Lernen, Lernen, Lernen, das scheint im Moment das Ziel von Heikki Kovalainen bei McLaren zu sein. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit spricht der Finne davon, dass er in der kommenden Saison bei seinem neuen Team natürlich einen guten Job machen will, er aber noch viel lernen müsse, wenn er erfolgreich sein will. "Es braucht noch ein wenig Zeit", ist seine Kurzzusammenfassung davon. Damit schafft es Kovalainen auch, den Druck ein wenig von sich wegzulenken, der entsteht, wenn man bei einem der besten Teams der Formel 1 im Auto sitzt.

Und auch etwas Anderes betont Kovalainen ständig. Er will das Jahr besser beginnen als das vorige, in dem er in Australien nicht unbedingt geglänzt hat. "Ich kann dann meine Leistungen während der Saison hoffentlich verbessern, regelmäßig Punkte holen und konkurrenzfähig sein. Am Ende der Saison kann ich dann hoffentlich sagen, dass ich viel besser war als in meiner ersten Saison", meinte der Finne am Donnerstag in Melbourne. Weitere Prognosen wollte er nicht anstellen und erklärte nur, dass McLaren ein gutes Auto und ein gutes Paket an den Start bringe.

Eine alte Formel 1-Weisheit wird Kovalainen trotz undurchsichtiger Prognose aber trotzdem beherzigen müssen: der Teamkollege ist immer der Erste, den es zu schlagen gilt. Dass der in diesem Jahr Lewis Hamilton heißt und bei McLaren ein paar Beziehungsjahre Vorsprung hat, sieht er dabei nicht als Problem. "Er mag mehr Fans und britische Unterstützer haben, aber das Team steht auch 100 Prozent hinter mir. Es steht genauso hinter mir wie hinter Lewis. Das ist für mich das Wichtigste", betonte der Finne. Die größere internationale Popularität von Hamilton ist für ihn auch nicht weiter überraschend, schließlich fuhr der Brite bis zum Ende der Saison 2007 um den Titel, während Kovalainen nach eigenen Worten ein schlechtes Jahr hatte. "Das kann ich in ein paar Jahren aber hoffentlich ändern", meinte er zum allgemeinen Fanaufkommen bei sich und Hamilton.

Beim Kajak-Fahrern wurde es schon eng, Foto: Sutton
Beim Kajak-Fahrern wurde es schon eng, Foto: Sutton

Denn eines ist ihm klar, er wird versuchen, seinen Teamkollegen zu besiegen, so wie er alle besiegen will. Dabei kam aber wieder die Sache mit dem Lernen ins Spiel. "Ich habe noch einiges zu tun, bevor ich Weltmeister werden kann. Ich muss mich verbessern und bin auch im Team noch recht neu." Die Chemie mit dem Team scheint aber zu passen, da sich Kovalainen mit allen gut versteht und betonte, mit niemandem ein Problem zu haben. "Das Management sagt mir, wenn etwas nicht passt und ich sage ihnen, wenn etwas nicht passt. Zwischen Lewis, Pedro, Gary und mir läuft es gut, wir lachen oft gemeinsam."

Ein Eindruck, den auch Hamilton bestätigte, der sogar meinte, dass die Beziehung nicht besser sein könnte. Bei dieser Feststellung konnte er sich auch einen kleinen Seitenhieb auf das Vorjahr nicht verkneifen. "Er war viel aktiver im Team als der andere Fahrer. Er ist gut für den Teamgeist", sagte der Brite. Das machte er daran aus, dass Kovalainen mit ihm gemeinsam Sport getrieben hat und auf Fitness-Reise war, wobei die Stimmung anscheinend bestens war. "Es ist toll, dass er an allem teilnimmt", freute sich Hamilton.

Aber auch für ihn wird es gelten, als erstes seinen Teamkollegen zu besiegen und den hat er durchaus auf der Rechnung. "Ich denke, er hat noch nicht seine Karten gezeigt. Jeder weiß, dass er stark ist und viel Talent hat. Wenn er dieses Jahr gut arbeitet, dann kann er mit dem guten Auto sicher gute Leistungen bringen. Ich bin mir sicher, er kann mich genauso pushen wie ich ihn", meinte der Brite. Am meisten freute Hamilton aber, dass die Pusherei nun endlich im Rennbetrieb losgeht. "Ich kann es nicht erwarten, ins Auto zu kommen. Es war so ein langer Winter. Es fühlt sich an, als sei das letzte Rennen schon ewig her", meinte er.

Vom Gefühl her war die vergangene Woche allerdings die längste für ihn. "Aber jetzt rückt das Rennen näher", freute er sich. In die Saison geht Hamilton mit der Gewissheit, besser vorbereitet zu sein als noch in der Saison 2007, da er mit seinem Trainer das Fitnessprogramm verbessert hat. "Wir haben hart gearbeitet, um dort hinzukommen, wo wir jetzt sind. Das Team fühlt sich besser als jemals zuvor und das Auto fühlt sich besser an." Der große Konkurrent Ferrari wird extern aber dennoch favorisiert. Danach gefragt, was McLaren dagegen ausrichten kann, meinte Hamilton nur: "Ihr werdet sehen, ihr werdet sehen." Andere Konkurrenten wollte er gar nicht auf der Rechnung haben, war allerdings schon gespannt, wie es nach den Tests denn nun wirklich aussieht. "Beim ersten Rennen sieht man dann wie wahre Pace."