Man wollte die Leistung der Fahrer erst genau analysieren, sicher gehen, dass sie in dieser Saison mit mehr Engagement, Einsatz und Motivation zu Werke gehen würden, etwas aus ihrer Debütsaison gelernt haben und das 2007 umsetzen werden. Damit begründete Toro Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger die lange Wartezeit für Scott Speed und Tonio Liuzzi.

Besonders überzeugend klangen diese Worte nie. Schon Wochen vor der zweigeteilten Bekanntgabe der Fahrer absolvierte Speed Demorunden in Abu Dhabi und nahmen beide Piloten an Dreharbeiten für ein Red Bull-Promovideo teil. Also alles nur ein PR-Gag des Dosenimperiums?

Tiago Monteiro sagt entschieden nein: "Die Verhandlungen mit Toro Rosso liefen für eine Weile gut", verriet er unseren Kollegen von crash.net Radio. Aber nur so lange bis sich das Team doch für seine beiden Junioren entschied. "Ich war nah dran, deshalb hat es so lange gedauert, bis sie ihre Fahrer bekannt gegeben haben."

Zuvor hatte der Portugiese sein Einsatzcockpit beim Spyker Team an Adrian Sutil verloren; jedenfalls ist das die offizielle Sicht der Dinge. Monteiro sieht das etwas anders. "Darüber war ich nicht allzu enttäuscht, bei Toro Rosso war ich es schon." Dort hätte er viel weniger Sponsorengelder mitbringen müssen als bei Spyker, wo er übrigens aus eigenen Stücken die Koffer gepackt haben will. "Ich hätte beim letzten Rennen in Brasilien einen Vertrag unterschreiben können", verriet er. "Aber ich brauchte Garantien für die zukünftige Entwicklung des Teams." Diese waren für ihn aber nicht kurzfristig genug, da er dem Team erst in drei bis fünf Jahre wirklich gute Ergebnisse zutraut. Deshalb sagte er dem ehemaligen Midland-Team ab.

Auf die Rolle des Toro Rosso-Testfahrers, die noch immer vakant ist, hatte er als Ex-Stammfahrer sowieso keine Lust. "Wenn ich Testfahrer werde, dann nur bei einem Top-Team." Dort gab und gibt es nur keine freien Stellen. Letztlich landete Monteiro nach zwei Jahren als F1-Pilot in einer anderen Weltmeisterschaft - jener für Tourenwagen.