Die Lehre vom Rookie

Sebastien Bourdais ist kein gewöhnlicher F1-Rookie. Er musste lange auf seine Chance warten, hat bei den ChampCars Siege und Titel in Serie gefeiert. Der Franzose lässt sich so schnell nicht einschüchtern. "Wie hat sich Deine Leistung auf einer Runde verbessert?", wurde er am Mittwoch vor seinem Debütrennen gefragt. "Sie hat sich nicht verbessert, seit ich das letzte Mal darüber gesprochen habe", antwortete er frech. Sebastien Bourdais ist eben kein gewöhnlicher, angepasster, schüchterner F1-Rookie. Er ist Siege und Titel gewohnt.

Die Lehre von der Ehre

"Super Aguri ist tatsächlich hier", bestätigte Honda-CEO Nick Fry am Mittwoch vor dem Rennen. Das Team wurde gerettet. "Wir sind sehr froh, sie in der Box neben uns zu haben." Wirklich? Honda steht also gerne so weit am Ende der Boxengasse... oder ist das ein versteckter Hinweis darauf, dass Fry tatsächlich demnächst Daniele Audetto als Geschäftsführer bei Super Aguri ablösen wird?

Die Lehre vom Wert

Alex Wurz gilt als Edeltestfahrer und Technikkenner. Genau danach hat Honda gesucht. "Ross [Brawn] hat mir zu meinem Geburtstag eine Karte geschrieben, das war nach drei Tests für das Team", verriet Wurz. "Er meinte, ich hätte mir schon jetzt mein Gehalt verdient gehabt - also bin ich doch ganz gut oder zu billig."

Die Lehre vom Schlüssel

Die Saisonvorbereitung von BMW Sauber wurde von Balanceproblemen aus dem Gleichgewicht gebracht. Gab es dabei einen Schlüsselmoment? "Ja", sagt Mario Theissen trocken, "als die Fahrer mit dem Auto gefahren sind."

Die Lehre vom Schaden

Invasion der grünhosigen Männchen., Foto: Sutton
Invasion der grünhosigen Männchen., Foto: Sutton

Wer hat den Schaden hat... Mario Theissen war letztes Jahr einer der großen Gegner der Einheitselektronik. Sie sei viel zu teuer und rufe zu viele Probleme hervor. Während des Winters zerlegte BMW mindestens zwei Getriebe. Einheitsfabrikant MES scheint die Kosten dafür aber nicht zu übernehmen. "Bislang hat keiner angerufen", lachte Theissen. "Wir haben aber auch keine Rechnung geschickt. Wahrscheinlich haben sie deshalb nicht überwiesen..."

Die Lehre vom Laptop

Dass Rennfahrer über Datenausdrucken brüten, im Kämmerlein mit ihren Ingenieuren auf Monitore starren und im Cockpit auf aufgesetzte Fernseher schauen ist Formel 1-Alltag. Im Freien Training in Melbourne setzte Lewis Hamilton mal wieder neue Akzente: der Brite saß im Cockpit seines MP4-23 und tippte auf einem Laptop herum, der vor ihm auf dem Auto stand. Checkte Lewis während des Trainings nur noch schnell seine E-Mails? Vielleicht wollte er aber auch nur noch ein paar Infos über die Gewichtsverteilung des Ferrari einholen...

Die Lehre vom Fliegen

Der F1-Tross ist permanent unterwegs. Da geht schon mal was in die Hose. Sebastien Buemi und Kamui Kobayashi flogen nach ihrem GP2-Test extra am Samstag als Ersatzfahrer ein - nach 20 Stunden Flug und 10 Stunden Zeitunterschied waren sie wohl froh, dass sie nicht gleich im Qualifying vom Flugzeug ins F1-Cockpit springen mussten. Wenigstens konnten sie den langen Flug genießen. Anthony Hamilton verschüttete ein Glas Wasser und schaltete damit seinen First-Class-Hightech-Sitz aus, was ihn um den Komfort der ersten Klasse brachte. Alex Wurz wäre am liebsten selbst geflogen - natürlich nur beim Kitesurfen. Doch ein PR-Termin machte ihm einen Strich durch die Entspannungspläne. F1-Piloten haben es schon schwer.

Die Lehre von der Trauminsel

Heikki Kovalainen hätte sich für seinen Vorsaisonurlaub kein besseres Domizil suchen können: Hamilton Island. Die perfekte Einstimmung auf das, was ihm diese Saison blüht. Fernando Alonso kam das ganze Jahr 2007 so vor, als ob er auf dieser Insel eingesperrt gewesen wäre...

Die Lehre von den Farben

It's not easy being green. Nie traf diese Aussage so zu wie bei der neuen Teambekleidung des Honda Teams. Froschgrüne Hosen, weiße Hemden und selbst die weißen Trinkflaschen mit einem grünen Streifen sind an Einfallslosig- und Hässlichkeit kaum zu überbieten - vom Auto wollen wir gar nicht erst anfangen.

Die Lehre von vorne und hinten

Kaum hatte es Sebastian Vettel ins dritte Qualifying geschafft, kam die Ernüchterung in Form eines technischen Defekts. Die Fehlersuche begann er sehr analytisch: "Vorne hat alles gepasst, aber da ist auch wenig Elektronik und wenig Motor." Das Problem lag also irgendwo hinter ihm.

Die Lehren vom Sportchef

Wenigstens gab es einen Schirm gegen die Hitze., Foto: Sutton
Wenigstens gab es einen Schirm gegen die Hitze., Foto: Sutton

Eine halbe Stunde nahm sich Norbert Haug am Samstag Zeit für die Journalisten. Dabei entwickelte er auch einige Ratschläge für seine Fahrer. Zum Beispiel für den ersten Start ohne Traktionskontrolle: "Spät bremsen, früh einlenken und vorne bleiben." Na darüber werden sich Heikki und Lewis aber gefreut haben. "Sie würden sagen: Warum hast Du uns das nicht schon früher gesagt!" Noch mehr dürfte sich Kimi Räikkönen über den Ratschlag seines ehemaligen Motorsportchefs gefreut haben: "Für morgen würde ich ihm raten: überhol alle."

Die Lehre vom Zoff

"Zoff zwischen Haug und BMW" titelte eine große deutsche Boulevardzeitung am Wochenende. Der Höhepunkt am Samstagnachmittag nach dem Qualifying. Mario Theissen sitzt mit Journalisten zur Presserunde zusammen, plötzlich taucht Norbert Haug auf. "Gratuliere", sagt er. "Danke, ein guter Fight", antwortet Theissen. Beide lachen, verbreiten gute Stimmung und vereinbaren einen Termin für Sonntag. So viel zum Thema Zoff. "Vielleicht will er morgen einen Streit anfangen", sagt Theissen lachend, "aber es klang nicht so und ich habe auch keinen Grund." Auf einen physischen Streit hätte er sich sowieso besser nicht eingelassen. Davonlaufen wäre in so einer Situation wohl die robustere Strategie.

Die Lehre vom Essen

Nico Rosberg war nach dem Qualifying hungrig. Doch dann wurden alle anderen während der Presserunde vor ihm bedient. "Und ich? Ich werde hier völlig ignoriert!", klagte er. Wenigstens gab's später eine Entschädigung: "Darf ich den Keks essen?" Er durfte.

Die Lehre vom alten Kollegen

Giancarlo Fisichella und Nelsinho Piquet fuhren 2007 zusammen für Renault, der eine als Stammfahrer, der andere als Tester. Jetzt ist Fisico für Force India unterwegs, Piquet hat seinen Platz bei Renault übernommen. Hat Fisichella die schwache Vorstellung seines ehemaligen Teamkollegen überrascht? "Ein bisschen, aber nicht viel", sagte er mit einem Lächeln. Der Feind in deinem alten Auto.

Die Lehre vom Mitleid

Abkühlung der anderen Art., Foto: Sutton
Abkühlung der anderen Art., Foto: Sutton

Der gesamte Paddock schwitzte. "Es war so schei... heiß", beschrieb Nick Heidfeld die Hitze treffend. Ausgerechnet in diesem Rennen gab es Probleme mit seiner Trinkflasche, erst wollte sie in der Startaufstellung nicht aufhören zu pumpen, dann fungierte sie als Wasserkocher. "Ich habe kaum etwas getrunken, weil das Gesöff hatte mehr als Teetemperatur - das war wirklich extrem heiß." Nicks Teamchef Mario Theissen hatte schon vor dem Start Mitgefühl: "Es wird ein hartes Rennen für die Fahrer und es ist mit Sicherheit schon jetzt ein hartes Rennen für die Grid Girls, die so lange in der Hitze stehen müssen." Endlich mal einer, der auch an die Grid Girls denkt... Heidfeld sieht jedoch einen Hoffnungsschimmer: "Nur gut, dass das Rennen in Singapur nachts ist", sagt er. "Da werden wir tagsüber glühen und nachts schreien alle: jaaa...."

Die Lehre von den Press Releases

Nur sieben Fahrer im Ziel, einer davon disqualifiziert, fast jedes Team hatte einen Grund zu Klagen. "Ein enttäuschendes erstes Rennen für Force India", ließ Mike Gascoyne in der Pressemitteilung verkünden. "Das war eindeutig eine verpasste Chance, um Punkte zu holen. Aber ich bin mir sicher, dass werden heute eine Menge Press Releases sagen." Oh ja.

Die Lehre von der Fernsteuerung

Timo Glock ließ sich in seinem ersten F1-Rennen fernsteuern. Als Kimi Räikkönen ihn angriff, war bei seinem rechten Außenspiegel das Glas heruntergeklappt. "Also habe ich meinem Ingenieur gesagt, dass er mir Bescheid geben soll, wenn er im TV etwas sehen sollte." Das tat er. "Er hat pausenlos erzählt, was Kimi macht, damit ich mich verteidigen konnte. Das war ganz spannend, ein bisschen Abwechslung." Der ferngesteuerte Fahrer - es gibt ihn wirklich.

Die Lehre vom australischen Winter

Es gibt aber noch mehr Dinge, die es gar nicht geben dürfte. Kaum hatte sich Kimi Räikkönen mit einem Dreher aus dem einen Rückspiegel von Glock verabschiedet, wollte er seinen Vorsprung ausbauen, plötzlich kam er von der Strecke ab und flog von einer Bodenwelle zur nächsten, die er dann als Sprungschanze nutzte. "So was sollte da auf keinen Fall sein", beschwerte er sich. "Ich weiß ja nicht, ob die im Winter hier Skispringen machen..." Australien ist bekannt für seine Weltklassespringer.

Die Lehre vom Gesamtbild

Das ist sie: die SECU., Foto: Sutton
Das ist sie: die SECU., Foto: Sutton

Endlich ging es los, endlich wollten wir alle erfahren wer schnell ist und wer nicht. Das konnte nach den Tests noch niemand sagen. Und wer ist nun schnell? Nach dem Freien Training konnte es immer noch keiner sagen. Denn das Freie Training ließ genauso viel offen wie die Tests - von Reifen über Verkehr bis Spritmengen. Dann aber nach dem Qualifying: wer ist schnell? Verkehr, Spritmengen und die Bedingungen machten einen Strich durch die Rechnung. Aber das Rennen muss doch eine Aussage zulassen? Chaos, eine völlig andere Streckencharakteristik als bei den restlichen Kursen und noch mehr Chaos sorgten erneut für ein verzerrtes Bild. Dann eben beim nächsten Mal.

Die Lehre von der SECU

Ein Ferrari-Defekt im Qualifying, zwei Ferrari-Defekte im Rennen, zwei defekte Ferrari-Kundenautos bei Toro Rosso und Force India. Vielleicht war's ja die neue Standardelektronik aus dem Hause MES, Stefano Domenicali meinte jedenfalls, dass man diese noch besser verstehen müsse. "Sollte ein Ferrari ausfallen", scherzte Ron Dennis vor einigen Wochen in der Sport Bild, "wird unsere erste Reaktion bestimmt immer sein: Hoffentlich nicht wegen unserer Elektronik." Diese Sorge scheint im Siegestaumel irgendwie untergegangen zu sein.