Es war wieder einmal so weit - die FIA hat geladen und vier illustre Gäste trennten sich für kurze Zeit von ihren Teams, um in der Freitags-Pressekonferenz Rede und Antwort zu stehen. Im Gegensatz zu Fahrer-PK am Donnerstag waren diesmal die Teamchefs dran; Colin Kolles, Flavio Briatore, Nick Fry und Mario Theissen gaben sich die Ehre - auch wenn letzterer sich nicht als Teamchef bezeichnet, sondern als Motorsportdirektor.

Aber beginnen wir bei einem Mann, der wirklich Teamchef ist und seit drei Wochen einen neuen Teambesitzer hat: Colin Kolles. "Alle sind sehr motiviert", wiederholt er die üblichen Platitüden - was soll er nach dem neuerlichen Besitzerwechsel auch sonst sagen? "Wir haben ein klares Ziel. Wir sind nun mit einem Automobilhersteller verbunden, dadurch sind wir in einer besseren Position, auch wenn es nicht gerade der weltgrößte Hersteller ist." Aber die Niederlande sind ja auch ein kleines Land... Während man auf dem Fahrersektor Christijan Albers für 2007 bestätigen konnte, deutete Kolles an, dass man "sehr nah" an einem Motorendeal sei, der vielleicht schon "an diesem Wochenende" bekannt gegeben werden könnte.

Der Rückblick

Ja genau, Mario. Das war alles nur Spaß., Foto: Sutton
Ja genau, Mario. Das war alles nur Spaß., Foto: Sutton

Nick Fry musste sich hingegen mit der noch nicht ganz abgelaufenen Saison befassen - was hat Honda aus seinem ersten Jahr als Werksteam gelernt? "Es war das beste Jahr der Teamgeschichte", überraschte Fry, immerhin war British American Racing 2004 Vizeweltmeister hinter Ferrari. "Das ist richtig, aber das hatte vielmehr damit zu tun, dass andere keine gute Saison hatten und nicht damit, wie brillant wir waren."

In dieser Saison habe man viel darüber gelernt, wie das Auto funktioniert. Außerdem habe man endlich den neuen Windkanal zur Verfügung. "Wir wissen jetzt einfach viel mehr als vorher. Der Sieg in Ungarn war ein Bonus, der aber auf diesem Wissen basierte." Manch anderer würde sagen, dass der Sieg in Ungarn auch ein Geschenk der verrückten Wetterbedingungen und der Fehler von Michael Schumacher und Fernando Alonso war, aber egal...

Blicken wir auf die Saison des nächsten Teamchefs, pardon Motorsportdirektors. "Roberts 3. Platz in Monza war unser zweiter Podestplatz - das war sehr befriedigend, da wir Podestplätze erst im nächsten Jahr angepeilt hatten." Während Nick Heidfelds Podestplatz in Budapest mehr dem "Glück" zuzuschreiben gewesen sei, habe man sich Kubicas Podestplatz in Monza "mit der eigenen Stärke" verdient. Aber war das vielleicht nur eine Eintagsfliege? "In gewisser Weise schon", gesteht Theissen. "Denn dieses spezielle Aero-Paket benutzen wir nur in Monza."

Der Ausblick

Warum glaubt ihr mir nicht? Ich bin unschuldig..., Foto: Sutton
Warum glaubt ihr mir nicht? Ich bin unschuldig..., Foto: Sutton

Für Flavio Briatore ist es noch zu früh, um ein Saisonfazit zu ziehen. "Wir kämpfen in den letzten drei Rennen gegen Ferrari und werden unser Bestes geben." Mehr konnte und wollte er zum Titelkampf gegen Michael Schumacher nicht sagen. Dann ließ er sich aber zumindest dazu erweichen: "Es gibt viele Dinge, die die Meisterschaft interessanter gemacht haben", betonte er. "Das waren nicht nur die Reifen und Motoren, es geht jede Menge hinter den Kulissen vor, aber wir glauben daran, dass wir den Titel holen können." In Monza hörten sich die Worte des Italieners noch deutlicher an, aber wer von der FIA zur PK geladen wird, darf diese natürlich nicht in ihren eigenen Presseräumen beschimpfen - außerdem war das ja alles eh nur ein missverstandener Scherz...

Den einen oder anderen Nadelstich konnte er sich trotzdem auch in der Folge nicht verkneifen. Ja, man habe den Motor in Monza hart ran genommen, "vielleicht zu hart", gestand er. "Aber wenn wir normal von Platz 5 gestartet wären, hätten wir laut unseren Vorhersagen das Rennen locker gewonnen." Und warum ging man nicht von Platz 5 ins Rennen? Natürlich, da war ja diese Bestrafung, die Flavio keinesfalls als Manipulations-Versuch der FIA wertete. Wenn er schon keine direkte Kritik am Weltverband üben durfte, dann nutzte Briatore die PK wenigstens um seinem zweitliebsten Hobby der letzten Wochen nachzugehen: Druck auf Ferrari ausüben. "Sie haben alles zu verlieren", sagte er. "Wenn sie in diesem Jahr nicht gewinnen, wird es auch zukünftig schwer für sie. Ferrari muss diese Weltmeisterschaft unbedingt gewinnen - aber das gilt auch für uns."

Das Unvermeidliche

Das war doch nur Spaß..., Foto: Sutton
Das war doch nur Spaß..., Foto: Sutton

Zum Abschluss kam, was kommen musste: Unser Kollege Heinz Prüller ließ die unvermeidliche Frage nach der Formel 1 nach Michael Schumacher los - wie wird sich das Image der F1 verändern, wer wird der neue Dominator? Die Quintessenz ist die übliche: The show must go on. Briatore erinnert daran, dass man auch nach den Rücktritten von Mansell und Prost oder dem Tod von Senna vom Ende der Formel 1 schrieb. "Das war überall die Schlagzeile", erinneret er sich. "Die F1 ist groß und stark genug nicht von einem Fahrer abhängig zu sein", fügte Fry hinzu. "Alle Fahrer können der 'Star' sein."

Genügend aufstrebende Jungtalente vom Schlage eines Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton oder Robert Kubica gibt es. Man müsse nur sicherstellen, dass sie für die Fans und Medien auch zugänglich sind. "Wir müssen die Show viel mehr verbessern." So müssten die Fahrer und Teammitglieder in anderen Serien bei den Pit-Walks der Fans in den Boxen anwesend sein. "Wenn man einige dieser Dinge installieren könnte, dann können wir alle Fahrer zu großen Stars machen."