Einfaches Absperrband, zwei Aufsteller mit den Teamsponsoren und ein mit einem blauen Tuch abgedecktes Auto auf der Zielgeraden - das war alles, was BMW Sauber brauchte, um sein neues Auto für die Saison 2009 vorzustellen. Ob es ein schlechtes Omen war, dass das blaue Abdecktuch sonst nur zum Einsatz kommt, wenn das Auto auf dem Abschleppwagen zurück an die Box kommt, wird sich erst in Melbourne herausstellen.

Bei der ersten Installation Lap gab es jedenfalls keine Probleme - dafür einen kleinen Hauch von Cannes oder Hollywood: eingerahmt vom Blitzlichtgewitter fuhr Robert Kubica zwischen den Fotografen auf dem grauen Asphaltteppich die ersten Meter mit dem neuen Wagen.

Im Hintergrund thronte auf dem Boxengebäude das MotoGP-Siegerpodest vom Saisonfinale 2008. Auch das scheint wohl zu den allgegenwärtigen Sparmaßnahmen zu gehören: wozu Personal einteilen, um es wegzuräumen, wenn man in Spanien eh kein schlechtes Wetter zu befürchten hat? So weit die Theorie.

Die Spannung steigt: Heidfeld und Kubica enthüllen den F1.09., Foto: BMW
Die Spannung steigt: Heidfeld und Kubica enthüllen den F1.09., Foto: BMW

BMW Sauber war es trotzdem zu kühl, weswegen sie zusammen mit Ferrari und Toyota bald für zwei Wochen nach Bahrain reisen. Und wo bleibt da der Kostenspareffekt, wenn man Testkilometer und Tests begrenzt, dann aber mit allem drum und dran nach Bahrain fliegt? Die wärmeren Temperaturen zum besseren Verständnis der Reifenperformance sollen es rechtfertigen, heißt es von den Teams, die - bis auf BMW Sauber - in der ersten Testwoche des Jahres kein glückliches Wetterhändchen hatten.

Ferrari wechselte kurzfristig von Portimao nach Mugello. So wollte man dem angekündigten Regen ein Schnippchen schlagen. Funktionierte nicht ganz: auch in Mugello regnete es. Klug war die Entscheidung dennoch: in Portugal musste der letzte Tag sogar vorzeitig abgebrochen werden - Regen, Hagel und Unwetter machten die Woche zum Beinahereinfall. So konnte sich BMW Sauber in Valencia als Sieger fühlen, trotz der kühlen Temperaturen und des extrem starken Windes, der einmal sogar eine Glasscheibe vom Dach wehte und im Fahrerlager zerschellen ließ - aber Scherben bringen ja bekanntlich Glück; zusammen mit dem blauen Tuch kann dann ja gar nichts mehr schief gehen...

Wo sind die Launches geblieben?

Die schlichte Enthüllung des neuen F1.09 war so ziemlich das Beste, was die F1-Welt im Jahr 2009 an Präsentationen zu bieten hatte. Kosten senken, Geld sparen und überall einen wehmütigen Eindruck erwecken, ist nach den verschwenderischen Jahren der Vergangenheit angesagt.

Ach ja, die Geister der Launch-Vergangenheit. Als noch die Spice Girls beim McLaren Launch sangen, als der neue Jordan aus einem Frachtflugzeug entladen wurde, als selbst ein kleines Team wie Sauber mit Sugababes, Eiskunstläufern und Lasershows präsentierte. Nicht zu vergessen der silberne Mega-Launch in Valencia: 200.000 Menschen auf den Straßen, dazwischen F1-Demonstrationsfahrten, darüber ein kunterbuntes Feuerwerk und auf der Bühne Stargeigerin Vanessa Mae und der Circque du Soleil.

Daran konnte McLaren selbst als Arbeitgeber des jüngsten F1-Weltmeisters aller Zeiten nicht anknüpfen. Kosten sparen und so, Sie wissen schon. Trotzdem: Neben BMW Saubers Low-Key-Launch wagte sich nur McLaren Mercedes an eine richtige Präsentation in der eigenen Fabrik - als amtierender Weltmeister war man wenigstens das schuldig, ebenso wie ein funktionstüchtiges Internet.

Toyota zeigte sein Auto nur virtuell her., Foto: Toyota
Toyota zeigte sein Auto nur virtuell her., Foto: Toyota

Schnell fragten sich die anwesenden (und von der Außenwelt abgeschnittenen) Journalisten: wie ist es Mike Coughlan hier gelungen, diverse E-Mails mit Nigel Stepney und Pedro de la Rosa auszutauschen, geschweige denn hunderte Seiten starke Dokumente zu laden? Oder wurde die Internetsperre erst danach als Sicherheitsmaßnahme eingeführt?

Auch Toyota hatte so seine Probleme mit dem World Wide Web. Im Sinne des allgemeinen Kostensparens setzte man gehörig auf die Image-Schiene und entschied sich "angesichts der Weltwirtschaftslage" für einen Internetlaunch. Schon Wochen vorher verschickte Toyota per Presseverteiler Banner für die Launch-Website (berichten sollte man noch nicht darüber, sehr wohl aber später kostenlos Werbung dafür machen).

Wer dieses Spiel tatsächlich mitgespielt hat, trug zum Untergang der Internetpräsentation bei: kaum war der Countdown auf der Seite abgelaufen, ging gar nichts mehr. Statt interaktiven Features, Fahrerinterviews und vor allem des neuen TF109 gab es nur eins zu sehen: eine weiße Seite mit einer allzu bekannten Fehlermeldung: "Die Seite kann nicht angezeigt werden." Vielleicht hat man zu sehr gespart, und zwar an der Serverkapazität.