Das Saisonziel: Titelverteidigung

Die Ausbeute: 1. WM-Platz - 206 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Schon vor der Saison durfte sich Renault als Wintertestweltmeister den ersten Titel anheften. Sie hatten ihre Hausaufgaben am besten gemacht, schienen sogar noch dominanter, als im Vorjahr zu sein. Trotzdem schwebte über den Gelb-Blauen eine dunkle Wolke: Wie sollte die Zukunft von Renault in der F1 aussehen? Die Ungewissheit hatte wenige Monate zuvor schon Fernando Alonso zu einem Wechsel zu McLaren getrieben.

Fernando stand im Blickpunkt., Foto: Sutton
Fernando stand im Blickpunkt., Foto: Sutton

Sportlich begann die Saison nach Plan: Wie im Vorjahr legte Renault einen starken Auftakt hin und sammelte zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison wichtige Punkte, von denen sie später noch zehren sollten. Zur Saisonhälfte schien Fernando Alonso mit 25 Punkten Vorsprung den Titel schon sicher zu haben. Aber dann begann die Ferrari-Aufholjagd, die Alonso und Renault beinahe die Titelverteidigung gekostet hätte. Mit den Entwicklungsfortschritten bei Ferrari gingen aber auch einige umstrittene Entscheidungen zu Ungunsten von Renault einher.

Die bekannteste war sicherlich das Verbot der Schwingungsdämpfer, die immerhin schon seit Ende 2005 ihren Dienst im Renault verrichteten und damals von der FIA als legal deklariert wurden. Erst in diesem Jahr verbot der Weltverband die Dämpfer, wurde aber von seinen Rennstewards in Hockenheim überstimmt. Sie befanden das Bauteil in der Nase des R26 für legal. Aus Angst vor einer nachträglichen Disqualifikation verzichtete Renault allerdings auf einen Einsatz des Schwingungsdämpfers, der prompt bei einer Anhörung des International Court of Appeal der FIA verboten wurde. Nicht minder umstritten waren die Bestrafungen von Fernando Alonso in Ungarn, als er im Training eine gelbe Flagge überfuhr und Robert Doornbos mit der Hand grüßte, und in Italien, wo er angeblich Felipe Massa auf dessen schneller Qualifying-Runde behinderte - obwohl er selbst in den letzten Sekunden der Session auf dem Weg in seine fliegende Runde war.

Erfolgreiche Titelverteidigung., Foto: Sutton
Erfolgreiche Titelverteidigung., Foto: Sutton

Alonso zog aus all dem seine Konsequenzen, ging mit nach unten gerichteten Daumen durchs Fahrerlager und erzählte bei allen Gelegenheiten, wie enttäuscht er sei und dass die F1 für ihn kein Sport mehr sei. Im Gegensatz zu seinem Fahrer ruderte Flavio Briatore von seiner harschen Kritik zurück - nachdem er der FIA Manipulation vorgeworfen hatte, revidierte er sich auf Druck von außen: Das sei doch alles nur Spaß gewesen, der von der bösen Presse falsch interpretiert wurde.

Auf der technischen Seite musste Alonso zwei von insgesamt vier Ausfällen des Teams einstecken. Der bitterste war sicherlich sein Motorschaden in Monza, der Michael Schumacher endgültig in den Titelkampf zurückbrachte. Einer der entscheidenden Faktoren im WM-Duell waren die Reifen. Gerade im Regen schwankte das Kräfteverhältnis sogar während eines Rennens mehrmals hin und her. Dabei konnte Bridgestone erst gegen Saisonende öfter besser abschneiden als die französische Konkurrenz, dann war Ferrari deutlich überlegen wie bei der Renault-Heimschmach in Frankreich oder beim Saisonfinale in Brasilien.

Trotz all dieser Problemfelder und des internen Rummels um einige Aussagen von Fernando Alonso, der sich im Team nicht genügend unterstützt sah, schaffte Renault die erwünschte doppelte Titelverteidigung. Nachdem man also die Hausaufgaben am besten gemacht hatte, erreichte man auch sein Saisonziel. Als Bonus bestätigte der neue Konzernchef Carlos Ghosn, dass Renault auf lange Sicht in der Königsklasse bleiben wird - damit waren auch die dunklen Wolken über Enstone und Viry-Châtillon vertrieben.

Fisichella durfte nur einmal jubeln., Foto: Sutton
Fisichella durfte nur einmal jubeln., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer: Der Weg zu Fernando Alonsos zweitem WM-Titel war sehr viel steiniger als in der Vorsaison. Nach einem guten Start hatte der Spanier gleich an mehreren Fronten zu kämpfen - gegen Ferrari, gegen Bridgestone, gegen sein Team und gegen Entscheidungen der FIA. Demnach war es wenig verwunderlich, dass er auch heute noch betont, wie anders der WM-Kampf gegen Ferrari im Vergleich zum Duell mit Kimi Räikkönen und McLaren gewesen sei. Aber auch er selbst beging in dieser Saison (abseits der Rennen, die waren erneut fehlerlos) mehr Fehler als in seiner ersten WM-Saison - 2005 landete er nur in Kanada in der Mauer.

Vielmehr wurmten ihn aber die Strafen, Verbote und Benachteiligungen. Aufgrund dieser war die Titelverteidigung für ihn aber auch eine sehr viel größere Genugtuung war; selbst da er gegen Saisonende mehrmals beklagte, dass sein Team ihn nicht mit der Nummer 1 zu McLaren abwandern sehen wollte und einige bei Renault nur den Konstrukteurstitel gewinnen wollten. Dass es leichte Spannungen innerhalb des Teams gab, vor allem mit Chefstratege Pat Symonds, wurde schon zu Saisonbeginn deutlich. Doch am Ende sollte all dies vom spanischen Happy-End verdrängt werden.

Champagner für den spanischen König., Foto: Sutton
Champagner für den spanischen König., Foto: Sutton

Giancarlo Fisichella durfte hingegen nur bis zum zweiten Saisonrennen von einem solchen Happy-End träumen. Vor Saisonbeginn hatte er sich den WM-Titel zum Ziel gesetzt, er wollte gegen Alonso kämpfen, schaffte das aber nicht. Nur in Malaysia konnte er als Sieger vor seinem Teamkollegen glänzen, danach sollte er bestenfalls dritte Plätze aufweisen, es sollten kein Sieg und kein zweiter Rang mehr folgen. Insgesamt wurde der Italiener von seinem Teampartner deutlich geschlagen - zum zweiten Mal in Folge.

Umso schwieriger wird es für Fisichella 2007 in Alonsos Rolle zu schlüpfen, gerade weil mit Heikki Kovalainen ein aufstrebender Jungspund an seine Seite tritt. Wenn der R27 gut genug ist, muss Fisichella um den Titel fahren und Kovalainen beherrschen, doch dessen Testeindrücke aus diesem Jahr lassen vermuten, dass er spätestens ab der Saisonmitte ein ernstzunehmender Gegner sein sollte. An Selbstvertrauen mangelt es dem F1-untypischen Finnen nicht: Er möchte Alonsos Schuhe so bald wie möglich aus dem Cockpit werfen, ihm nimmt man das, nach Fisichellas Abschneiden in der abgelaufenen Saison, fast noch eher ab als dem Italiener.

Saisonziel erreicht? Voll und ganz. Beide Titel verteidigt.