So etwas hat die Formel 1 seit 16 Jahren nicht erlebt: Zum ersten Mal seit 1991 geht der Formel 1-Zirkus ohne einen gewissen Michael Schumacher in die Vorbereitungen auf die neue Saison. Die Wintersaison 2006/2007 markiert den Anfang einer neuen Ära, den Aufbruch in eine neue F1-Welt - wobei, ganz stimmt das natürlich nicht. Denn auch in den vergangenen Jahren starteten die Piloten ohne ihren (Welt-)Meister in die Testphase. Dieser kehrte erst zu Beginn des neuen Jahres aus dem Winterurlaub ins Cockpit zurück; nur vor seiner letzten Saison war er schon im Dezember wieder im Einsatz. Diesmal ist der Urlaub jedoch endgültig, an seiner Stelle steigt der Ice-Man im Januar in den zweiten roten Renner.

Renault: Die Champions ohne den Weltmeister

Nelson Piquet jr. drängt in die F1., Foto: Sutton
Nelson Piquet jr. drängt in die F1., Foto: Sutton

Beim amtierenden Weltmeister-Team greifen hingegen schon jetzt alle Piloten ins Lenkrad. Allerdings wird einer fehlen: Fernando Alonso hat sich in Richtung McLaren Mercedes abgeseilt. An seine Stelle tritt der Finne Heikki Kovalainen, der an der Seite von Giancarlo Fisichella die Entwicklungsarbeiten für den R27 vorantreiben soll. Als Testfahrer mischt der junge Nelson Piquet jr munter mit - und das auch abseits der Strecke: Vater und Sohn Piquet ließen mehrfach verkünden, dass sie es schon bald auf Fisichellas Cockpit abgesehen haben. Noch nimmt dies der Italiener gelassen hin, aber 2007 wird für ihn das Jahr der Entscheidung - er muss um den Titel fahren. Die Grundlage soll bei den Wintertests gelegt werden. Das Hauptaugenmerk liegt vorerst aber, wie bei allen Ex-Michelin-Teams, auf den neuen Bridgestone-Einheitsreifen.

Ferrari: Die Ex-Champions ohne den Star

Bei den Reifen gibt es für Ferrari nichts Neues zu lernen, dafür ab Januar beim zweiten Stammpiloten Kimi Räikkönen. Bis dahin werden Felipe Massa, Luca Badoer und Marc Gené im Dauereinsatz sein, jedenfalls so weit dies das eingeschränkte Testprogramm von Bridgestone erlaubt. Den Startschuss für die Wintersaison gab Marc Gené bei einer Demofahrt auf Barbados - ganz so schön und warm wird es bei den Tests in Barcelona und Jerez aber wohl kaum sein. Den Entwicklungsarbeiten für 2007 sollte das keinen Abbruch tun.

McLaren: Die Altmeister mit dem neuen Star

Der nächste junge Wilde: Lewis Hamilton hat bereits ein Stammcockpit., Foto: Sutton
Der nächste junge Wilde: Lewis Hamilton hat bereits ein Stammcockpit., Foto: Sutton

Der Weltmeister hat noch Zeit bis zu seinem ersten Einsatz. Da er bis Jahresende an Renault gebunden ist, darf er erst im neuen Jahr für die Silbernen Gas geben. Mit Gary Paffett, Pedro de la Rosa und nicht zuletzt Lewis Hamilton besitzt McLaren aber genügend Fahrer für die drei Testwochen im Dezember. Nach seiner Bestätigung als zweiter Einsatzfahrer wird das Augenmerk vor allem auf Hamilton liegen, der in den kommenden Wochen so viel Erfahrung wie möglich sammeln muss. Denn bislang hat er erst sechs Testtage hinter sich, darunter ein Shakedown. Das neue Auto erblickt erst Mitte Januar, genau genommen am 15. Januar, das Licht der Welt. Bis dahin hat sich auch Alonso im Team eingelebt.

Honda: Weder Meister noch Star

Bei Honda gibt es nur in der zweiten Reihe Veränderungen: Anstelle von Anthony Davidson nimmt Christian Klien im dritten Auto Platz. Die Stammfahrer bleiben Rubens Barrichello und Jenson Button. Der Brite wird den ersten Wintertest in Barcelona jedoch definitiv verpassen. Nach einem Kartunfall sind seine angeknacksten Rippen noch nicht wieder ausgeheilt. Neben Barrichello und Klien greift auch der vierte Mann, James Rossiter, ins Lenkrad. Das Testprogramm wird sich um neue Komponenten und die Bridgestone-Reifen drehen.

BMW Sauber: Auf ins zweite Jahr

Robert Kubica geht in seine erste volle Saison., Foto: Sutton
Robert Kubica geht in seine erste volle Saison., Foto: Sutton

Auch bei BMW Sauber gibt es, zumindest bei zwei der drei Wintertests, ein neues Gesicht: Timo Glock darf an zwei Tagen sein F1-Comeback feiern. Ansonsten werden die Stammfahrer Nick Heidfeld und Robert Kubica sowie Testfahrer Sebastian Vettel die Vorbereitung bestreiten. Ob Glock im neuen Jahr noch einmal für die Weiß-Blauen ran darf, bleibt abzuwarten. Das neue Auto stellt das Team einen Tag nach McLaren am 16. Januar in Valencia vor.

Toyota: Diesmal ohne Überraschungsauto

Vor einem Jahr überraschte Toyota alle: Bereits beim ersten Test des Winters rückten die Japaner mit ihrem neuen TF106 an. Viel Glück hat es ihnen nicht gebracht, das Team erlebte einen Fehlstart in die Saison 2006. Das soll 2007 vermieden werden. Dafür sollen Ralf Schumacher, Jarno Trulli und Neuling Franck Montagny sorgen. Im Gegensatz zu Renault & Co haben die Weiß-Roten immerhin den Wechsel zu Bridgestone bereits hinter sich. Somit können sie sich jetzt voll auf ihr Auto konzentrieren.

Red Bull: Auftakt zur Newey-Ära

Noch steht der neue RB3 aus der Feder von Stardesigner Adrian Newey im Windkanal in Milton Keynes. Aber die Spannung ist bei RBR zu spüren: Der Newey-Bolide soll das enttäuschende Jahr 2006 vergessen machen. Bis es soweit ist, muss noch einmal der RB2 samt Ferrari-Motor herhalten. Erst im neuen Jahr schlägt der Renault-V8 im Heck der roten Bullen. Mark Webber wird es egal sein, er muss sich ohnehin erst im Team eingewöhnen. Außer Michael Ammermüller steht derzeit noch kein Testfahrer neben Webber und David Coulthard zur Verfügung.

Williams: Nichts ist unmöglich

Endlich kein Testfahrer mehr: Alex Wurz gibt sein Comeback., Foto: Sutton
Endlich kein Testfahrer mehr: Alex Wurz gibt sein Comeback., Foto: Sutton

Die ersten Tests mit dem neuen Toyota-Motor hat Williams bereits kurz vor dem Saisonende absolviert. Jetzt starten die Briten voll durch: Alex Wurz, Nico Rosberg, Narain Karthikeyan und Neu-Tester Kazuki Nakjima brennen darauf, mit der Arbeit zu beginnen. Nach einer frustrierenden Saison und WM-Rang 8 kann es für die Blauen nur besser werden. Auch sie möchten jetzt ihren Bridgestone-Erfahrungsvorteil ausspielen.

Toro Rosso: Noch kein italienisches Trio

Die Fahrer Scott Speed und Tonio Liuzzi wurden noch nicht offiziell bestätigt, aber nicht nur für Gerhard Berger ist dies nur noch eine reine Formsache. Aus dem italienischen Duo Liuzzi und Toro Rosso wird jedoch erst 2007 ein Trio - dann nämlich erhält das Team die neuen Ferrari-Aggregate vom Schwesterteam Red Bull.

Super Aguri: The Ant kommt

In der Debütsaison war Super Aguri nur selten bei Testfahrten anzutreffen, das wird sich ändern: Die Japaner haben ihre Anwesenheit für alle drei Wintertests des Jahres angekündigt. In der ersten Woche in Barcelona wird ausschließlich Neuzugang Anthony Davidson zum Einsatz kommen. Der Ex-Honda-Pilot soll sich schnell ins Team integrieren und die Entwicklungsarbeiten für den SA07 vorantreiben. Der Plan ein Vorjahreschassis des Werksteams einzusetzen, ist abermals gescheitert.

Spyker: Ja, wo sind sie denn?

Durch die Übernahme des Midland-Teams durch die Niederländer von Spyker sollte alles besser werden. Mehr Geld, mehr Tests und höhere Ansprüche. Doch für ein Interimsauto fehlt dem Team immer noch das nötige Kleingeld, also wird man erst 2007 wieder auf der Strecke zu sehen sein. Bis dahin ist dann vielleicht auch die ewige Frage nach dem zweiten Stammpiloten geklärt. Bislang gab man in den letzten Wochen nur neue Sponsoren, aber keinen zweiten Fahrer bekannt.