Als wäre Australien 2013 nicht schon verrückt genug gewesen, setzten die Jungs dieses Jahr doch tatsächlich noch eins drauf. Strahlender Sieger: Valentino Rossi - und das wohlverdient. Sicherlich mögen die einen sagen, dass er nur gewann, weil Marc Marquez vor ihm stürzte und er die Führung übernahm, allerdings musste er auch erst einmal an die zweite Position kommen, um in der Lage zu sein, vom Marquez-Sturz zu profitieren.

In 82 seiner 250 gestarteten MotoGP-Rennen stand 'Il Dottore' nun also auf der obersten Stufe des Treppchens, zum sechsten Mal siegte er auf Phillip Island, insgesamt feierte er 108 GP-Triumphe. Giacomo Agostini siegte 122 Mal. Sollte er doch noch einmal Angst bekommen? Aber nun gut mit den Statistiken: Wir nehmen Rossi vollends ab, dass die Rückkehr zum Sieg nach neun Jahren auf der beliebten Insel ein wahres emotionales Ereignis war und freuen uns mit ihm.

Nein, Jorge Lorenzo hat nicht geblufft, Foto: Twitter/Jorge Lorenzo
Nein, Jorge Lorenzo hat nicht geblufft, Foto: Twitter/Jorge Lorenzo

Emotional war neben dem ersten MotoGP-Podium von Bradley Smith - für den wir uns sehr freuen - auch der zweite Platz von Jorge Lorenzo. Allerding eher negativ emotional geladen. Viele mögen behaupten, dass sich der Yamaha-Pilot ständig über die Reifen beklagt und alles auf Bridgestone schiebt und dem wollen wir auch gar nicht wiedersprechen. Aber was, wenn er keine Ausreden sucht, sondern Recht hat?

Rossi hatte genau das gleiche Problem in Austin: Die linke Flanke des Vorderreifen hielt nicht das, was sie versprach und sorgte in beiden Fälle für ein katastrophales, gefährliches Rennen. Bridgestone erklärte, dass entweder das Setup oder der Fahrstil zum Problem führten. Lorenzo konnte den zweiten Platz nur mit sehr viel Glück holen und das weiß nicht nur er. Zumindest hat Yamaha jetzt die Möglichkeit, die beiden Fälle mittels Datenanalyse zu vergleichen und herauszufinden, ob wirklich das Setup schuld war. Da Rossi und Lorenzo deutlich verschieden fahren, kommt die Frage des Stils wohl nicht auf.

Von Evolution zum Desaster

Apropos Reifen: Nein, wir wollen die Evolution des asymmetrischen Vorderreifens nicht verurteilen, schließlich ist das ein Schritt nach vorn und sicherlich auch in die richtige Richtung. Wären da nicht die starken Temperaturunterschiede, die Bridgestone scheinbar nicht richtig auf der Liste hatte. Zum Rennende der MotoGP hatten die Temperaturen so stark abgekühlt, dass zahlreiche Fahrer dem neuen Reifen zum Opfer fielen.

Pol Espargaro, Stefan Bradl, Dani Pedrosa, Marc Marquez, Alvaro Bautista, Andrea Dovizioso, Cal Crutchlow, Nicky Hayden und Hector Barbera hatten auf den neuen Pneu gesetzt. Sicherlich war zum Beispiel Pedrosas Ausscheiden nicht auf den Reifen zurückzuführen, dennoch geschahen die extrem vielen Stürze vorrangig am Rennende und durch das Wegrutschen des Vorderrades. Eingang Lukey Heights erwies sich als weniger lucky für Marquez und Crutchlow hatte nach dem Rennen bestimmt einige weniger kinderfreundliche Sprüche auf den Lippen.

Auch ein Weltmeister hat mal schlechte Tage, Foto: MotoGP.com
Auch ein Weltmeister hat mal schlechte Tage, Foto: MotoGP.com

Obwohl der Sturz für Marquez überraschend kam, gibt es für den Weltmeister keinen Grund zum Trübsal blasen. "Heute habe ich einen anderen Ansatz probiert. Weil ich keinen Druck hatte, habe ich versucht, von Anfang an zu pushen, um den größtmöglichen Vorsprung herauszufahren", erklärte er danach. Dieser Junge ist einfach nicht zu stoppen und garantiert wird uns mit ihm auch nie langweilig. Pedrosa hatte da schon mehr Grund die Wände hochzujagen. Schließlich ist sein Kampf um Platz zwei mit dem Ausfall so gut wie gelaufen und der kleine Spanier war nicht einmal selbst schuld.

Andrea Iannone hatte den Honda-Piloten in einem übermütigen Manöver gerammt, woraufhin dessen Felge so verbogen war, dass er nicht mehr an ein Weiterfahren denken konnte. Genauso wütend durfte Aleix Espargaro sein, der durch Stefan Bradls unangebrachte Aktion um den frühzeitigen Open-Titel gebracht wurde. Wäre es um den Sieg gegangen, hätte sicher jeder nachvollziehen können, warum Iannone und Bradl ein derart großes Risiko eingingen und zu spät bremsten - ganz davon abgesehen, dass sie anderen schadeten - aber im Rennen um die goldene Ananas mehr als überflüssig.

Des einen Leid... Wir kennen das ja. Nach Lorenzo profitierten auch und besonders Barbera, Alvaro Bautista, Scott Redding und viele weitere Piloten von den zahlreichen Stürzen. Als Belohnung gab es in Australien Punkte für alle Fahrer, die im Ziel ankamen und das erreichten schließlich nur 14 von 23 gestarteten Piloten. Sind wir zurück in den schlechten alten Zeiten? Nein, nur in Australien.