Das Saisonziel: Regelmäßige WM-Punkte, vielleicht ein Podium

Die Ausbeute: 7. WM-Platz - 16 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Egal ob Superman-Outfit, vergrößerte Energy-Station oder Tree-House für die Ingenieure - es sind die großen Dinge im F1-Leben, die für Red Bull zählen. Nicht umsonst sagte Flavio Briatore überspitzt voraus, dass Red Bull Racing angesichts seiner großen Ausgaben in diesem Jahr mindestens ein Rennen gewinnen müsse. Nicht ganz so ambitioniert, aber durchaus hoch angesiedelt, waren die wahren Ziele der Bullen. Sportdirektor Christian Horner machte Motorenpartner Ferrari als Messlatte aus und Chefdesigner Mark Smith ging sogar davon aus, dass man Ferrari schlagen könne. Sonst hätte man nicht gut genug gearbeitet, fügte Horner im Winter hinzu.

Sinnbild der Saison: Einer steht, einer fährt langsam., Foto: Sutton
Sinnbild der Saison: Einer steht, einer fährt langsam., Foto: Sutton

Genau so sollte es kommen: Man hatte nicht gut genug gearbeitet. Schon bei den ersten Testfahrten mit dem neuen RB2 im Dezember 2005 gab es Kühlungsprobleme. Spötter sagten schon damals voraus: Wenn sie zu dieser Jahreszeit in Silverstone Kühlungsprobleme haben, wie soll das erst beim Saisonstart in Bahrain oder in Malaysia werden? Die Antwort war einfach: Nach einer Radikalkur am RB2 schaffte David Coulthard beim Saisonstart seine erste volle Renndistanz, Christian Klien holte sogar einen WM-Zähler - einen von insgesamt nur zwei Punkten für ihn in dieser Saison.

Danach ging es für die Roten Bullen bis zum Jahreshighlight in den Straßen von Monaco steil bergab - mit den Hörnern voraus. Erst im Fürstentum waren die Bullen wieder angriffslustig: Christian Klien scheiterte zwar an einem technischen Defekt, aber David Coulthard erbte von ihm den ersten und einzigen Podestplatz des Teams. Christian Horner setzte danach mit Superman-Cape zum Sprung in den Pool der Energy Station an - der Sprung in der WM-Wertung blieb jedoch aus. Mehr als WM-Rang 7 war für RBR nicht drin, immerhin ließ man damit Williams hinter sich, die hatten aber ein mindestens genauso schlechtes Jahr.

Super-David holte den einzigen Podestplatz., Foto: Sutton
Super-David holte den einzigen Podestplatz., Foto: Sutton

Überraschend kam dies nach den anfänglichen Problemen bei den Testfahrten nicht. So schrieben wir an dieser Stelle schon in unserer großen Saisonvorschau "Hausaufgaben gut gemacht, Red Bull Racing?" die folgenden Zeilen: "Das Wichtigste wird für beide Fahrer sein, ob der RB2 unter Rennbedingungen konkurrenzfähig und vor allem zuverlässig ist. (...) Besonders die riesige Konkurrenz im Kampf um Podest- und Punkteplätze macht eine Verbesserung des 7. WM-Ranges aus dem Vorjahr mehr als nur schwierig. Mit Toyota, Honda, Williams, BMW Sauber und Red Bull kämpfen mindestens fünf Teams um die Ränge fünf bis acht."

Da konnte selbst die Verpflichtung des Stardesigners und Superhirns Adrian Newey nicht mehr helfen. Eigentlich sollte der Einfluss des einstigen Weltmeisterautobauers ab Saisonmitte sichtbar werden, stattdessen beschloss man sich aber dazu die Entwicklung zu diesem Zeitpunkt quasi einzufrieren und sich voll auf den RB3 für 2007 zu konzentrieren - das erste echte und komplette Newey-Auto aus dem Hause Red Bull. Dann wird auch nicht mehr der hin und wieder in dieser Saison kritisierte Ferrari-Motor im Heck stecken. Mehr als nur einmal wurden Gerüchte laut, wonach RBR als Versuchskaninchen für die neuen V8-Triebwerke missbrauch worden wäre. Die Realität war auf jeden Fall diese: Red Bull fehlte sowohl die Zuverlässigkeit als auch der Speed. Durch die stillstehende Weiterentwicklung fiel man gegen Jahresende immer weiter zurück und konnte noch nicht einmal mehr die von David Coulthard aus der Taufe gehobene Rolle des Aasgeiers spielen, also jenes Teams, das die letzten WM-Zähler ergattert, wenn die vor ihnen liegenden Fahrer ausfallen. Stattdessen musste man in den letzten Saisonrennen sogar gegen Spyker und das Schwesterteam Toro Rosso kämpfen - und verlor.

Die Bilanz - Fahrer: Die Fahrer waren angesichts der Schwächen des Autos machtlos. Uncle David gelang mit seinem Podium in Monaco das Jahreshighlight. Zudem fuhr er 14 der 16 Punkte ein. Zu mehr reichte auch seine große Erfahrung nicht.

Die Chancen der Bullen waren arg verschwommen., Foto: Sutton
Die Chancen der Bullen waren arg verschwommen., Foto: Sutton

Und dann gab es noch den Fall Klien. Den Österreicher begleiteten zwei Dinge durch die Saison: Technische Probleme, Defekte, Ausfälle und Pech sowie das Wehklagen über selbige. Dieses setzte er so lange fort, bis er vor den letzten drei Saisonrennen vor die Tür gesetzt wurde. Sein unrühmlicher Abgang vom ehemaligen Förderer verlief nicht ganz glücklich: Nachdem Christian Klien eine Red Bull-Offerte für ein DTM- respektive ChampCar-Cockpit 2007 abgelehnt hatte, um seine Chance in der F1 zu suchen, war das Band zu Helmut Marko & Co endgültig zerschnitten. Klien hatte seine Chance vertan im Red Bull-Land zu bleiben.

Ob dies die richtige Entscheidung war, wird sich bald zeigen. Klien beharrt darauf, dass er als Stammfahrer bei Spyker oder Testfahrer bei Honda eine Chance hat. Seine Kritiker werfen ihm vor, dass es diese Option nicht wert war, mit Red Bull zu brechen. Immerhin muss er für ein nicht konkurrenzfähiges Spyker-Cockpit Geld aufbringen, das er nicht hat, und würde ihm eine Honda-Testrolle nur wenig Aufmerksamkeit und Chancen für 2008 bieten. Sein Nachfolger für die Abschlussrennen in Übersee, Robert Doornbos, konnte seine Chance nicht nutzen. Für ihn sprang kein einziger Punkt heraus, was natürlich auch auf die schwierige Situation des Teams zum Saisonende zurückzuführen war. Ein Comeback als Stammfahrer wird es für den Niederländer 2007 aber wohl nirgends geben.

Besser sieht es für den Doornbos-Ersatz als Freitagstester aus: Michael Ammermüller wurde der achte Deutsche, der in der abgelaufenen Saison in ein F1-Lenkard greifen durfte. Nachdem er seine Debütsaison in der GP2 sensationell mit einem Sieg und einigen guten Ergebnissen begonnen hatte, ließen die Ergebnisse im Laufe des Jahres nach. Trotzdem wusste der Bayer bei seinem F1-Debüt zu überzeugen. Auch wenn Red Bull der oftmals von den Gerüchteköchen nachgesagte Deal mit dem großen Michael nicht gelungen ist respektive dieser niemals ernsthaft geplant war, hat man mit dem kleinen Michael ein heißes Eisen im Feuer...

Saisonziel erreicht? Das Podium? Ja, Den Rest? Auf gar keinen Fall.