Was war allgemein die bisher spannendste Erfahrung in deinem Leben?
Katja Poensgen: Der eine Part meines Lebens war das Rennleben, der andere Teil ist das Muttersein und ich bin trotzdem noch bei den Rennen unterwegs. Das sind zwei völlig unterschiedliche Teile und in beiden gab es spannende Situationen. Der Wechsel in dieses neue Leben war sehr aufregend. Ich war plötzlich Mutter und sehe wie mein Baby aufwächst, wodurch ich auch immer wieder einen Spiegel vorgehalten bekomme. Das ist nicht nur aufregend, sondern auch eine große Herausforderung, mein Kind auf diese Welt vorzubereiten und ihr beizubringen, dass sie nein sagt, wenn sie etwas nicht möchte. Im Rennsport gab es auch viele spannende Erlebnisse. 2000 bin ich für das Alstare Suzuki Corona Team Superstock EM gefahren. Wir hatten ein Rennen in Misano, wo ich auf den zweiten Platz kam und den Rundenrekord fahren konnte. Der Chef von Corona - einem der Hauptsponsoren - kam zu mir und meinte: 'Katja, du bist so toll gefahren. Du hast einen Wunsch frei.' Eine Woche später ist die Superbike in Laguna Seca gefahren und ich wollte dort so gern zuschauen, also hab ich ihm gesagt, ich brauche ein Flugticket und einen Mietwagen. Er hat mir alle Unterlagen geschickt und ich bin ganz allein nach Kalifornien geflogen. Dort habe ich Kevin Schwantz kennengelernt, der hat mich rumgeführt und hat mir die besten Plätze an der Rennstrecke gezeigt. Das war ziemlich aufregend.

Kann man dein Familienleben als 'normal' bezeichnen?
Katja Poensgen: Manchmal ist es nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich bin viel unterwegs, habe aber eben auch mein Kind, meinen Freund und meinen Hund und will schauen, dass alle glücklich und gut untergebracht sind. Alle in meiner Familie sind aber ziemlich locker und können gut damit umgehen, dass ich auch einmal kurzfristig weg muss oder alle Pläne umwerfe. Daher bekomme ich das ganz gut hin, aber so ganz normal ist das Familienleben nicht. Wir haben zwischendrin immer mal normale Zeiten, aber ab und an ist es auch hektisch und die Mama ist dann eben mal nicht da. Auch den Haushalt kann ich nicht immer führen, aber wir kriegen das zusammen ganz gut hin.

Saß deine Tochter schon auf einem Motorrad?
Katja Poensgen: Sie ist jetzt acht Jahre alt geworden und ist noch nie auf einem richtigen Kindermotorrad gefahren. Ich möchte sie da auch nicht pushen, denn sie ist komplett anders als ich als Kind war. Ich bin früher zu allem, was Räder hatte, sofort hingerannt, habe mich draufgesetzt und mir einen Berg gesucht, den ich runterrollen kann. Das macht sie nicht. Mir ist es ganz egal, was sie mal macht. Sie muss keine Rennen fahren, sie kann auch Ballett tanzen oder sonst irgendwas.

Wo engagierst du dich heute?
Katja Poensgen: Ich arbeite für die Agentur Rebel Media, wir machen die TV-Übertragung der SUPERBIKE*IDM. Ich bin für sie als Moderatorin bei jedem IDM-Lauf dabei. Ich bin auch schon in der Produktion dabei und mische mit, wenn wir das Skript entwerfen. Ich bin Botschafterin für X-Lite-Helme. X-Lite stattet auch den ADAC Junior Cup aus, wodurch ich eine ganz gute Verbindung habe und mich ein bisschen um die Jungs und Mädchen kümmere. Dann kommen immer noch andere Dinge dazu. Ich moderiere zum Beispiel die DMSB Gala im Januar. Dann bin ich noch Mama, Freundin und Hundemutter. [lacht]

Könntest du dir ein Leben ohne Rennsport vorstellen?
Katja Poensgen: Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen, aber ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann wieder einmal einen neuen Lebensabschnitt für mich geben wird, in dem sich etwas ändert. Aber im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Für mich ist das auch eine große Familie, weil ich hier ganz viele Leute kenne. Jedes Mal, wenn ich zur Rennstrecke komme und ins Fahrerlager reinfahre, ist es ein bisschen wie Heimkommen. Das ist also ein Teil meiner Familie und deshalb kann ich es mir nicht vorstellen.