Mike Gascoyne steckt im Stress. Es geht aber nicht nur darum, ein komplett neues Auto für das neue Reglement 2010 aus dem Boden zu stampfen, es geht vor allem darum, ein komplett neues Team auf die Beine zu stellen. "Beim Auto liegen wir ziemlich genau im Plan", sagt der Technikchef von Lotus.

Aber es gibt noch so viel mehr zu tun: Fahrer, Teammitglieder, Verträge, Sponsoren - all das deckt das Team mit Arbeit und Papierkram ein. Man könnte fast meinen, dass das Fahrzeugdesign dagegen zur Kleinigkeit verkommt. "Es ist niemals einfach", betont Gascoyne gegenüber Autosport. "Es ist immer das gleiche Drama, aber wir haben es unter Kontrolle."

Streitigkeiten ums Windkanalmodell

Das erste Chassis liegt im Plan. Das Windkanalmodell wurde schon getestet. Der Shakedown soll in der zweiten Februar-Woche stattfinden. Trotzdem gibt es einige Sorgen, gerade was das Windkanalmodell angeht. Seit Lotus zwei Bilder davon veröffentlicht hat, gibt es Bedenken bei Gascoynes ehemaligem Arbeitgeber Force India, dass es sich um ein Modell des diesjährigen VJM02 handeln würde.

"Unser Windkanalmodell wurde von Fondtech in Italien designt", so Gascoyne, der schon zu seiner Force India Zeit dort Arbeiten verrichten ließ. "Es basiert auf einem 2010er Chassis mit einem großen Tank, einem Cosworth-Motor, Xtrac-Getriebe, unserer Aufhängung und anderen Dingen." Bei Fondmetal habe man dann diverse Bodyworkteile daran gebaut, wobei einige der Leute von anderen Projekten hinzugestoßen seien. Force India prüft trotzdem, ob es sich um einen weiteren Spionagefall handelt.

Piloten: Erfahrung ist trumpf

Das Windkanalmodell erinnert viele Betrachter an Force India, Foto: LotusF1
Das Windkanalmodell erinnert viele Betrachter an Force India, Foto: LotusF1

Einfacher ist die Situation bei den Fahrern. "Wir suchen zwei erfahrene Piloten", sagt Gascoyne. Paydriver und Rookies stehen nicht auf der Liste. "In letzter Zeit ist klar geworden, dass wir bei den neuen Teams vom letzten zum ersten aufgestiegen sind. Wir werden als ernsthafter Teilnehmer angesehen." Das scheint nur nicht bis zu Ferrari durchgeklungen zu sein, die gerade Lotus am Mittwoch in einem Pressetext verspotteten.

Einer der Kandidaten ist Jarno Trulli. "Wir würden ihn gerne haben", bestätigt Gascoyne. "Er war auf einer Runde immer sensationell." In Abu Dhabi sprach der Technikchef aber auch mit Jacques Villeneuve. "Es ist schön, dass sich auch erfahrene Piloten für uns interessieren. Es werden einige Leute von den etablierten Teams zur Verfügung stehen und wir werden als beste Option angesehen." Bis Ende November soll die Entscheidung in der Fahrerfrage fallen.

Das Ziel für die neue Saison korrigiert Gascoyne schon jetzt nach oben. Bislang wollte er nur das beste Team der vier Neueinsteiger werden. "Das ist nicht mehr unser Ziel", betont er. "Das ist Fakt. Jetzt möchten wir ans Ende der etablierten Teams."