Ich konnte ja im vergangenen Jahr leider nicht in Shanghai fahren und freue mich, jetzt wieder hier zu sein. Die Strecke ist wirklich gut – abwechslungsreich und anspruchsvoll. Sie hat interessante Kurven – vor allem die erste nach Start und Ziel ist ungewöhnlich. Man kommt mit hohem Tempo angeflogen, und der Eingang geht auch noch mit Vollgas. Aber dann macht die Kurve kontinuierlich zu, sodass man bis in den zweiten Gang runterschalten muss.

Wir haben wieder ein paar Modifikationen am BMW Sauber F1.06, vor allem eine geänderte Motorabdeckung. Ich hoffe, dass wir hier bezüglich Qualifying und Speed unsere Performance von Istanbul wiederholen können. Das letzte Rennen in Monza ist nicht der Maßstab. Auf diesem Hochgeschwindigkeitskurs galten ganz spezielle Bedingungen, für die wir das optimale Low-Downforce-Paket hatten. Damit kann man hier in China aber nichts anfangen. Motorenseitig gibt es naturgemäß nichts Neues, weil ich hier mit dem Motor fahre, der schon das Monza-Rennen auf dem Tacho hat. Die Temperaturen sind nicht ganz so hoch wie man vielleicht erwartet hat. Das könnte ein Pluspunkt für uns sein, weil die Bridgestone-Reifen bei großer Hitze anscheinend einen Vorteil gegenüber unseren Michelins haben.

Mindestens so imponierend wie die Rennstrecke mit ihren riesigen Facilities ist die Stadt. Am Donnerstagabend hatte ich Gelegenheit, am Bund essen zu gehen. Das ist die berühmte Flusspromenade, von der man auf die Skyline mit dem Pearltower schaut. Das ist schon eine Wahnsinnskulisse. Es gab auch Chinesen mit Autogrammwünschen. Das ist immer lustig: So lange sie alleine auftreten, wirken sie ruhig, fast scheu. Sobald sie in der Gruppe sind, und das gilt schon ab zwei oder drei Personen, bricht Hektik aus. Ich habe das schon öfter erlebt. Da wird man überrannt und hat am Ende das Hemd voller Edding-Spuren. In Japan ist das ähnlich.

Das Freitagstraining war für mich eher ruhig. In der ersten Session bin ich nur eine Installationsrunde gefahren. Die Strecke hatte noch sehr wenig Grip. Im zweiten Training habe ich, nachdem die Strecke für nass erklärt worden war, Reifensätze angefahren und mich zum Schluss entschieden, noch ein paar Runden dranzuhängen. Die Bedingungen waren seltsam: Ich hatte Regentropfen auf dem Visier, aber der Grip war noch da. Die Strecke hat sich sehr stark verändert. Es ist schwer zu sagen, wie sie sich weiterhin entwickeln wird. Angeblich soll es morgen im Qualifying regnen und am Sonntag wieder trocken sein. Auf jeden Fall hat das Fahren hier wieder viel Spaß gemacht.