Die ersten drei Austragungsstrecken der Saison in Melbourne, Sepang und Sakhir haben einiges gemeinsam. "Vor allem Malaysia und Bahrain haben ein ähnliches Setup", verrät Renault-Ingenieur Pat Symonds. Robert Kubica sieht im Bahrain International Circuit (BIC) jedoch eine ganz andere Herausforderung. "Die Strecke unterscheidet sich recht deutlich von Melbourne und Sepang", sagt der BMW Sauber-Pilot. "Sie hat lange Geraden mit harten Bremszonen. Zudem gibt es kaum schnelle Kurven."

Der BIC und nicht viel drum herum., Foto: adrivo Sportpresse
Der BIC und nicht viel drum herum., Foto: adrivo Sportpresse

Was sind also die Herausforderungen des BIC? "Die Strecke in Bahrain ist geprägt von mehreren langsamen Kurven und der sehr langen Start-Ziel-Geraden mit der engen Schikane am Ende", erklärt Willy Rampf. "Aufgrund dieses Strecken-Layouts ergibt sich bei der aerodynamischen Abstimmung ein Kompromiss." Einerseits verlangen die zahlreichen langsamen Kurven hohen Abtrieb, andererseits ist die Höchstgeschwindigkeit sehr wichtig. "Auch gute Traktion hat eine hohe Priorität, besonders in der engen Passage nach Start und Ziel."

Eine der großen Herausforderungen ist es, genügend Traktion aus den langsamen Kurven zu haben, um auf den folgenden kurzen Geraden nicht überholt zu werden. In Bahrain wird sich also endgültig zeigen, wer am besten mit dem Fehlen der Traktionskontrolle zurechtkommt. Das viele Rutschen bedeutet jedoch auch Mehrarbeit für die Reifen, besonders unter den hohen Temperaturen, die auf der Wüsteninsel vorherrschen. Bridgestone bringt deshalb die mittleren und weichen Reifenmischungen nach Sakhir.

"Die Reifen werden hier stark beansprucht; vor allem beim harten Bremsen am Ende der langen Geraden und in den Hochgeschwindigkeits-Schikanen", sagt Heikki Kovalainen. "Hier gibt es schnelle Richtungswechsel und die sind immer eine Belastung für die Reifen. Wir werden die Reifen deshalb schonen so gut es geht, im Rennen kann das entscheidend sein."

Ebenso wie der Umgang mit den Bremsen. Denn nach dem Wegfall von Imola ist Bahrain neben Montreal die härteste Strecke für die Bremsen. Auf sechs Geraden beschleunigen die Fahrzeuge, bevor sie für die folgenden Kurven wieder herunterbremsen müssen. "Die Streckenführung ähnelt der des Grand-Prix-Kurses in Kanada", sagt Martin Whitmarsh. "Wie dort wird in Bahrain mehrmals am Ende langer Geraden hart abgebremst. Das macht die Rennen spannend, weil an diesen Stellen überholt werden kann, aber die Fahrzeuge werden dabei stark beansprucht." Da es neben der Strecke in der Wüste keine Gebäude oder Bäume gibt, an denen sich die Fahrer orientieren können, müssen sie sich sehr konzentrieren, um die richtigen Bremspunkte zu finden.

Die Wüste fordert ihren Preis., Foto: Hartley/Sutton
Die Wüste fordert ihren Preis., Foto: Hartley/Sutton

Die Wüste spielt den Fahrern aber nicht nur wegen fehlender optischer Merkmale einen Streich. Vor allem am Anfang des Wochenendes hat die Strecke noch wenig Grip. Durch den teilweise starken Wind wird immer wieder Sand auf den Asphalt geweht. "Durch den Wind kommt oft Sand auf die Strecke, so dass sie neben der Ideallinie sehr rutschig ist", bestätigt Lewis Hamilton. "Der Sand beeinträchtigt das Gripniveau, so dass es an manchen Stellen richtig rutschig ist", ergänzt Kovalainen. "Das ändert sich allerdings im Verlaufe des Wochenendes beträchtlich, denn auf der Ideallinie gibt es im Lauf des Wochenendes immer weniger Sand. Der Staub in der Luft ist allerdings nicht so gut für die Motoren."

Denn um der Hitze vorzubeugen, würden die Motorentechniker gerne mit großen Kühlöffnungen fahren. Dem macht der Sand jedoch einen Strich durch die Rechnung. "Um das Eindringen von Sandpartikeln zu verhindern werden die Luftfilter der Motoren noch intensiver überprüft und öfter gewechselt als gewöhnlich", verrät Norbert Haug. "Das Belastungsprofil für die Motoren liegt aufgrund der Streckencharakteristik mit vier längeren Geraden, die jeweils in enge Kurven münden, im mittleren Bereich." Rund zwei Drittel der 5,4 Kilometer langen Runde werden unter Volllast gefahren.

Zwei Schlüsselstellen sind die erste und die letzte Kurve, beide bieten den Fahrern gute Überholmöglichkeiten. "Die besten Überholmöglichkeiten gibt es vor den Kurven eins, vier, sieben und zehn", analysiert Hamilton. Sein Teamkollege Kovalainen hat andere Lieblingsstellen: "Die Kurven sechs und sieben, ein schneller Rechts-Links-Knick - es ist ein tolles Gefühl, diese Hochgeschwindigkeitsschikane mit dem Formel-1-Auto im fünften Gang zu durchfahren." Auch Nick Heidfeld gefällt dieser Teil: "Eine der schönsten Passagen der ganzen Saison ist für mich die von der fünften bis zur vorletzten Kurve."