Den Fans wurde in Silverstone wieder ein MotoGP-Spektakel der Extraklasse geboten. In drei Kampfgruppen aufgeteilt, lieferten sich Marquez, Rossi und Co. eine 20 Runden andauernde Rennschlacht. Motorsport-Magazin.com mit der Analyse:

Kampf an der Spitze

In den Sessions sah es in Silverstone nach einer eindeutigen Angelegenheit für Marquez aus, doch im Rennen leistete Lorenzo dem Weltmeister erbitterten Widerstand. Der Mallorquiner gewann den Start und führte das Rennen in den ersten 13 Runden an. Marquez setzte sich erst im 14. Umlauf zum ersten Mal an die Spitze. In dieser Runde war er allerdings um über eine halbe Sekunde schneller und konnte sich so ein wenig absetzen.

Lorenzo, dessen Rundenzeit in Lap 14 zum ersten Mal über 2:03 Minuten kletterte, kämpfte sich aber zurück und nutzte einen Verbremser von Marquez in der 16. Runde zur erneuten Führung. Erst zweieinhalb Runden vor dem Ende konnte sich der Weltmeister mit einem aggressiven Manöver samt Berührung innen an Lorenzo vorbeischieben. Durch den Check hatte Lorenzo so viel Zeit verloren, dass er nicht mehr an Marquez herankam.

Wie ebenbürtig sich Marquez und Lorenzo in Silverstone waren, zeigt der Umstand, dass beide Fahrer jeweils 17 ihrer 20 Rennrunden unter 2:03 bestritten. Diese Marke unterschritten nur fünf weitere Piloten (Pedrosa, Rossi, Dovizioso, Iannone und Bradl), wobei nur Pedrosa (12) ebenfalls auf einen zweistelligen Wert kam.

"Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerechnet, dass Jorge von Beginn an so schnell ist. Ich hatte den gleichen Rhythmus wie in den Sessions davor, aber legte im Vergleich zu. Es war kein leichtes Rennen, denn vom Speed her waren wir identisch", sagte Marquez nach dem Rennen.

Rossi vs. Pedrosa vs. Dovizioso

Der Dreikampf um Rang drei war nicht minder spannend als das Duell an der Spitze. Vor allem in der Anfangsphase gingen Rossi, Pedrosa und Dovizioso ein unglaubliches Tempo. Erst ab der achten Runde rutschten die Zeiten des Trios in allmählich in den Bereich von 2:03, sodass Marquez und Lorenzo sich absetzen konnten.

Die Rundenzeiten stiegen - mit einer Ausnahme - bis zum Ende nicht über 2:03.4 Minuten. Vor allem Dovizioso überraschte, fielen die Zeiten der Ducati in dieser Saison doch vor allem in der Schlussphase der Rennen ab. Diesmal aber nicht: Dovizioso war in seinem vorletzten Umlauf (2:03.027) noch immer so schnell wie bei Halbzeit (2:03.183 - Runde 10).

Hoffnungen auf den Podiumsplatz durfte sich Dovizioso aber nur vier Runden lang machen, denn dann übernahmen Rossi (12 Führungsrunden in der Verfolgergruppe) und Pedrosa (4) das Kommando. Erst in der letzten Runde ging Dovizioso ein wenig die Luft aus. Dort verlor er auch endgültig seinen vierten Rang an Pedrosa.

Was wäre für Bradl möglich gewesen?

Stefan Bradl unterlief schon in der vierten Runde ein folgenschwerer Fehler. "Ich habe mich in Kurve 7 nach der langen Geraden verbremst und musste in die Auslaufzone. Dadurch habe ich viele Plätze verloren", sagte der Deutsche. Nach diesem Missgeschick fand sich der LCR-Honda-Pilot auf Platz 13 wieder. Scott Redding, Yonny Hernandez, Alvaro Bautista und Pol Espargaro, fanden sich plötzlich vor Bradl und mussten erst wieder überholt werden. In der Rundenzeit lässt sich ablesen, dass der Fehler ihn in etwa drei Sekunden kostete.

Was wäre für Bradl also ohne das Missgeschick möglich gewesen? Zieht man die drei Sekunden von seiner Rennzeit ab, findet sich Bradl auf Rang sechs wieder, doch so einfach ist die Milchmädchenrechnung nicht. Denn Espargaro verlor alleine acht Zehntel im letzten Umlauf, da er im Gegensatz zu Bradl nicht mehr bis zum Zielstrich voll durchziehen musste.

Ein Blick auf die Rundenzeiten zeigt aber zumindest: Die Top-5 waren außer Reichweite, Fehler hin oder her. Denn der Fünftplatzierte Dovizioso war in jeder einzelnen Rennrunde schneller als Bradl und auch Pol Espargaro war einzig in Lap 13 schneller als der Italiener. Bradl schätzte es nach dem Rennen richtig ein: "Ohne den Fehler wäre ich wohl Sechster geworden. Das war das absolute Maximum heute." Bradls Fehler war also ärgerlich, kostete ihn aber maximal den einen Punkt, der den Unterschied zwischen den Plätzen fünf und sieben ausmacht.