David Coulthard ist ein Mann mit vielen Gesichtern. Bei McLaren galt er als der perfekte PR-Mann, der Team und Sponsoren perfekt vertrat. Doch im Lowlander schlummert auch etwas von einem Highlander. Getreu dem Motto "Es kann nur einen geben" gab er nach der erfolglosen Saison 2006 öffentlich Gas: Klar sei er vom Vorjahr enttäuscht gewesen, "aber es liegt in anderer Leute Verantwortung, ein Auto zu entwickeln, das ausreichend gekühlt ist, das konkurrenzfähig ist", verriet er im Winter unseren Kollegen der Motorsport aktuell. "Das haben wir nicht auf die Reihe gebracht." Noch gibt Coulthard sich und seinem Team einen zweiten Versuch. "Wenn wir es dann wieder nicht hinkriegen, sind wir bald nicht mehr hier, weil wir einfach nicht gut genug gearbeitet haben."

Coulthard würde gerne wieder Siegerfeiern geben., Foto: Autosport
Coulthard würde gerne wieder Siegerfeiern geben., Foto: Autosport

Sein neuer Teamkollege Mark Webber ist zuversichtlich, dass man noch lange dabei sein wird. "Ich bin mir sicher, wir werden die stärkste Saison erleben, die diese Mannschaft in ihren verschiedenen Aufmachungen bislang gehabt hat", sagte er. "Aber ich denke, 2008 ist es, wenn es dann wirklich kommt. Für 2007? Von der Spitze der Startaufstellung zu siegen und mit zehn Sekunden Vorsprung heimzukommen? Das wäre etwas zu viel verlangt. Aber man kann immer einen glücklichen Tag haben." Gegen seinen ersten GP-Sieg würde er sich garantiert nicht wehren.

Der Realist Coulthard sieht sein Team im Mittelfeld. "Wir gaben Zig-Millionen aus - und kämpften doch nur gegen unser letztjähriges Auto", scheute er sich nicht, Dinge auszusprechen, die sonst verschwiegen werden. "Ich arbeite nicht als Schönredner im Team, der den Leuten erzählt, dass wir alle in einer wunderschönen Welt leben, Denn die Wahrheit ist: Wir haben versagt." Dennoch sieht er keinen Grund, "warum wir nicht auch ein Top-Team sein sollten".

Man müsse nur die richtigen Schlüsse aus dem verkorksten Jahr. Dann sieht er die Saison 2007 "ganz sicher" deutlich besser werden. "Aber ich muss erst noch überzeugt werden, dass wir ein Auto haben, mit dem wir wirklich an der Spitze mitfahren können", tritt er auf die Euphoriebremse. "Man muss annehmen, dass Adrian Newey noch Einfluss auf die Entwicklung des diesjährigen McLaren hatte - und das Auto hat auch keinen Grand Prix gewonnen."

Dennoch sind mit dem neuen Designer große Erwartungen verbunden. "Wir wollen in der Formel 1 Erfolg haben und dieses Jahr sollte der erste Schritt in diese Richtung sein", sagte Christian Horner. "Wir haben einen sehr konkurrenzfähigen Motor, einen der erfolgreichsten Designer und sind sehr stark. Natürlich steigen die Erwartungen, aber man darf nicht vergessen, dass wir ein unabhängiges Team sind und in den Werksteams große Konkurrenz haben."

Und man wisse eben nie, welche Fortschritte die Gegner über den Winter gemacht haben. Der Wechsel von Ferrari- zu Renault-Motoren scheint weniger ein Problem zu sein. "Die Motoren sind angesichts der neuen und der V8-Regeln ziemlich festgelegt, was die Parameter betrifft, also hatte die Installation des einen oder des anderen relativ wenig Einfluss darauf, was wir tun", sagte Horner.

Webber hofft auf den ersten Sieg., Foto: Sutton
Webber hofft auf den ersten Sieg., Foto: Sutton

Der RB3 wird trotzdem nicht viel mit seinem Vorgänger gemeinsam haben. "Ich glaube, das Bremspedal ist das einzige Teil, das wir übernommen haben", so Newey in der typischen Launch-Sprache. "Wir haben eine gute Mischung aus alten und neuen Leuten, wir haben einen neuen Chefdesigner mit neuen Ideen und wir haben mit Peter Prodromou einen neuen Aerodynamikspezialisten, der allerdings erst seit November da ist und sich bisher noch nicht an der Entwicklung des neuen Autos beteiligen konnte."

Deshalb bleibt auch Newey auf dem Boden. "Ich glaube, dass die Erwartungen an das neue Jahr viel zu hoch sind", kritisierte er. "Ich würde lieber mit geringen Ansprüchen in die Saison gehen. Wenn wir dann besser sind, als wir gedacht haben, ist das toll. Wir sind immer noch ein junges Team und das heißt, dass unsere Infrastruktur und unsere Ressourcen noch nicht so gut sind, wie sie sein sollten. Das ist keine Entschuldigung, das ist Fakt."

Genauso wie die hohen Ziele des Dosenimperiums. "Wir haben einen sehr klaren Plan für die nächsten drei Jahre und Red Bull ist nicht in die Formel 1 gekommen, um teilzunehmen, sondern um an der Spitze mitzukämpfen", wiederholte Horner die Konzernvorgaben. "Diese Saison wird hoffentlich der erste große Schritt, um das zu erreichen."