Als am Freitagmorgen die Motoren bei Brawn GP für das erste Training in Melbourne angelassen wurden, war das für das Team schon ein kleiner Erfolg, immerhin musste lange um ein Antreten gebangt werden. Dementsprechend froh waren auch alle, als es an die Arbeit ging, noch mehr Freude hatten die Teammitglieder aber bei einem Blick auf die Zeitenlisten, in denen beide Autos konstant in den Top Sechs auftauchten. "Trotz der begrenzten Testzeit, die wir vor diesem Rennen hatten, haben wir gezeigt, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben und wir haben heute gute Arbeit geleistet. Wir haben beide Reifen evaluiert und sind mit der allgemeinen Leistung zufrieden, also denke ich, dass wir eine gute Chance auf ein starkes Qualifying morgen haben", sagte Rubens Barrichello.

Jenson Button war vor allem mit der Leistung über Longruns zufrieden, speziell mit dem härteren Reifen. "Am weichen Reifen haben wir noch Arbeit, das wird also morgen im Training Vorrang haben", sagte er. Dass er am Ende des zweiten Trainings "nur" auf Rang fünf zu finden war, begründete er mit Verkehr auf seinen letzten beiden Runs auf neuen Reifen. "Es ist schade, denn wir wissen jetzt nicht, wie schnell wir über eine Runde sind. Morgen ist aber noch genug Zeit, um das herauszufinden."

Brawn findet Lichtverhältnisse wenig vorteilhaft

Laut Teamchef Ross Brawn stand am Freitag aufgrund der eigenen Natur des Albert Parks vor allem die Setup-Arbeit im Vordergrund, bei der die Autos an die Bedingungen und die Vorlieben der Fahrer angepasst werden sollten. "Die Streckenbedingungen wurden in der zweiten Session deutlich besser, wir sind aber eindeutig nicht die Einzigen, die das Fahren zu einer etwas späteren Zeit doch weniger vorteilhaft finden als erwartet. Das war ein guter Indikator für das, was wir am Sonntag vorfinden werden, wenn das Rennen zu ähnlicher Zeit stattfindet", meinte Brawn. An Problemen hatte das Team nur kleine Dinge festgestellt, die den geringen Testkilometern zugerechnet wurden.

Ross Brawn und sein Team können noch mehr herausholen, Foto: Sutton
Ross Brawn und sein Team können noch mehr herausholen, Foto: Sutton

Das Potential passte jedenfalls und Button meinte, dass das vor allem an der Arbeit der Leute im Team liegt und weniger an der langen Zeit der Vorbereitung. "Wir haben die Truppen gesammelt, ein gutes Lineup aufgestellt und einen Anführer gehabt. Die Führung von Ross war der Schlüssel dabei, dieses Auto zu bauen und die Leute richtig einzusetzen, damit wir als Einheit arbeiten und das Auto entwickeln, das wir heute haben", erklärte der Brite. Als Favorit wollte er Brawn GP aber noch nicht sehen, sondern bezeichnete die Mannschaft aufgrund der geringen Testkilometer weiter als Außenseiter. Vor allem die kleinen Problemchen, die am Morgen beispielsweise 20 Minuten kosteten, müssten noch aussortiert werden.

Noch viel Potential

Den Diffusor bezeichnete Button dafür als kein Thema mehr, nachdem der Protest der anderen Teams zurückgewiesen wurde. Stattdessen hat er nach wie vor das Gefühl, dass noch mehr im Auto steckt. Und dabei sieht er eben vor allem noch Potential bei den Reifen, die bei den Temperaturen am Nachmittag richtig zum Arbeiten kommen müssen. "Es ist noch viel zu tun, aber das ist irgendwie gut, auch wenn wir momentan noch nicht annähernd zufrieden mit der Balance des Autos sind." Als möglichen Anwärter auf einen Spitzenplatz am Sonntag sah er sich trotzdem, wusste aber nicht, wie viel Benzin die anderen hatten. Und auch das Qualifying könnte schwierig werden. "Wir sind auf neuen Reifen annehmbar schnell, aber wir schaffen es im Moment noch nicht, sie auf der ersten Runde zum Laufen zu bekommen."

Die Konkurrenz hatte Button derweil genau Auge. Bei Ferrari hatte er gute Longruns gesehen, mit die schnellsten. "Ich denke nicht, dass sie langsam sind und wir haben schon früher gesehen, dass die Ferrari und McLaren nicht ihr Maximum geben. Wir werden es morgen Früh sehen." Auch von Williams hatte er Notiz genommen, wusste aber nicht genau, wo die Pace dort herkam. "Wir wollen momentan aber nur unsere Arbeit machen. Über Nacht müssen wir herausfinden, warum wir die Reifen nicht zum Laufen bekommen. Ich bin mir sicher, dass wir das lösen können."