Dass Ferrari in Shanghai klar geschlagen wurde, konnte Stefano Domenicali nach dem Rennen nicht verneinen. Allerdings wollte er sich den Vorwurf der Teamorder wie sie 2002 in Österreich zelebriert wurde, auch nicht gefallen lassen. Als er direkt darauf angesprochen wurde, wurde er doch ein wenig ungehalten. "Das war etwas völlig Anderes. Ich verstehe, warum Sie das fragen, aber Sie scheinen sich nicht zu erinnern, was in Deutschland mit Hamilton und Kovalainen interessiert ist", betonte er. Aus seiner Sicht sei das Verhalten von Felipe Massa und Kimi Räikkönen ganz normal gewesen. "Die Fahrer wissen, was im Teaminteresse ist und sich machen das, ohne dass man was sagen muss."

Damit wollte Domenicali das Thema dann auch abgehakt wissen und sich lieber den Umständen widmen, die dazu geführt hatten, dass Lewis Hamilton seinen Piloten um die Ohren gefahren war. Denn die Stärke der McLaren musste er voll und ganz anerkennen. "Sie waren das ganze Wochenende schneller als wir. Sie haben vielleicht den besseren Job gemacht, aber sie waren sicher schneller", meinte er. Das habe sich das ganze Wochenende gezeigt und deswegen musste Domenicali auch erklären, dass Ferrari unter den gegebenen Umständen noch das Maximum herausgeholt hatte. "Lewis war in einer anderen Liga. Er fuhr perfekt, schnell und konstant. Wir konnten nicht einmal daran denken, ihn anzugreifen."

Es geht ums Verstehen

Warum der McLaren auf einmal so viel schneller war, das will der Teamchef nun herausfinden, denn in Brasilien möchte er nicht die gleiche Situation vorfinden. "Wir müssen bis Brasilien verstehen, wie und warum das möglich war, denn in Singapur und Fuji waren wir noch sehr schnell - über eine Runde und die Distanz." Rein von der Leistung bei den gegebenen Bedingungen betrachtet, erachtete Domenicali China neben Deutschland als das schwächste Rennen der Saison. "Das Einzige, was bei diesen Rennen gleich war, waren die Reifen. Wir müssen jetzt aber schauen, ob das alles war. Wir haben dieses Wochenende auch gesagt, dass wir nicht genug Grip haben und dass wir mit dem Handling des Autos im ersten Sektor nicht zufrieden waren." Sollte man bis Brasilien nicht verstehen, dann könnte man auch nicht um den Titel kämpfen, das war Domenicali klar.

Ob das Problem der Reifentemperatur mit der schwachen Leistung zu tun gehabt hatte, wollte der Teamchef jedenfalls noch nicht sagen, da er erst die Analyse abwarten wollte. Nur eines war ihm klar. "Wir waren langsamer, die anderen waren alle konstant auf ihrer erwarteten Pace. Wir waren also diejenigen, die nicht so stark waren. Ich glaube aber nicht, dass in einer Woche alle einen Schritt machen und wir nicht." Den reinen Zugang zum Finale könne man jetzt aber ohnehin nicht ändern, denn in den eigenen Händen liege der Titelgewinn - zumindest bei den Fahrern - ohnehin nicht mehr. "Wichtig wird sein, dass man cool bleibt, bei den Fahrern und beim Team."