Es war fast schon ein bisschen Galgenhumor, als Nick Heidfeld auf einem Hocker auf genau jener Bühne saß, auf der kurz vorher sein neues Arbeitsgerät vorgestellt wurde, und er dabei sagte: "Glücklicherweise verlieren wir nicht die gesamte Freitagssession, sondern nur die Hälfte - aber aus meiner Sicht ist das schon zu viel."

Was Nick damit meinte: BMW Sauber plant momentan noch als einziges Team in einer der zwei Freitagssessions einen Testfahrer, genau genommen Sebastian Vettel, in einem der beiden Rennautos einzusetzen. "Wenn es meine oder Roberts Entscheidung wäre, würden wir den ganzen Freitag fahren. Ich mag die Idee nicht. Es ist offensichtlich, dass es ein Nachteil für die Einsatzfahrer ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass beinahe alle anderen Teams den anderen Weg gehen werden - außer jene, die damit Geld verdienen möchten. Für die Teams, die um die WM kämpfen, ist es aber keine gute Idee."

Natürlich hat Nick mit seinem Motorsportdirektor Mario Theissen darüber gesprochen. Aber der beharrt auf seiner größeren Sicht der Dinge - schließlich will jeder Fahrer jede Sekunde im Auto sitzen; sonst wäre er fehl am Platz. "Es ist wichtig, dass die Fahrer als ein Team auftreten, um den Transfer von einem Test zu einem Rennwochenende zu gewährleisten." So sollen die Fahrer lernen und sich zu einer verschworenen Einheit entwickeln. "Das gehört zur Teambildung dazu. Es soll mindestens einer der Testfahrer auch am Freitag fahren. Das muss nicht in allen Sessions der Fall sein, aber wir werden immer einen Testfahrer dabei haben und er wird immer fahren."

Aber auch nach dieser Erklärung war Robert Kubica von der Idee wenig angetan. "Es hängt davon ab, was die anderen Fahrer machen", sagte er. "Wenn die anderen Top-Teams regelmäßig ihre Stammfahrer einsetzen, dann sollten wir das auch, aber momentan müssen wir damit leben."

Für Sebastian Vettel, der als Freitagsfahrer eingeplant ist, ist die Entscheidung des Teams natürlich eine große Auszeichnung, die viele Vorschusslorbeeren bedeutet. Die Kritik seiner Teamkollegen versteht aber auch er. "Umgekehrt würde ich es nicht anders sehen", sagte er. "Ich bin froh, dass ich diese Chance bekomme und jetzt müssen wir abwarten, wie es sich entwickelt."

Sein Testfahrerkollege Gary Paffett, der als zweiter McLaren-Tester nicht in den gleichen Genuss wie Vettel kommen wird, beurteilt die Situation wie Heidfeld und Kubica. "Der Fokus muss auf den Einsatzfahrern liegen", sagte er am Montag. "Als solcher möchte man so viel wie möglich auf der Strecke sein. Das sollte bei allen Teams das gleiche sein: Die Einsatzfahrer müssen auf der Strecke sein. Das ist der einzige Weg das Beste aus dem Paket herauszuholen." Noch dürfte Mario Theissen widersprechen.