Das Einfrieren der Formel 1-Motoren für zehn Jahre war nicht unbedingt auf große Begeisterungsstürme getroffen, als es bekannt gegeben wurde. Der technische Berater der FIA, Tony Purnell, ist aber der Meinung, dass es dem Sport auf lange Sicht gesehen sogar helfen wird, wenn die Motorentwicklung still steht. Denn seiner Meinung nach werde dadurch nicht nur weniger Geld ausgegeben, sondern auch die Arbeiten auf den immer wichtigeren Bereich der Energierückgewinnung gelegt. "Die Autohersteller arbeiten bereits mit voller Kraft daran, Motoren mit niedrigem Schadstoffausstoß herzustellen und es gibt nur wenig, was Motorentwicklungsprogramme in der F1 dazu beitragen können", sagte er im Automotive Magazin der FIA.

Denn Purnell geht davon aus, dass in wenigen Jahren der Fokus in Richtung von Systemen gehen wird, die Energie zurückgewinnen. Und wenn dieser Bereich nun in der Formel 1 aufgestoßen wird, könne man in der zukünftigen Entwicklung von Straßenautos mit solchen Systemen eine wichtige Rolle spielen, betonte er. Im Gegenzug geht man bei der FIA davon aus, dass die Budgets durch die eingefrorene Motorentwicklung halbiert werden könnten, da sich die Teams nicht mehr auf kleinste Bereiche konzentrieren. "Wir haben uns das also angesehen und erkannt, dass der einzige Weg, um die Ausgaben wirklich zu stoppen, das Verhindern von jedweden Änderungen ist. Den Motor einfrieren und auch alles darum herum und das auf lange Sicht, damit es keinen Gedanken daran gibt, die Abteilung für zukünftige Entwicklungen zu behalten. Das mag brutal erscheinen, es hilft aber, um die Ausgaben einzudämmen."

Auch den Aussagen mancher Hersteller, dass die Motoren-Einfrierung dem Anspruch der technischen Herausforderung in der Formel 1 widerspricht, hatte Purnell etwas entgegen zu setzen. "KERS [Energierückgewinnung] ist etwas, dass die Öffentlichkeit recht einfach verstehen kann. Die technische Herausforderung ist riesig und es wird dabei wenige Beschränkungen geben. Das ist völlig anders als die momentanen Motoren- oder Chassis-Regeln, die stark eingeschränkt sind. Als Projekt ist es [KERS] einer der freiesten Entwicklungsbereiche in der F1 in den vergangenen 15 Jahren", betonte er.

Sollte sich die Energierückgewinnung als Erfolg herausstellen, wovon Purnell ausgeht, dann werde dadurch die Tür für die verschiedensten Systeme geöffnet, die später auch ihren Weg auf Serienautos finden könnten. "Beispielsweise entwickeln Forscher gerade eine Art Silikon, die eine Hitzesteigerung in Elektrizität umwandelt. Heute sind diese Dinge sehr ineffizient und groß. Aber in Zukunft können wir uns vorstellen, dass diese Vorrichtungen die Notwendigkeit für eine Lichtmaschine verdrängen und genügend Kraft liefern", meinte er. Denn momentan würden 30 Prozent der Energie direkt beim Auspuff heraus geblasen, weswegen es noch viel Potential gibt.

Was er aber betonen musste, war, dass die Hersteller ihrer Systeme rund um die Formel 1-Motoren entwickeln müssen und nicht die Motoren an die Systeme anpassen. Denn das würde wieder zu viel Freiraum lassen. "Natürlich, wenn die Teams ihre Motorblöcke umdesignen könnten, dann könnten sie KERS viel hübscher integrieren. Das ist aber kaum notwendig. Und wie die jüngsten Erfahrungen gezeigt haben, jede Möglichkeit, um den Motor zu ändern, öffnet eine Büchse der Pandora an Möglichkeiten, die man ausnutzen kann." Was allerdings nicht ausgeschlossen werden kann, ist die Möglichkeit, dass die Motoren früher oder später doch verändert werden müssen, weil sie durch die Energierückgewinnungssysteme anders genutzt werden.