Der Saisonstart rückt immer näher. Nur noch zwei Testtage, dann heulen die V8-Motoren das nächste Mal beim ersten Freien Training der Saison in Bahrain auf. Am drittletzten Testtag der Winterpause fuhr ein Deutscher die Bestzeit, allerdings nicht Michael Schumacher oder Sebastian Vettel, die ebenfalls auf der Strecke in Barcelona ihre Runden drehten, sondern Williams-Pilot Nico Hülkenberg.

"Das war ein guter Test", sagte Hülkenberg nach seinem letzten Testtag vor seinem GP-Debüt in Bahrain. "Platz 1 ist schön, bedeutet aber nichts. Wir sind noch nicht in Bahrain!" Für das Team und ihn sei es aber dennoch positiv zu wissen, wozu das Auto in der Lage ist. "Wir haben viel am Setup gearbeitet und einige interessante Dinge gefunden. Ich bin bereit und zuversichtlich für Bahrain." Hülkenberg testete neue Seitenkästen, übte einige Starts und arbeitete am Setup des FW32.

Schumacher muss noch viel arbeiten

Der Deutsche fuhr in 1:20.614 Minuten 0,023 Sekunden schneller als Fernando Alonso und unterbot zudem die Donnerstagsbestzeit von Mark Webber. Hinter dem Spitzenduo reihten sich Pedro de la Rosa im Sauber, Tonio Liuzzi im Force India und Vettel im Red Bull ein. Michael Schumacher belegte mit einer Sekunde Rückstand auf die Bestzeit hinter Jaime Alguersuari im Toro Rosso Platz 7.

Michael Schumacher arbeitete vor allem an Long Runs., Foto: Sutton
Michael Schumacher arbeitete vor allem an Long Runs., Foto: Sutton

Der Rekordweltmeister setzte die Entwicklungsarbeit seines Teamkollegen Nico Rosberg vom Vortag fort und arbeitete an der Balance und dem Setup auf Long Runs, inklusive Boxenstopps und Boxeneinfahrten. "Es war ein positiver Tag, aber war auch etwas Stopp and Go durch Veränderungen am Auto und die roten Flaggen gegen Ende", sagte Schumacher. "Wir arbeiten hart und selbst wenn das Programm nicht so rund läuft, wie wir es gerne hätten, wird vom Team und mir in Bahrain noch mehr kommen. Wir arbeiten sehr gut zusammen und es gibt eine gute Atmosphäre im Team."

Vier Unterbrechungen am Nachmittag

Während der Vormittag unterbrechungsfrei blieb, zückten die Streckenposten am Nachmittag gleich vier Mal die rote Flagge. Zweimal blieb Jarno Trullis Lotus T127 liegen, das erste Mal stoppte ihn ein Hydraulikleck und beendete damit seinen geplanten Long Run, das zweite Mal war streikte erneut die Hydraulik, diesmal an der Lenkung. Zudem ging Trullis Cosworth Motor einmal am Ende der Boxengasse aus. "Insgesamt haben wir sehr gute Fortschritte beim Setup gemacht, aber es ist noch ein langer Weg", sagte Mike Gascoyne. "Die Richtung ist allerdings klar."

Auch Sebastian Vettel löste eine rote Flagge aus., Foto: Sutton
Auch Sebastian Vettel löste eine rote Flagge aus., Foto: Sutton

Neben Trulli musste Vettel einen Defekt in Kauf nehmen. Der Vizeweltmeister rollte im Schlussteil der Strecke aus. "Wir haben das Auto während einer Rennsimulation vorsichtshalber angehalten, um einige Dinge zu überprüfen", verriet Chefingenieur Ian Morgan. "Es war aber nur ein kleineres Problem und wir konnten bald wieder fahren." Fünf Minuten vor Testende löste Fernando Alonso die letzte Rotphase aus.

Kurz vor der Mittagspause um 13:00 Uhr absolvierten alle Fahrer ein Safety Car Training, bei dem sie eine vorgegebene Zeit einhalten mussten, die auf ihrem Display angegeben wurde. Fernando Alonso hatte ebenfalls eine Schrecksekunde zu verzeichnen, als er am Vormittag in Kurve 10 durchs Kiesbett rodelte - der Spanier konnte mit seinem F10 jedoch weiterfahren.

Alonsos Kumpel Robert Kubica kämpfte mit ganz anderen Problemen. "Es ist frustrierend, wenn man am Nachmittag wegen eines Aufhängungsproblems so viel Zeit verliert", klagte der Pole. "Ich bin aber sicher, dass das Team das Problem lösen wird, damit wir ein gutes Wochenende haben." Am Samstag sollen neue Aerodynamikteile an den R30 kommen, welche die Pace des Renault verbessern sollen.

Long Runs und Boxenstopps

Wie viele der Piloten absolvierte Jaime Alguersuari in seinem STR5 eine volle Rennsimulation, inklusive Boxenstopps. "Das war ein sehr nützlicher Tag, der mich einen Vertrauensschub gibt", sagte der Spanier. "Es ist noch zu früh, um über die Leistung zu sprechen, aber wir haben in den vier Testsessions viele Kilometer zurückgelegt. Ich bin viel besser vorbereitet als im letzten Jahr."

Robert Kubicas Renault hatte Aufhängungsprobleme., Foto: Sutton
Robert Kubicas Renault hatte Aufhängungsprobleme., Foto: Sutton

Auch Tonio Liuzzi erlebte einen guten Testtag. Der Italiener spulte über 400 Kilometer ab, dabei konzentrierte er sich am Vormittag auf die Performance und am Nachmittag auf Long Runs. Zudem arbeitete er an der Aufhängung, dem Benzinsystem und Kontrollsystemen. "Wir können zufrieden sein", fasste Liuzzi zusammen. "Wir haben alles ohne Probleme abgeschlossen und das Auto war sehr zuverlässig. Es reagiert sehr gut und verbessert sich von Tag zu Tag."

Pedro de la Rosa war von seinem Sauber C29 ebenfalls begeistert. "Das war eine sehr gute Saisonvorbereitung", teilte er mit. "Die Zuverlässigkeit des Autos war perfekt und ich glaube, die Performance ebenfalls gut, besonders bei Rennsimulationen." Der Spanier glaubt, dass er bei den vier Tests alles ausprobiert habe, was er ausprobieren konnte. "Heute war auch ein großer Tag für mich, da es eine Weile her ist, seit ich das letzte Mal eine Renndistanz gefahren bin."

Technikchef Willy Rampf bestätigte die Eindrücke seines Fahrers: "Insgesamt war es ein guter Testtag für uns", sagte Rampf. "Wir haben die Fahrzeugbalance durch einige Setupveränderungen im Vergleich zu gestern stark verbessert." Danach absolvierte man ein komplettes Rennwochenende mit Freiem Training, Qualifying und einer vollen Renndistanz. "Wir sind mit der Pace und der Zuverlässigkeit zufrieden."