Die Vergangenheit lässt Renault nicht in Unruhe. Nach dem Abgang von Fernando Alonso stehen die Zeichen auf Veränderung. Mit Heikki Kovalainen ist ein junger Fahrer nachgerückt und Chefingenieur Pat Symonds hat bei Giancarlo Fisichella die ersten Anzeichen seiner neuen Leaderrolle ausgemacht. Auf diesem Gebiet scheint man die Vergangenheit erfolgreich verdrängt zu haben, auf einem anderen ist sie jedoch sehr willkommen: in den vergangenen beiden Jahren gewann Renault das Rennen in Australien, einmal mit Fisichella, einmal mit Alonso. Nachdem sich bei den Wintertests andere Teams als Favoriten aufdrängten, baut Renault vor dem Saisonstart auf die guten Erinnerungen an Melbourne.

"Das Auto sollte hier ziemlich gut laufen", prophezeit Symonds. "Der R27 ist eine Evolution des R26 und des R25", fügt Fisichella an, "und beide waren in Melbourne immer schnell." Den Grund dafür nennt Symonds: "In Melbourne muss das Auto schnelle Richtungswechsel beherrschen und gut auf der Bremse sein." Diese Eigenschaften räumt er der gesamten Renault-F1-Fahrzeugpalette der letzten Jahre ein. "Also sollte es für uns nicht allzu schlecht laufen", betont er.

Fisichella glaubt jedenfalls, dass Renault bei den Wintertests eine gute Basis gelegt hat. "Das Auto hat viel Potenzial und wir haben hart dafür gearbeitet, um mit den Spitzenteams mitzuhalten." Trotzdem erwartet er kein einfaches Rennen. Man werde aber versuchen, aus jeder Möglichkeit das Beste zu machen. "Ich möchte in den ersten Rennen so viele Punkte wie möglich holen. Wenn wir nicht um den Sieg fahren können, will ich mehr Punkte als meine Rivalen einfahren und wenn möglich auf dem Podium stehen."

Heikki Kovalainen hat weniger anspruchsvolle Ziele. Der Rookie erwartet ein hartes Rennen, nach dessen Ende er vor allem eines sein möchte: im Ziel "und vielleicht in den Punkten". Das wäre für ihn ein guter Start. Die Konkurrenz wird ihm das nicht einfach machen. "Wir sind nicht in der gleichen Ausgangssituation wie vor 12 Monaten", gesteht Symonds. "Es gibt noch Bereiche am Auto, die wir verbessern müssen. Wir erwarten in dieser Saison einen harten Kampf, aber wir sind bereit dafür."

Darauf festlegen, wer die härtesten Rivalen sein werden, möchte sich noch niemand. "Das ist schwierig zu sagen", windet sich Fisichella. "BMW und Williams scheinen bereit zu sein, aber ich glaube, dass Ferrari, McLaren und Renault wieder die Hauptfavoriten sind." Allerdings könne erst das erste Rennen eine Bestätigung dieser Annahme bringen. "Während der letzten Tests in Bahrain sahen wir eindeutig, dass Ferrari an der Spitze steht", analysiert Symonds. "Danach ist McLaren wahrscheinlich das zweitschnellste Team. Renault kommt dahinter zusammen mit BMW auf Rang 3." Bei der Zuverlässigkeit sieht Symonds jedoch Renault und McLaren gleichauf an der Spitze. "Aber Testfahrten sind nun einmal Testfahrten. Der Härtetest kommt erst in Melbourne."