Marco Melandri und Alvaro Bautista hatten am Dienstag in Valencia ihren ersten vollen Testtag, der allerdings vom Regen stark beeinflusst wurde. Melandri, der gerade aus der World Superbike zurückkommt und das Bike schon kennt, musste vorrangig erst einmal wieder ein Gefühl für die Bridgestone-Reifen bekommen. "Es war ok. Selbst im Nassen brauchst du damit aber einen ganz anderen Fahrstil. Die Front liefert dir viel mehr Unterstützung, es ist also leichter auf der Bremse in der Kurve. Ich hatte ein paar Probleme mit dem Hinterrad, dann haben wir aber einige Änderungen am Bike vorgenommen und das Gefühl war gut. Ich bin also glücklich", erklärte er.

Für den Italiener ist allerdings auch das Chassis der Aprilia neu. "Ich denke, die Reifen machen wohl den größeren Unterschied als das Chassis. Das Chassis ist momentan zwar etwas anders, aber nicht so sehr. Die Reifen vermitteln dir ein ganz anderes Gefühl. Das Bike fühlt sich im Trockenen und selbst im Nassen viel steifer an. Ich denke, dass ich etwas Zeit brauchen werde, um mich daran zu gewöhnen." Das volle Potential der Maschine kenne Melandri noch nicht. "Ich denke, wir brauchen erst einmal ein paar Tage im Trockenen, also hoffentlich morgen und dann Ende November in Jerez. Ich weiß es aber noch nicht. Wir wissen, dass wir spät dran sind, das ist klar."

Momentan haben wir den Tank modifiziert, bekommen aber noch einen neuen, der kleiner ist. Das Chassis ist kleiner. Der neue Motor wird auch kleiner sein, aber den bekommen wir erst 2015", erklärte er weiter. In Sachen Elektronik startete das Aprilia Team mit der Basis aus der Superbike. "Ich denke nicht, dass das Level in der WSBK so niedrig ist, denn es ist frei, also kannst du machen was du willst. Nächstes Jahr werden wir die Marelli-Software haben. Aktuell denke ich, dass wir ein paar Strategien haben, die sehr gut funktionieren, andere haben noch Verbesserungsbedarf. Wir haben schon einige Ideen dafür. Ich bin sehr zuversichtlich."

Insgesamt sei es für Melandri nicht leicht, wieder in der Königsklasse zu starten. "Ich muss bei allem wieder von Null anfangen. Aber ich bin glücklich, denn wenn niemand irgendetwas von dir erwartet, dann kannst du vielleicht etwas Positives erreichen", sagte er abschließend. Sein neuer Teamkollege Bautista konnte in den letzten Jahren zwar MotoGP-Erfahrung sammeln, hat dafür aber keinerlei Referenzen auf Aprilia. "Wir haben heute daran gearbeitet, das Bike kennenzulernen und mich im Team einzufinden. Gestern bin ich nur ein paar Runden gefahren, in denen ich nicht so viel mitbekommen habe. Das Bike ist natürlich ganz anders als das, was ich zuvor gefahren bin. Ich muss meinen Fahrstil also anpassen."

Auf seinem neuen Arbeitsgerät fühle sich der Spanier wohl. "Ich habe das Gefühl, dass ich mich auf dem Bike noch stark verbessern kann. Ich habe das Gefühl, als wäre das Fahren im Nassen viel leichter als auf der Honda. Wir müssen aber noch mehr arbeiten, besonders am Motor, denn wir haben viel weniger Power als die anderen. Ich bin glücklich mit dem heutigen Tag", fuhr er fort. Trotz Nässe und Kälte habe ihm das neue Bike bereits ein besseres Gefühl vermittelt als seine Honda. "Auf der Honda hatte ich im Nassen immer Probleme am Kurvenausgang. Dieses Bike ist ganz anders. Du hast mehr Drehmoment und der Charakter des Motors ist anders."

"Ich fühlte mich heute gut und ich kann mich nicht daran erinnern, als ich mich zuletzt im Nassen jedes Mal verbessern konnte. Auf der Honda kam ich an einen Punkt und konnte mich nicht mehr verbessern, weil der Hinterradgrip einfach fehlte. Heute habe ich mich jedes Mal verbessert, wenn ich auf die Strecke gefahren bin. Das ist positiv", strahlte Bautista. Gleichzeitig meinte er aber auch, das Limit noch nicht erreicht zu haben.

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte Bautista, was ihn am ersten Tag am meisten überrascht hatte: "Der Motor, auf jeden Fall. Hintenraus hast du so viel Drehmoment und kommst ziemlich gut aus der Kurve heraus. Auf der Geraden ist er dafür so langsam. Wir verlieren da richtig viel, aber das ist normal, denn er Motor ist praktisch der Superbike-Motor und der ist anders. Ich mag den Charakter des Motors aber, er gleicht eher dem von Yamaha."

Nachdem Alex Hofmann am Vortag noch testete, unterhielt sich Bautista mit ihm. "Ich habe ihn über die beiden Motoren ausgefragt. Er hat gestern den normalen Motor und den mit den pneumatischen Ventilen getestet. Er sagte, dass der neue Motor schneller ist, besonders bei hohen Umdrehungen und das fehlt mir momentan noch bei unserem aktuellen Motor", verriet er.

Nach den starken Problemen, die er zuletzt auf seiner Honda hatte, sei sein Vertrauen nun wieder gestiegen. "Natürlich ist mein Vertrauen wieder hoch, wenn ich ein Bike fahre, das mir ein gutes Gefühl vermittelt. Ich weiß aber, dass das nächste Jahr anders wird als die vorherigen, denn unser Ziel ist es, ein Bike zu entwickeln und nicht um die WM zu fahren. Wir haben viel Arbeit vor uns. Wir liegen weit hinter Honda, Yamaha und Ducati. Unser Ziel ist, ein Bike zu entwickeln und die Leistung der Maschine jedes Mal zu verbessern."