Christian, kein Rennen für schwache Nerven.
Christian Danner: Nein, es zeigt sich immer wieder, sobald es anfängt zu tröpfeln, wird alles durcheinander gemischt und es gibt auch einmal unvorhersehbare Dinge.

Hat sich Fernando noch einmal voll zurückgebracht?
Christian Danner: Nein, der ist nicht voll im Titelrennen. Nach wie vor hat Lewis die besten Karten. Alonso muss vier Punkte aufholen, da muss schon etwas komplett schief laufen bei Hamilton. Es ist eher unrealistisch, dass er noch Weltmeister wird. Man hat aber gesehen, wenn die Bedingungen etwas verrückt sind, kann alles passieren. Und: Hamilton hatte noch keinen einzigen technischen Defekt - das kann natürlich auch immer passieren. Es ist auf jeden Fall offener als vorher und ich freue mich, dass wir drei Titelkandidaten in Brasilien haben.

Brasilien ist ja auch immer gut für Chaos...
Christian Danner: Genau, da gibt es gerne mal Regen - viel Regen.

Hast Du verstanden, warum McLaren den Lewis nicht früher reingeholt hat?
Christian Danner: Nein, habe ich nicht. Als man gesehen hat, dass sich der rechte Hinterreifen auflöst, habe ich spekuliert, dass man ihn früher reinholt - er war ja eh kurz vor seinem geplanten Stopp. Dann ist er trotzdem noch zwei Runden weitergefahren. Was mir nicht ganz klar ist, ist, warum er da rausgeflogen ist. Wenn hinten rechts die Karkasse rausschaut, ist das noch kein Grund, geradeaus ins Kiesbett zu fahren. Es sah sehr eigenartig aus.

Glaubst Du, es war noch etwas anderes am Auto kaputt?
Christian Danner: Ich weiß es nicht. Aber wenn man zu spät bremst, blockieren normalerweise die Räder. Wenn sie vorne blockieren, sieht man es und das Auto fährt geradeaus, obwohl man lenkt. Wenn sie hinten blockieren, ist es als ob man die Handbremse zieht und man dreht sich. Wenn er einen Gang drin gehabt hätte, hätte er einfach aus dem Kiesbett rausfahren müssen. Aber er kam bis zum Stillstand und dann hat man erst gesehen, wie sich die Hinterräder gedreht haben. Von außen betrachtet sah es also seltsam aus.

Hat sich bestätigt, dass Ferrari im Trockenen stärker war?
Christian Danner: Ja, das hat sich bestätigt. Sie waren vor allem in den schnellen Kurven extrem gut.

Wer war Dein Mann des Rennens?
Christian Danner: Ganz klar Sebastian. Aber mir ist nach wie vor schleierhaft, wie er an allen vorbeigefahren ist. Er muss ja in den ersten Kurven acht Autos überholt haben - super!

Auch Liuzzi war stark.
Christian Danner: Ja, das war eine ganz komisch Geschichte. Es gab hier Autos, die sehr gut funktioniert haben - da gehörte der Toro Rosso dazu. Und andere wie Williams und Renault, die nicht funktioniert haben.

Was sagst Du zu Ralf?
Christian Danner: Sagenhaft schnell, toll überholt und doch wieder rausgeflogen.

Wie hast Du die Aktion mit Liuzzi gesehen?
Christian Danner: Ich sage mal: 50:50. Andererseits: Wenn ich ihn außen herum überhole und dann reinziehe, als ob er nicht da wäre, war vielleicht etwas zu viel Optimismus bei Ralf vorhanden. Er musste damit rechnen, dass Liuzzi sich wehren würde. Der fährt ja noch um ein Cockpit für nächstes Jahr - wo auch immer.