"Für kein Geld der Welt würde ich noch einmal für Gerhard Berger und Franz Tost fahren." Bamm. So knallhart und voller sprudelnder Worte kennen Scott Speed nur die wenigsten. Doch nach der angeblichen Auseinandersetzung mit Teamboss Franz Tost nach seinem Ausscheiden am Nürburgring rechnete der Amerikaner bei den Testfahrten in Mugello mit seinen Chefs ab. "Eigentlich wollte ich nicht öffentlich darüber sprechen, aber nachdem Franz alles dementiert hat und nach all dem, was Gerhard in den Medien gesagt hat, um mich zu schädigen, habe ich genug."

Einige Augenzeugen berichteten am Sonntag von einer Handgreiflichkeit zwischen Tost und Speed. Das bestätigte der Noch-Toro Rosso-Pilot nun im Gespräch mit Autosport. "Franz Tost war außer Kontrolle geraten", sagte Speed. Der Teamchef soll wegen Speeds Abflug im Regenchaos außer sich gewesen sein. "Obwohl fast alle anderen Fahrer auch dort abgeflogen sind, inklusive Button, Hamilton und Rosberg." Fehler des Teams sollen Tost zu diesem Zeitpunkt nicht interessiert haben. "Also drehte ich mich um und ging hinaus. Aber er kam von hinten und schlug mir mit seiner geschlossenen Faust mitten auf den Rücken. Alle im Team haben das gesehen."

Speeds Abgang von der F1-Bühne?, Foto: Sutton
Speeds Abgang von der F1-Bühne?, Foto: Sutton

Nach diesem Vorfall, so Speed, habe er die Box verlassen. Tost soll ihm zwischen die Teamtrucks gefolgt sein und ihn sich dort am Kragen gepackt haben. "Er griff mich am T-Shirt, schubste mich herum, riss meinen Rennanzug leicht ein und drückte mich gegen die Wand." Das sollen mindestens drei Augenzeugen gesehen haben. "Danach ging ich in die Mitte der Box und fragte, ob er mich vor allen anderen schlagen möchte." Der wütende Amerikaner ging danach an den Kommandostand zu Teammitbesitzer Gerhard Berger und sagte ihm: "Wenn mich mein Teamchef noch einmal anrührt, haue ich ihn um." Berger versuchte die Situation zu beruhigen, schickte Speed in seinen Raum. Dort trafen sich Speed, Berger und Tost später zur Aussprache, wo sich Tost 15 Minuten lang für sein Verhalten entschuldigt haben soll.

Seitdem habe Speed mit niemandem mehr vom Team gesprochen. "Sie haben eindeutig eine andere Erwartungshaltung daran, was mit diesen Autos möglich ist", sagte Speed über Berger und Tost. "Sie werden weiter mit dem Finger auf uns Fahrer zeigen, bis sie den erwünschten Wechsel bekommen." Deshalb möchte er für kein Geld der Welt mehr für das Toro Rosso-Chefduo fahren. Seine Beziehung zu Red Bull betreffe das aber nicht. "Hoffentlich haben sie diese damit nicht ruiniert. Denn Red Bull verdanke ich alles, was ich bislang im Motorsport erreicht habe." Bei einem anderen Team, unter anderen Teamchefs könne sich Speed jederzeit eine Fortführung seiner F1-Karriere vorstellen. "Ich würde auch gerne weiter mit Red Bull arbeiten, sogar außerhalb der F1." Aber eben nicht mit Berger und Tost. Offene, harte und in der Formel 1 ungewöhnliche Worte. "Aber es ist die Wahrheit und es war Zeit, dass es herauskam."