Die Schmach von Monza saß tief, währte aber nicht lange. Nur eine Woche nach dem silbernen Doppeltriumph in Italien schlug Ferrari zurück. Kimi Räikkönen und Felipe Massa fuhren einen ungefährdeten Doppelsieg in Spa-Francorchamps heraus. Über den Sieg entschieden der Start und die Boxenstopps, wobei Massa seinem Teamkollegen beide Male nicht nahe genug kam, um den Finnen zu fordern.

"Ferrari war zu schnell für uns", gestand Fernando Alonso, der den dritten Platz belegte. "Ich habe im ersten Stint versucht Felipes Pace mitzugehen, wollte ihn beim Boxenstopp überholen, aber er verschwand langsam am Horizont. Nach dem Stopp sahen wir ihn nie wieder." Auch für die Experten war Ferrari an jenem Wochenende die Messlatte. "Ferrari war unschlagbar, sie waren unglaublich schnell, sagenhaft", staunte Christian Danner. "McLaren hatte überhaupt keine Chance", pflichtete Niki Lauda bei.

Beide Ferrari waren auf einer Zweistoppstrategie unterwegs. Räikkönen stoppte in Runde 15 als erster der vier Toppiloten zeitgleich mit Alonso. Massa und Hamilton kamen exakt eine Runde später. An der Reihenfolge änderte sich jedoch nichts. Bei der zweiten Boxenstopprunde gab es ein verändertes Bild: Räikkönen und Massa stoppten wieder hintereinander in den Runden 31 und 32. Die 5,9 Sekunden Rückstand konnte Massa auf seiner zusätzlichen Runde nicht aufholen; er blieb Zweiter, auch wenn er in den Schlussrunden noch einmal an Räikkönen heranfuhr. "Im ersten Stint hatte ich vielleicht etwas zu viel Frontflügel, das Auto übersteuerte", sagte Massa. "Im 2. Stint war es besser, ich konnte den Abstand zu Kimi gleich halten. Im 3. Stint lief das Auto dann perfekt mit den weichen Reifen. Vielleicht war es eine falsche Reifenwahl, dass wir sie erst so spät gefahren sind." Aber das wisse man eben erst hinterher.

Duell der Silberpfeile

Ferrari war zu schnell für die Konkurrenz., Foto: Sutton
Ferrari war zu schnell für die Konkurrenz., Foto: Sutton

McLaren fuhr einen längeren zweiten Stint als Ferrari, Alonso stoppte in Runde 33, Hamilton sogar erst in Runde 37. Zu einem Positionswechsel reichten die zusätzlichen Runden für den Briten aber nicht. Auf seiner Aufholjagd geriet Hamilton zwei Runden vor Schluss sogar einmal neben die Strecke. Der spannendste Moment des silbernen Duells war allerdings der Start. Vorne kamen die Ferrari problemlos weg, dahinter gingen Alonso und Hamilton nebeneinander in La Source, die erste Haarnadel nach der Startgeraden. Alonso wurde weit nach draußen getragen, drückte Hamilton neben die Strecke. Doch dieser beschleunigte hinunter zur Eau Rouge und war dort plötzlich neben Alonso, der hielt drauf, während Hamilton zurücksteckte und Alonso ziehen ließ.

"Wir hatten alle gleich gute Starts, vielleicht war meiner etwas besser als Fernandos", beschrieb Hamilton die Situation. "Ich bremste ziemlich spät und war außen, nah an den Ferrari dran und knapp hinter Felipe. Als ich beschleunigte, kam plötzlich Fernando und drückte mich zur Seite - er wusste, dass ich da war und es gab genug Platz für uns alle." Alonso betonte hingegen, dass er seinen Teamkollegen höchsten peripher wahrgenommen habe. "In der ersten Kurve blockierte Felipe die Vorderräder und versperrte mir die Innenseite, ich hatte keinen Raum und kam schlecht aus Kurve 1 heraus. Lewis muss in Kurve 1 nach draußen gekommen sein und nutzte den Vorteil, dort zu beschleunigen. Wir kamen Seite an Seite in Kurve 2 und ich hatte Glück, auf der Innenseite zu sein und die Position zu verteidigen."

Hamilton empfand das ganz anders. "Er ist jemand, der sich immer beschwert, dass andere Fahrer unfaire Manöver machen, jemand der fair sein will und zu dem ich aufschaue, aber er hat mich so weit wie möglich nach draußen gedrängt - ich hatte das Glück, dass es dort eine Auslaufzone gab." In der Eau Rouge musste er dann zurückstecken, weil es unmöglich sei, dort mit zwei Autos durchzufahren. "Ich würde nicht sagen, dass es fair war, es war hart", klagte er. Mit dieser Meinung stand er im Fahrerlager aber alleine da. "Fernando hatte mehr Ellenbogen. Die Aktion war ein klassischer Senna, nicht über dem Limit", analysierte Christian Danner. "Hamilton hat nachgegeben, sonst hätte es gekracht."