Ja, ja, ja! Das sind die Rennen, die wir sehen wollen! Das sind die Rennen, die zeigen, warum die MotoGP die Königsklasse aller Motorradrennen ist! Was für ein Kampf, was für ein Rookie, was für ein Kräftemessen. Endlich kann Jorge Lorenzo wieder seinen typischen Podest-Sprung vollziehen und endlich kann er wieder lachen. Aber muss Marc Marquez unbedingt erst stürzen, sich verletzen und vollgepumpt mit Schmerzmitteln Rennen fahren, um es spannend zu machen? Es sieht ganz danach aus.

Während wir Lorenzo in Assen noch als Helden bezeichneten, nachdem er kurz nach seiner Schlüsselbein-OP wieder im Rennen antrat und Punkte sammelte, fiel Marquez mit seiner Verletzung kaum auf. Als der Rookie die Boxengasse hinaus zur Sichtrunde fuhr, bewegte er seine Arme, als sei nichts gewesen. Schwer ist natürlich auch nachzuvollziehen, wie hart die jeweiligen Verletzungen wirklich sind.

Jorge Lorenzo ist wahrlich der letzte... unter den Mohikanern, Foto: Twitter/Hector Martin
Jorge Lorenzo ist wahrlich der letzte... unter den Mohikanern, Foto: Twitter/Hector Martin

Wir 'Normalsterbliche' würden uns wohl im Krankenbett krümmen und winden, während die Jungs einfach wieder aufs Motorrad springen und nicht einfach nur weiterfahren, sondern erneut an Grenzen gehen und um Siege kämpfen. Naja, vielleicht könnten auch wir mit derart starken Pillen und Injektionen zumindest eine Runde durch den Park spazieren. Dennoch sollte die Leistung verletzter Fahrer keinesfalls unterschätzt werden. Großer Respekt!

Dennoch war es schön, dass auch Lorenzo wieder einmal eine Chance hatte. Ob er die auch ohne Marquez' Sturz im Warm-Up gehabt hätte, sei einmal dahingestellt. Aber mal ehrlich: Die Marquez-Solo-Show wird langsam langweilig. Wir wollen Abwechslung und haben diese auch bekommen. Der amtierende Weltmeister verschaffte uns noch mehr Vergnügen und verpasste sich selbst und seinem Team kurzerhand einen neuen Look. Die Indianer im 18. Jahrhundert hätten sicherlich total auf diese Frisuren gestanden, heute lassen wir das einmal als modischen Ausrutscher durchgehen.

Trotzdem brach Marquez - man muss fast sagen 'natürlich' - auch an diesem Wochenende einen Rekord und zwar einen von Valentino Rossi persönlich: Er sicherte sich Podium Nummer elf seiner Rookie-Saison, während der neunfache Weltmeister selbst im ersten Jahr in der Königsklasse nur zehn Mal auf dem Treppchen stand. Dazu gab es noch zwei Strafpunkte für sein Tempo bei gelben Flagge. Als wäre er nach dem Sturz nicht genug gestraft. Aber Bürokratie steht eben immer vor Menschlichkeit. Marquez wird's weniger jucken, er fährt einfach weiter schnell. Gar nicht auszumalen, wie das weitergehen noch soll.

God Save the Queen

Dani Pedrosa war sichtlich enttäuscht. Der kleine Spanier konnte gegen seine beiden Landsmänner wenig ausrichten. Rossis vierter Platz ist - ob er ihn nun für besser oder schlechter hält - einfach nur ein vierter Platz. Alvaro Bautista hat wieder stark gekämpft, Stefan Bradl hatte fast schon übliche Beschwerden. Cal Crutchlow erlebte nach zahlreichen Stürzen ein enttäuschendes Heimrennen. Aber selbst der Brite dankte den aufmerksamen Streckenposten für die Rettungsaktion am Sonntagmorgen.

Die gut geschulten Marshalls hatten ihn nach seinem Sturz dank hoher Aufmerksamkeitsspanne schnell in Sicherheit gebracht, denn direkt hinter Crutchlow schlug Marquez ein und wären die Streckenposten nicht so achtsam und fix gewesen, wäre der Brite wohl von der RC213V im Schnellflug erwischt worden. Diese gute Reaktion hat Crutchlow den Landsleuten hoffentlich mit dem ein oder anderen spendierten Bier am Sonntagabend noch gedankt.

Doch nicht nur die Streckenposten waren super drauf, sondern auch das britische Publikum. Alle schwärmten und Scott Redding nach seinem überragendem Heimsieg am meisten. "Das war absolut einmalig. Es gab zwar Druck, gleichzeitig aber auch keinen, denn die Atmosphäre der Zuschauer hat mich angetrieben und beruhigt. Einen Heimsieg zu holen ist absolut einmalig und großartig für die Meisterschaft", meinte der Brite und über 73.000 begeisterte Fans dankten es ihm.