Lewis Hamilton ist noch jung, hat gerade einmal eine volle Formel 1-Saison hinter sich. Doch schon nach seiner Debütsaison hatte er eine offene Rechnung mit dem Großen Preis von Monaco. Dort wollte er schon immer gewinnen und dort hätte er seinen ersten GP-Sieg schaffen können. Aber anno 2007 hat es nicht sollen sein, sein Teamkollege war schneller als er. "Lewis hat sich mental und physisch intensiv auf dieses Rennen vorbereitet", verriet sein Vater Anthony. "Es ist das Rennen, welches alle Nachwuchsfahrer gewinnen wollen." Im letzten Jahr habe es nicht geklappt, aber in diesem. "Es gibt zwei Dinge, die man im Leben als Rennfahrer erreichen möchte: einen Sieg in Monaco und den Formel 1-Weltmeistertitel - wir müssen jetzt nur noch eins davon schaffen."

Entsprechend fühlte sich Lewis nach seinem ersten Monaco-Triumph wie im siebten Himmel. "Dieser Sieg in Monaco ist ein Highlight meiner Karriere, an das ich mich immer erinnern werde", schwärmte er. Dabei sah es schon nach wenigen Runden ganz und gar nicht nach einem Sieg des Briten aus. "Ich startete gut und überholte sofort Kimi Räikkönen. Ich sah sogar eine Chance, Felipe Massa zu attackieren, doch dann wurde der Regen stärker und die Sicht schlechter", erklärte Hamilton. "In der Tabac-Kurve war sehr viel Wasser auf der Strecke, ich hatte plötzlich Übersteuern und berührte die Leitplanke."

Der Aufprall sei nicht schlimm gewesen, aber der Reifen nahm Schaden und Hamilton musste schon früh an die Box. "Wir hatten Glück, dass das so nah an der Boxeneinfahrt passiert ist", gestand Ron Dennis. "Natürlich waren wir besorgt", fügte Martin Whitmarsh hinzu. "Er hatte einen Reifenschaden und der war nicht geplant." Danach sei Hamilton aber ein fantastisches Rennen gefahren. "Er blieb ruhig, wir trafen die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit und er hielt das Auto für zwei Stunden von den Leitplanken weg."

Heikki Kovalainen war der Pechvogel des Tages., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen war der Pechvogel des Tages., Foto: Sutton

Eine Hilfe war Hamilton die erste Safety Car-Phase, die das Feld zusammenführte und seinen Rückstand auf die Spitze schmelzen ließ. Schon in den Sekunden des Aufruhrs nach seinem Leitplankenkontakt vollbrachte das Team eine strategische Meisterleistung: "Unter Zeitdruck entwickelten unsere Jungs den Strategiewechsel für Lewis, das war einfach brilliant", lobte Dennis. Hamilton konnte auf diese Weise lange draußen bleiben und kam bei seinem zweiten Stopp schon als Führender an die Box - und die Führung sollte er danach auch nicht mehr abgeben. "Als ich 40 Sekunden Vorsprung hatte, sagte mir das Team über Funk, ich sollte nicht weiter attackieren", so Hamilton. "Durch die zweite Safety Car Phase wurde es noch mal spannend, aber ich konnte das Rennen auch nach dem zweiten Neustart kontrollieren."

Dafür gab es Lob vom Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Ein sensationeller Lewis, seine Leistung war grandios. Der Kampf um den WM-Titel ist weit offen und jetzt wollen wir dranbleiben." Haug ging sogar noch weiter: "Wir hatten die beste Strategie, den besten Speed und bestimmt auch ein bisschen Rennglück." Nur Heikki Kovalainen war mal wieder der silberne Pechvogel. "Ich verlor jede Chance auf ein Top-Ergebnis, als ich beim Start zur Formationsrunde keinen Gang einlegen konnte", verriet der Finne.

Das Problem hat McLaren noch nicht genau analysiert, Whitmarsh beschrieb es vorläufig so: "Heikki verlor die Kontrolle über das Lenkrad und somit auch die Kupplung. Er konnte nichts machen." Das Team schob ihn in die Boxengasse, wo das Lenkrad gewechselt und die Systeme neu gestartet wurden. "Es war ein technisches Problem, nicht Heikkis Schuld", betonte Whitmarsh, der die Pechsträhne seines Piloten durchaus bemerkt hat: "Er hat leider sehr viel Pech."

Auch bei der zweiten Safety Car-Phase dauerte es lange, bis Kovalainen am Führungsfahrzeug vorbei gewunken wurde. "So landete er im Niemandsland und steckte dort fest." Dennoch habe er Kimi Räikkönen im Titelkampf einen wertvollen Punkt weggenommen. "Hätte Heikki nicht in der Startaufstellung ein Problem mit der Schaltung gehabt, wäre ein Doppelsieg möglich gewesen", glaubt Dennis. "Den Speed dazu hatten wir." Whitmarsh traut seinem Schützling auch weiterhin viel zu. "Seine Zeit wird kommen", sagt er. Kovalainen nimmt das wohlwollend auf: "Bei den nächsten Rennen heißt das Motto Angriff - ich will ein paar gute Ergebnisse holen."