Die geplante Budgetobergrenze in der Formel 1 nimmt immer konkretere Züge an. Nun hat sich auch Honda Team-Geschäftsführer Nick Fry den Befürwortern angeschlossen und meinte, es sei die logische Lösung für den Geldverbrauch in der Formel 1. "Die Geschichte zeigt sehr, sehr klar, dass alles, was wir bislang getan haben, das Geldverschieben in die verschiedenen Abteilungen war. Einmal hatte die Motoren-Abteilung den Löwenanteil, dann die Aero-Abteilung und so weiter und so fort", sagte Fry den Kollegen von Autosport. Dabei habe sich lediglich der Trend gezeigt, dass die Budgets immer weiter gewachsen seien, da der Geldbetrag, den man bereit war auszugeben, vom Wert des Sieges abhing, fügte er an.

Nick Fry steht wie viele Andere hintere der Budgetgrenze, Foto: Sutton
Nick Fry steht wie viele Andere hintere der Budgetgrenze, Foto: Sutton

Von Regeln im technischen Bereich ließen sich die Budgets laut Fry jedenfalls nie eingrenzen, weswegen es nun notwendig sei, eine Situation der Kontrolle zu erreichen. "Der einzige logische und zufrieden stellende Weg das zu erreichen, ist aus unserer Sicht - und wir glauben, die anderen Teams und Max [Mosley] teilen sie - die Abgrenzung der Budgets", meinte er. Zudem würde dadurch eine weitere Dimension zum Sport hinzukommen. Denn die Ingenieure würden dann nicht mehr nur an der Leistung arbeiten und alles so abstimmen, dass es zum ersten Rennen des Jahres fertig sei, sondern es ginge um Leistung, zeitliche Abstimmung und die Effizienz, um das zu erreichen.

"Ich denke, das wird eine größere intellektuelle Herausforderung und es wird Zeit brauchen, sich daran zu gewöhnen. Aber es wird für die Formel 1 auf lange Sicht besser sein", betonte Fry. Erste gemeinsame Gespräche zur Obergrenze soll es am Donnerstag geben, wenn die Finanz-Vertreter der Teams Tony Purnell, technischer Berater der FIA, in Paris treffen. Währenddessen ist Max Mosley davon überzeugt, dass sich eine Begrenzung des Budgets auch praktisch exekutieren ließe. Die Erfahrung mit McLaren und Ferrari im vorigen Jahr habe gezeigt, dass man mit den richtigen Mitteln beinahe jede Übertretung finden könnte, weswegen man wohl immer Spuren fände, wenn jemand mit geheimen Lieferanten arbeite.

Laut Mosley soll bis Juni eine Regel stehen, auch wenn er damit rechnet, dass es noch Probleme geben könnte. "Die meisten Buchprüfer, mit denen wir sprechen, sagen, es muss möglich sein", sagte der FIA-Präsident. Über die Höhe der geplanten Grenze konnte Mosley noch immer nicht allzu viel sagen. Er meinte nur, dass sie zu Beginn nicht zu drastisch gesetzt werden sollte. "Wir wollen am Ende aber eine Situation, in der ein kompetent geführtes, unabhängiges Team Profit erwirtschaften kann. Wenn man das nicht schafft, ist man entweder pleite oder es kommen exzentrische Milliardäre oder Autofirmen, damit es weiterläuft. Das ist in etwa die Situation, wie wir sie jetzt haben."

Ein erster Vorschlag wird wohl sein, dass die Grenze zunächst hoch angesetzt wird und mit jedem Jahr ihres Bestehens etwas nach unten wandert, bis ein passender Wert gefunden wurde. "Sie wollen das alle tun und ihnen gefällt die Idee der Freiheit - zu tun, was man will, das Geld aber intelligent auszugeben. Es ist also ein attraktives Prinzip. Es ist, wie Keith Duckworth gesagt hat: ein Ingenieur kann für einen Dollar das machen, was ein Idiot für 100 Dollar machen kann. Und das ist der Geist der ganzen Sache - das Geld clever ausgeben", erklärte Mosley.

Der Zustimmung der Hersteller und Teams ist sich Mosley auch deswegen so sicher, weil alle versuchen, ihre Kosten zu reduzieren, um ihre Gewinne zu maximieren. Für Autohersteller wäre der einfachste Weg, den Gewinn zu steigern, das Formel 1-Team zuzumachen. Wenn die Kosten dort aber sinken, ist der Grund dafür kleiner. "Die andere Sache ist, dass die Teams zu begreifen beginnen, dass es [die Budgetgrenze] nicht so verrückt ist, wie es klingt. Als wir vor ein paar Jahren gesagt haben, ein Motor pro Wochenende, da habe ich von einigen Teamchefs so viel Ärger miterlebt wie noch nie. Wenn man jetzt aber sagen würde, dass wir wieder zu drei Motoren pro Wochenende gehen, statt einem für zwei, dann würden sie es nicht tun", meinte er.

Auch für den Austausch unter Hersteller- und Schwesterteams hat Mosley Instrumente parat, Foto: Sutton
Auch für den Austausch unter Hersteller- und Schwesterteams hat Mosley Instrumente parat, Foto: Sutton

Auch das Führen von zwei Teams unter einem Hersteller, wie etwa bei Honda und Super Aguri, sieht Mosley nicht als Problem, da jede Leistung, die untereinander ausgetauscht würde, einfach mit einem von der FIA angenommen Wert gegen verrechnet würde und damit keiner einen Vorteil hätte. Das verschieben von Geldern zwischen den Saisonen will Mosley mittels einer neuen Form der Buchprüfung verhindern und dadurch "kreative Buchführung" unterbinden. Um das wirklich durchzusetzen, plant der FIA-Präsident momentan mit 30 Buchprüfern für 10 Teams, die aus den verschiedensten Ländern kommen sollen. "Man würde sie zwischen den Teams aufteilen und rotieren, damit sie sich nie zu sehr zuhause fühlen und dann sollen sie sich alles ansehen. Verglichen mit dem Geld, das man sich spart, liegen die totalen Kosten dafür bei rund einem Prozent. Wir werden wahrscheinlich auch eine Kommission von unabhängigen Finanzexperten haben."

Bezahlen sollen für das ganze Unterfangen nach Mosleys Plänen die Teams. Doch er sieht darin eine ganz einfache Rechnung. "Wenn die Berechnung sagt, dass die Durchschnittsausgaben im Moment bei 200 Millionen Euro sind und es dann auf 100 Millionen runterkommt, dann würden die Teams immer noch 98 Millionen sparen, wenn sie zwei Millionen für diese Abteilung ausgeben", sagte er. Nach Mosleys Meinung werden die Teams alleine schon deswegen das Geld zahlen wollen, um zu verhindern, dass andere das System umgehen. "Der ehrliche Team Manager will nicht betrügen, aber er will auch ganz sicher sein, dass niemand Anderer betrügt."

Wo genau die regeltechnischen Grenzen gezogen werden, sieht Mosley allerdings als schwierig, da man bei einer Nachbetrachtung der Saison nicht einfach ein Team ausschließen könne, weil es fünf Millionen zu viel ausgegeben hat. Deswegen soll es bei Grauzonen sein wie bei technischen Fragen: man wird nachzufragen haben. "In diesem Fall wird es wahrscheinlich einen Bescheid geben, der an alle Teams weitergeleitet wird. Es ist nicht wie ein technisches Geheimnis, das man den anderen Teams nicht erzählen darf", meinte er. Dass es kompliziert werden könnte, wollte er aber nicht abstreiten.

Er betonte aber noch einmal, dass es bei versuchten Auslagerungen von gewissen Dingen immer Spuren geben werde, wie zum Beispiel, wenn ein Herstellerteam das KERS-System nicht in der Team-Fabrik sondern in der Auto-Fabrik bauen ließe. "Man wird fragen, wo das herkommt, wer es entworfen hat, wo die Leute sind. Dann wird man zuweisen, was es gekostet hat und die Buchprüfer werden sehen, ob es ein passendes Budget gibt. Wir werden sehen, wie es funktioniert, aber es wird schwierig, zu verbergen, wenn jemand einen Windkanal in den argentinischen Bergen hat. Die Information muss irgendwo herkommen. Die Leute empfangen nicht mehr mitten in der Nacht irgendwelche Gehirnströme", betonte er.

Ein Thema, das innerhalb der Grenze aufgefangen werden muss, ist der Bau von neuen Windkanälen oder anderen Strukturen, wenn die alten ausgedient haben. Dabei will er das Prinzip der Abschreibung geltend machen und die Kosten für einen neuen Windkanal einfach über die Zeit seiner voraussichtlichen Lebensdauer Jahr für Jahr abschreiben lassen. Die schwierigste Debatte wird nach seiner Meinung, wie schnell sich was abnützt - wovon die Abschreibungsdauer abhängen wird. Sollte alles nach seinen Plänen laufen, dann glaubt Mosley, dass er die geschätzten Ausgaben von zwei bis drei Milliarden Euro in der aktuellen Formel 1 halbieren kann.