Viel war in den vergangenen Wochen davon zu hören, dass der RB3 einen großen Sprung für Red Bull Racing nach vorne bedeuten würde. Denn schließlich hatte niemand geringerer als Adrian Newey Hand an das Auto gelegt und dieser Name stand in der Vergangenheit für geschwindigkeitstechnische Qualität. Und nun ist es da, das erste Baby aus der Ehe Red Bull Adrian Newey und wenn man Newey glauben darf, war die Geburt nicht ganz so einfach.

"Ein Beispiel dafür, wie viel komplizierter Formel 1-Autos in den letzten zehn Jahren geworden sind, wird dadurch illustriert, dass ich am 1. August 1997 zu McLaren kam und wir das brandneue Auto im Februar 1998 fertig hatten. Im Gegensatz dazu habe ich mich Red Bull im Januar 2006 angeschlossen und wir bekommen das Auto gerade rechtzeitig für 2007 fertig. Das zeigt, wie sehr sich das Niveau der Forschung, die nun in die F1 investiert wird, im Vergleich zu vor neun oder zehn Jahren gesteigert hat", erklärte Newey. Erst im Juni 2006 hatte man ein erstes Modell für den Windtunnel, was die Arbeiten generell nach hinten rückte.

Eine stolze Familie mit dem jüngsten Nachwuchs, Foto: Red Bull
Eine stolze Familie mit dem jüngsten Nachwuchs, Foto: Red Bull

Dadurch verschoben sich auch die Fertigstellungs-Zeiten für das Getriebe und das Monocoque, gab Newey weiter an. Mit der spät getroffenen Motorenentscheidung hatten die Verzögerungen aber nichts zu tun. "Was die Motorenwahl betrifft: die meisten der momentanen V8 sind weitgehend gleich was die Installation betrifft, also gibt es da keinen großen Unterschied was die Design-Philosophie in Abhängigkeit zum Motor angeht. Das Timing wurde durch den Umstand beeinflusst, dass das, was das Team für 2007 versucht etwas anders ist, als was in der Vergangenheit getan wurde. Das brachte eigene Vorlaufzeiten mit sich, die auch durch die Notwendigkeit der Inbetriebnahme eines neuen Windtunnels in Bedford beeinflusst wurden", sagte Newey.

Zu der Einrichtung in Bedford meinte der Technische Direktor Mark Smith: "Der Windtunnel in Bedford mag von außen betrachtet nicht die modernste Einrichtung sein, aber als Instrument für Ingenieure ist es definitiv ein gutes Werkzeug und etwas, in das unser Aerodynamik-Chef Ben Agathangelou in den vergangenen drei Jahren viel Einsatz gesteckt hat. Das Resultat ist etwas, worüber wir sehr froh sein können, was die Produktivität, Genauigkeit und die erzielten Resultate betrifft"

Wichtiger war aber natürlich, was der neue Windtunnel und der Einfluss von Newey denn nun wirklich beim neuen Auto gebracht haben. Der Designer selbst meinte, dass durch die seit 2005 geltenden Aerodynamik-Regeln das neue Auto lediglich eine Evolution an bereits bekannten Ideen darstelle, "aber aggressiv verpackt in einem Auto, von dem wir hoffen, dass es großes Entwicklungs-Potential hat." Ein wichtiger Punkt, den Newey berücksichtigen musste, war der Wechsel von Michelin auf die neuen Bridgestones. "Natürlich haben wir unsere Forschung gemacht, aber wir haben auch etwas Flexibilität ins Design eingebaut, um damit umzugehen", sagte Newey.

Insgesamt sieht der Brite seine neue Schöpfung als einen Mix aus seinen Entwicklungs-Erfahrungen bei McLaren und der Entwicklungsarbeit, die bei Red Bull betrieben wurde. "Es gibt einige frische Ideen", meinte Newey, "Der Design-Zyklus war stark komprimiert, was einen eigenen Druck gebracht hat, auf Ingenieure und den Werkstattraum. Aber die Reaktion von allen darauf war außergewöhnlich und etwas, worauf wir stolz sein sollten."

Haben Mark Webber und David Coulthard ein Siegauto?, Foto: Red Bull
Haben Mark Webber und David Coulthard ein Siegauto?, Foto: Red Bull

Auch über den Motorenpartner ist Newey erfreut. Denn mit Renault hat er während seiner Zeit bei Williams schon zusammengearbeitet und kennt noch einige der Leute dort. "Es gibt eine erstaunlich große Anzahl an bekannten Gesichtern vom letzten Mal, als wir zusammen waren. Es ist großartig mit Renault zusammenzuarbeiten. Ich war immer von ihrer Methodologie zu meiner Williams-Zeit beeindruckt." Newey sieht bei Renault den Grund für die Zusammenarbeit nicht aus finanziellen Gründen, sondern um mit mehr Motoren im Einsatz zu sein. Damit könne der Motorenbauer von beiden Mannschaften mehr über die Leistung und die Zuverlässigkeit lernen.

Für Mark Smith scheint jedenfalls klar, dass mit dem neuen Auto ein gutes Jahr vor Red Bull liegt. "Vielleicht bin ich ein endloser Optimist, aber ich erwarte uns einen guten Schritt weiter vorne. Als absolutes Minimum werden wir, glaube ich, die Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben", sagte er. Aber auch auf das technische Abschneiden des Autos ist Smith gespannt, da er bei Adrian Newey eine andere Design-Philosophie kennen gelernt hat, als während seiner Zeit bei Renault. "Obwohl alle Autos im Feld recht ähnlich sind, macht es einen großen Unterschied, wie Kleinigkeiten wie Aero-Leistung, Steifheit und Masse beim Design gegeneinander abgewogen werden und das kann einen großen Unterschied machen, wenn das Auto auf die Strecke kommt."