Nico Rosberg kann am kommenden Wochenende als dritter Deutscher nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel Formel-1-Weltmeister werden. Doch auch andere Fahrer aus Deutschland, die nicht zu Weltmeister-Ehren kamen, hinterließen ihre Duftmarke in der Königsklasse. Insgesamt bestritten 44 Fahrer mindestens ein Formel-1-Rennen. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf einige der tragischsten, erfolgreichsten und kuriosesten Schicksale ehemaliger deutscher Fahrer.

Michael Schumacher: Die Legende

2006 unterlag Michael Schumacher im Titelkampf gegen Fernando Alonso, Foto: Sutton
2006 unterlag Michael Schumacher im Titelkampf gegen Fernando Alonso, Foto: Sutton

Zum Namen Michael Schumacher muss man nicht mehr viel sagen. Mit sieben WM-Titeln ist der Kerpener Rekordhalter in der Königsklasse, auch in zahlreichen weiteren Kategorien hält Schumacher bis heute die Bestmarken: Meiste Siege, meiste Poles, meiste schnellste Rennrunden und so weiter. 1991 bestritt Schumacher sein erstes Rennen in der Formel 1, sein Talent war sofort erkennbar. 1992 in Belgien gewann er sein erstes Rennen, 1994 und 1995 wurde er mit Benetton Weltmeister. Es folgte der Wechsel zu Ferrari, wo er aus einer Chaos-Truppe ein Spitzenteam formte und von 2000 bis 2004 zu fünf Titeln nacheinander fuhr. 2006 beendete er vorläufig seine Karriere.

2010 kehrte Schumacher zurück und bestritt drei Saisons für das neugegründete Werksteam von Mercedes. An alte Erfolge konnte er jedoch nicht mehr anknüpfen. Ende 2012 beendete der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten seine Karriere endgültig. Am 29. Dezember 2013 verunglückte Schumacher bei einem Ski-Unfall und lag monatelang mit schweren Hirnverletzungen im Koma. Mitte 2014 wurde er in seine Schweizer Heimat verlegt, wo er sich bis heute von den Verletzungen erholt.

Timo Glock: Der WM-Entscheider

Timo Glock blieb ein Rennsieg in der Formel 1 verwehrt, Foto: Sutton
Timo Glock blieb ein Rennsieg in der Formel 1 verwehrt, Foto: Sutton

Nach dem vorläufigen Abgang von Michael Schumacher stand Timo Glock neben Sebastian Vettel für die neue deutsche Generation. Im Gegensatz zum heutigen Ferrari-Piloten und inzwischen vierfachen Weltmeister gelang Glock der große Durchbruch aber nicht. Nachdem er 2004 bereits erste Einsätze für Jordan absolvierte, kam er nach dem GP2-Titel 2007 im Jahr darauf zu Toyota. Die Japaner wollten die Formel 1 aufmischen, doch mehr als drei Podestplätze sprangen für Glock nicht heraus. Für einen großen Aufreger sorgte Glock im Saisonfinale 2008, als er unfreiwillig die Entscheidung zugunsten Lewis Hamiltons herbeiführte.

Als Toyota Ende 2009 aus der Formel 1 ausstieg, kam Glock beim Neueinsteiger Virgin Racing unter. Für den Deutschen bedeutete es aber den Anfang vom Ende der Formel-1-Karriere. Bei dem Hinterbänkler-Team holte er in drei Jahren keinen Punkt, Ende 2012 war Schluss. Seither ist er in der DTM für BMW aktiv.

Ralf Schumacher: Im Schatten des Bruders

Ralf Schumacher war vor allem bei Williams sehr erfolgreich, Foto: Sutton
Ralf Schumacher war vor allem bei Williams sehr erfolgreich, Foto: Sutton

Zur gleichen Zeit wie Michael Schumacher war auch sein Bruder Ralf in der Formel 1 unterwegs. Die Tatsache, dass das Rennfahrer-Talent nicht nur einem der beiden Brüder weitergegeben wurde, wurde schnell klar. Gleich in seinem ersten Jahr 1997 fuhr er in Argentinien auf das Podium. Insgesamt gelangen "Schumi II", wie er oft genannt wurde, sechs Siege, alle in Williams-Diensten. Dennoch stand Ralf Schumacher in der Öffentlichkeit stets im Schatten seines Bruders. 2005 wechselte er zum ambitionierten Toyota-Team, die erhofften Erfolge blieben jedoch aus. Ende 2007 verließ er die Formel 1 und fuhr noch fünf Jahre in der DTM.

Nick Heidfeld: Der Unvollendete

Auch bei BMW reichte es für Nick Heidfeld nicht zu einem Formel-1-Sieg, Foto: Bumstead/Sutton
Auch bei BMW reichte es für Nick Heidfeld nicht zu einem Formel-1-Sieg, Foto: Bumstead/Sutton

Nick Heidfeld zählte über Jahre zum Inventar der Formel 1. Insgesamt bestritt der Mönchengladbacher zwischen 2000 und 2011 183 Rennen. Doch ein Sieg blieb ihm verwehrt. Hinter Andrea de Cesaris liegt er damit auf Rang zwei der meisten Rennen ohne Sieg. Bei den meisten Podestplätzen liegt er sogar ganz vorne. Insgesamt 13 Mal schaffte er es unter die Top Drei, ohne je ein Rennen gewonnen zu haben. Sein bestes Gesamtergebnis feierte er 2007 als WM-Fünfter. Obwohl er 2011 im Lotus noch einmal auf das Podium fuhr, war nach Saisonende Schluss in der Königsklasse. Seither startet Heidfeld in der Langstrecken-WM sowie seit dem Debüt der Serie auch in der Formel E.

Markus Winkelhock: Das One-Hit-Wonder

Im Regen in der Eifel führte Markus Winkelhock 2007 das Rennen an, Foto: Sutton
Im Regen in der Eifel führte Markus Winkelhock 2007 das Rennen an, Foto: Sutton

Der Name Winkelhock hat eine lange Tradition in der Formel 1. Manfred bestritt von 1982 bis 1985 insgesamt 47 Rennen, ehe er nach einem Unfall in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1985 verstarb. Sein Bruder Joachim versuchte sich sieben Mal an einem Rennwochenende, scheiterte aber jeweils an der Qualifikation. Im Jahr 2006 betrat ein weiterer Winkelhock die Bühne. Markus, Sohn von Manfred, bestritt für Midland zunächst vier Trainingseinsätze. Beim Europa GP 2007 war es dann aber soweit: Winkelhock erhielt seinen ersten Renneinsatz. Und Winkelhock schrieb Geschichte. Auf dem verregneten Nürburgring führte er das Rennen im unterlegenen Spyker kurzzeitig an, ehe ein technischer Defekt in Runde 13 ihn aus dem Rennen nahm.

Es blieb bis heute das einzige Formel-1-Rennen für Winkelhock. Von 2008 bis 2010 startete der heute 36-Jährige in der DTM, zudem machte er sich im GT-Sport einen Namen. 2012 wurde er mit Marc Basseng Champion der GT1-Weltmeisterschaft, für Phoenix Racing ist er seit 2013 in der Blancpain GT Serie aktiv.

Heinz-Harald Frentzen: Schumachers 'Zwilling'

Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister, Foto: Sutton
Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister, Foto: Sutton

Besonders zu Beginn der Karriere gab es erstaunliche Parallelen zwischen Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher. Beide duellierten sich auf der Kartbahn Kerpen, beide waren vor der Zeit in der Formel 1 Teamkollegen bei Mercedes in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Doch während Schumacher 1991 bereits in die Formel 1 kam, dauerte es bei Frentzen drei Jahre länger. Nach drei Jahren bei Sauber wechselte er 1997 zum Spitzenteam Williams, wo er seinen ersten Sieg einfuhr. Die Saison beendete er schließlich als Vize-Weltmeister. Zu verdanken hatte er diesen Umstand: Michael Schumacher. Diesem wurde der zweite Platz nach seinem Rammstoß gegen Frentzen-Teamkollege Jacques Villeneuve in Jerez aberkannt.

1999 erlebte Frentzen bei Jordan nochmals eine starke Saison, die er nach zwei Siegen auf dem dritten Gesamtrang beendete. Danach ging es für Frentzen - geschuldet wenig konkurrenzfähigem Material - bergab. Jordan verlor den Anschluss, es folgten Wechsel zu den Hinterbänklern Prost und Arrows. 2003 bestritt er seine letzte Formel-1-Saison bei Sauber, beim Großen Preis der USA gelang ihm mit Rang drei noch einmal der Sprung auf das Podest. Es folgten drei Jahre in der DTM, eher er sich dem GT-Sport widmete.

Christian Danner: Stark mit unterlegenem Material

Christian Danner 1985 im Zakspeed, Foto: Sutton
Christian Danner 1985 im Zakspeed, Foto: Sutton

Heute kennen ihn die Formel-1-Fans als Stimme der TV-Übertragungen, doch Christian Danner war auch selbst einige Jahre in der Königsklasse dabei. Insgesamt war er zwischen 1985 und 1989 bei 47 Rennen anwesend, konnte sich aufgrund des unterlegenen Materials aber nur 35 Mal für das Rennen qualifizieren. Dennoch schaffte er es zwölf Mal unter die Top Ten. Punkte jedoch erreichte er nur zweimal. Beim Österreich GP 1986 wurde er Sechster, drei Jahre später verpasste er beim Großen Preis der USA das Podium als Vierter nur knapp. In den 1990er Jahren konzentrierte sich Danner hauptsächlich auf die DTM und die IndyCar-Serie in den USA. Er wurde zum ersten deutschen Fahrer, der sowohl in der Formel 1, als auch in der IndyCar-Serie Punkte holte.

Stefan Bellof: Talent ohne Karriere

Stefan Bellof zeigte beim Monaco GP 1984 sein großes Talent, Foto: Sutton
Stefan Bellof zeigte beim Monaco GP 1984 sein großes Talent, Foto: Sutton

Stefan Bellof galt in den 1980er Jahren als das größte deutsche Rennfahrer-Talent. 1984 bestritt er gleichzeitig die Sportwagen-WM sowie seine erste Formel-1-Saison mit Tyrrell. Während er in erstgenannter Serie den WM-Titel holte und auch die Deutsche Rennsport-Meisterschaft für sich entschied, ließ er im unterlegenen Tyrrell in der Formel 1 sein gewaltiges Talent aufblitzen. In Monaco fuhr er im Regen vom letzten Startplatz bis auf Rang drei nach vorne. Dass es nicht zu einem besseren Cockpit reichte, lag an seiner vertraglichen Situation mit Porsche. 1985 trennte er sich vom Werksteam und hoffte 1986 auf die Verpflichtung durch ein Spitzenteam.

Als Übergang startete Bellof 1985 weiterhin in der Sportwagen-WM, jedoch in einem privat eingesetzten Porsche. In Spa-Francorchamps verunglückte Stefan Bellof bei einem Überholversuch gegen Jacky Ickx in der Eau Rouge schwer. Sein Bolide prallte mit voller Geschwindigkeit gegen einen Betonpfeiler, Bellof erlag seinen schweren Verletzungen.

Jochen Mass: Hunts stilles Gegenstück

1976 war Jochen Mass Teamkollege von James Hunt, Foto: Sutton
1976 war Jochen Mass Teamkollege von James Hunt, Foto: Sutton

Insgesamt 104 Rennen bestritt Jochen Mass in der Formel 1. Seine erfolgreichste Zeit erlebte Mass bei McLaren, wo er von 1975 bis 1977 unter Vertrag stand. Dass er in der Öffentlichkeit selten die Aufmerksamkeit auf sich zog, lag vor allem an seinen Teamkollegen. 1975 war der amtierende Weltmeister Emerson Fittipaldi sein Teamkollege, in den beiden folgenden Jahren James Hunt. Auch sportlich stand Mass im Schatten der namhaften Kollegen. Einzig 1975 gelang ihm in Spanien ein Sieg.

Während Hunt 1976 zu sechs Siegen und dem WM-Titel fuhr und dabei auch abseits der Strecke für Schlagzeilen sorgte, schaffte es der zurückhaltende Mass nur zweimal auf Rang drei. Seine beste Saison erlebte der heute 70-Jährige 1977 als WM-Sechster. 1982 musste Mass den schlimmsten Moment seiner Karriere verkraften. In Zolder kollidierte er nach einem Missverständnis mit Gilles Villeneuve, wodurch der Kanadier schwer verunfallte und verstarb. Es war die letzte Formel-1-Saison für Jochen Mass.

Hans-Joachim Stuck: Der Rennsport-Allrounder

Beim Heimrennen in Hockenheim fuhr Hans-Joachim Stuck 1977 auf das Podest, Foto: Sutton
Beim Heimrennen in Hockenheim fuhr Hans-Joachim Stuck 1977 auf das Podest, Foto: Sutton

Er ist eine der größten deutschen Rennfahrer-Legenden: Hans-Joachin "Strietzel" Stuck. Er machte sich vor allem im Sportwagen-Sektor unsterblich, als er 1986 und 1987 die 24 Stunden von Le Mans im Rothmans-Porsche gewann. Zudem sicherte er sich zweimal den Gesamtsieg bei den 24 Stunden vom Nürburgring. Vor diesen Erfolgen war Stuck aber auch in der Formel 1 aktiv. Von 1974 bis 1979 bestritt er insgesamt 74 Rennen in der Königsklasse. Ein Sieg war ihm dabei nicht vergönnt, jedoch fuhr er 1977 im Brabham sowohl beim Deutschland GP, als auch beim Rennen in Österreich auf das Podest. Es waren seine besten Ergebnisse in der Formel 1.

Wolfgang von Trips: Auf dem Weg zum Titel verunglückt

Wolfgang von Trips starb 1961 beim Italien GP, Foto: Sutton
Wolfgang von Trips starb 1961 beim Italien GP, Foto: Sutton

Lange bevor Michael Schumacher 1994 erster deutscher Formel-1-Weltmeister wurde, stand Wolfgang Graf Berghe von Trips kurz vor dem Titelgewinn. In der Saison 1961 fuhr der letzte Nachkomme seiner Adelsfamilie für das Werksteam von Ferrari und ging als Gesamtführender zum vorletzten Rennen der Saison in Monza. Beim Italien GP holte er auch die Pole Position, eher er im Rennen nach einer Berührung mit Jim Clark in der Parabolica abflog. Von Trips wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und erlitt einen Genickbruch, wodurch er sofort starb. Auch 15 Zuschauer wurden bei dem Unfall getötet. Sein Konkurrent und Teamkollege Phil Hill gewann das Rennen und krönte sich damit mit einem Punkt Vorsprung zum Weltmeister. Von Trips wurde posthum zum "Sportler des Jahres 1961" in Deutschland gewählt.

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