmeisterschaft. Dass Honda sich zudem die Krone in der Herstellerwertung aufsetzte, kam angesichts der Dominanz seines Vorzeigeteams ebenso wenig überraschen.

Jedoch verlief die Saison für Repsol Honda bei genauerer Betrachtung alles andere als am Schnürchen. Vor allem Dani Pedrosa rief nach starkem Saisonstart selten seine Bestform ab, trotz großen Vorsprungs fixierte das Team nach einer schwachen Phase den Konstrukteurs-Titel letztlich erst beim Saisonfinale.

Marc Marquez' MotoGP-Saison der Superlative endete folgerichtig mit seinem zweiten WM-Titel, Foto: Milagro
Marc Marquez' MotoGP-Saison der Superlative endete folgerichtig mit seinem zweiten WM-Titel, Foto: Milagro

Das Team

Der FC Bayern München des Motorradsports erfüllte auch 2014 scheinbar spielend sämtliche Erwartungen. 14 Siege in 18 Rennen, 24 Podien und 14 Pole Positions münzte Repsol Honda bereits in den vierten Konstrukteurstitel in Serie um. Nach guter Entwicklungsarbeit an der 2014er-RC213V bereits in der zweiten Hälfte des vorangegangenen Jahres machte sich der Vorsprung des Klassenprimus vor allem zu Saisonbeginn eklatant bemerkbar. Obwohl Marquez zwei der drei Tests verletzungsbedingt verpasste, dominierte er im Tandem mit Pedrosa zunächst nach Belieben.

In den ersten vier Rennen gelangen Honda jeweils Doppel-Podien. Als Pedrosa durch Probleme mit Arm-Pump und anschließender Operation zurückgeworfen wurde, rückte Yamaha erstmals näher an den großen Kontrahenten heran. Erst bei der 13. Saisonstation in Misano gelang es dem Team um Valentino Rossi und Jorge Lorenzo jedoch, in einem Rennen mehr Punkte einzufahren als Repsol Honda.

Repsol Honda war für Yamaha letztlich einmal mehr eine Nummer zu groß, Foto: Milagro
Repsol Honda war für Yamaha letztlich einmal mehr eine Nummer zu groß, Foto: Milagro

Dass die Konstrukteurswertung dennoch zu einer spannenden Angelegenheit wurde, ist der bisweilen groben Fahrlässigkeit des Teams im letzten Saisondrittel geschuldet. Mit 248:111 Punkten düpierte Yamaha den bis dato virtuell unschlagbaren Kontrahenten, drückte den Rückstand vor dem Saisonfinale binnen fünf Rennen von 187 auf kaum fassbare 29 Zähler. Je drei Stürze Marquez‘ und Pedrosas inklusive je eines Ausfalls fing Repsol Honda durch ein Doppelpodium zum Saisonabschluss jedoch gerade noch auf. Mit beiden Piloten verlängerte das Team die laufenden Verträge vorzeitig um zwei Jahre.

Das Motorrad

Die RC213V gilt als die ‚Wunderwaffe‘ schlechthin im Motorrad-Sport. Mit überragenden Werten in nahezu allen relevanten Kategorien lief sie auch 2014 der nächsten Konkurrenz - Yamahas M1-YZR - wieder klar den Rang ab. Zwar musste sich Honda in Sachen Beschleunigung und Topspeed Ducatis Desmosedici GP14 sowie in Sachen Kurvengeschwindigkeit Yamahas Werksmaschinen geschlagen geben, hinsichtlich der Elektronik, auf der Bremse und dem Umleg-Verhalten der Maschine war die RC213V allen anderen jedoch wieder deutlich voraus. Dass zudem kaum gravierende Probleme mit Reifenverschleiß auftraten und sich die RC213V auch im Regen und bei Wechselbedingungen nahezu wie auf Schienen bewegen ließ, rundete das unschlagbare Gesamtpaket ab. Lediglich bei den Starts offenbarten Marquez und Pedrosa öfters Probleme, was wohl einem Kompromiss hinsichtlich der Elektronikeinstellung für die Rennperformance geschuldet war.

Die Fahrer

Gut, besser, am besten, Marc Marquez. Das zweite Jahr des Jahrhundertfahrers in der Königsklasse wird zweifelsohne als eine der beeindruckendsten und dominantesten Individual-Leistungen aller Zeiten in die Geschichte der MotoGP eingehen. Lediglich Nuancen verhinderten eine für den Sport und die Konkurrenz wohl ungesunde Dominanz des 21-jährigen Spaniers. Mit 13 Saisonsiegen und 13 Pole Positions stellte Marquez historische Bestwerte auf, scheiterte nach einem verpatzten Rennsetup in Brünn jedoch am ewigen Startrekord von Giacomo Agostini mit 11 Siegen zu Beginn einer Saison.

Marc Marquez drückte der Saison 2014 eindrucksvoll seinen Stempel auf, Foto: Milagro
Marc Marquez drückte der Saison 2014 eindrucksvoll seinen Stempel auf, Foto: Milagro

Nachdem sich Marquez beim 12. Saisonrennen in Silverstone bereits den elften Sieg gesichert hatte, schien das Einstellen der ‚ewigen‘ Bestmarke Mick Doohans mit zwölf Siegen nur noch eine Frage der Zeit. Jedoch zeigte Marquez mit dem WM-Titel vor Augen auf einmal ungewohnte mentale Schwächen, stürzte drei Mal in den nächsten vier Rennen und sicherte sich auch in Motegi ‚nur‘ mit einem zweiten Rang den überfälligen Titel. Somit verpasste es Marquez auch, Jorge Lorenzos Rekordpunktzahl aus dem Jahr 2010 zu überbieten (362:383). Durch zwei Siege zum Saisonabschluss gravierte das Jahrhunderttalent seinen Namen dann doch unauslöschlich in die Historie des Motorsports ein.

Teamkollege Pedrosa startete einmal mehr mit großen Ambitionen und als WM-Mitfavorit in die Saison. Vor allem aufgrund Marquez‘ verletzungsbedingter Pause bei den beiden finalen Tests vor der Eröffnung in Losail galt der WM-Dritte des Vorjahres als einer der Favoriten auf einen Blitzstart in die Weltmeisterschaft. Mit zwei zweiten und zwei dritten Rängen hielt Pedrosa die ersten vier Rennen über immerhin Anschluss an Marquez, verpasste infolge von Arm-Pump und anschließender Operation dann jedoch zwei Mal das Podium.

Trotz dreier anschließender Podestplatzierungen in Folge war der Zug in Richtung WM zu Saisonmitte für Pedrosa gefühlt bereits abgefahren. In Brünn gelang ihm mit seinem einzigen Saisonsieg zwar sein Jahreshighlight, insgesamt landete er nach dem Sommer jedoch lediglich drei Mal auf dem Podest. Im Konzert der Großen an der Spitze spielte er in der zweiten Saisonhälfte klar nur die ‚vierte Geige‘, landete mit mäßigen 246 WM-Zählern lediglich auf Gesamtrang vier. Jahr eins ohne seinen langjährigen Mentor Alberto Puig endete für Pedrosa somit äußerst enttäuschend. Der Wechsel seines langjährigen Crewchiefs Mike Leitner hin zu Ramon Aurin zur kommenden Saison schien das Resultat Pedrosas Abwärtsspirale gewesen zu sein.

Trotz des Lichts von zehn Podestplätzen hielt die Saison 2014 für Dani Pedrosa auch viel Schatten bereit, Foto: Honda
Trotz des Lichts von zehn Podestplätzen hielt die Saison 2014 für Dani Pedrosa auch viel Schatten bereit, Foto: Honda

Redaktionskommentar

Aufgrund unzähliger Komponente und äußerer Einflüsse scheint Perfektion im Motorsport nahezu unmöglich. Was Marc Marquez 2014 jedoch vor allem über die ersten zehn Rennen ablieferte, überschreitet eigentlich jegliche Vorstellungskraft. Im Sinne der Spannung war das unerklärliche Leistungstief Repsol Hondas im letzten Saisondrittel sicherlich eine Wohltat, für die Konkurrenz jedoch nicht mehr als ein Hinweis, dass das dominanteste Rennteam der Motorrad-Königsklasse eigentlich nur durch eigene Fehler zu bezwingen ist. Marquez könnte mit der hinzugewonnen Erfahrung seiner Fehler im WM-Kampf 2015 noch dominanter auftreten, während Pedrosa nach schwacher zweiter Saisonhälfte wieder vermehrt liefern muss. Bereits nach dem Rennen in Brünn testet Honda die neue RC213V für die kommende Saison - und offenbarte beängstigende Frühform. Der Konkurrenz wird einmal mehr ein enorm hartes Jahr ins Haus stehen (Samy Abdel Aal).