Sebastian Vettel schickt sich derzeit an der neue Meilenkönig der Motorsport-Welt zu werden. Noch besitzt er zwar keine goldenen Meilenkarten aller Fluglinien, aber bis zum Saisonfinale der Formel 3 EuroSeries in Hockenheim Ende Oktober wird er innerhalb von sechs Wochen ebenso viele Rennwochenenden und die jeweiligen weiten Anreisen zu diesen in den Knochen stecken haben.

Die zweite Station auf seiner Weltreise ist, nach Barcelona am letzten Wochenende, Shanghai. Nach der ersten Streckenbegehung am Donnerstag war er vom Shanghai International Circuit überrascht. "Im Fernsehen und im Computerspiel sah alles sehr weit aus, aber es ist relativ eng - aber es scheint eine schöne Strecke zu sein, die auch nicht so leicht ist."

Wie geht der 19-jährige nun eine solche Herausforderung an? "Einfach einmal hinfahren und drüber laufen geht nicht - dafür ist das ganze etwas zu weit weg", scherzt er. "Deshalb gibt es die Möglichkeit mit Computerspielen und Videoaufnahmen alles zu simulieren. Das ist natürlich nicht ganz realitätsgetreu, aber man kann sich schon einmal den Ablauf merken: hier geht es nach rechts, hier nach links."

Danach steht der obligatorische Streckenspaziergang am Donnerstagmorgen auf dem Programm. "Vor Ort kann man einmal über die Strecke laufen und vielleicht einmal mit dem Roller herumfahren, aber das war's - mehr kann man nicht machen."

"Bevor es am Freitag richtig losgeht, hat man noch eine Out-Lap, auf der man sich noch einmal die Kurvenabfolge anschaut. Zu diesem Zeitpunkt kennt man die Kurven auswendig und weiß wie schnell man ungefähr hineinfahren kann und wo es lang geht. Danach muss man sich auf den ersten Runden herantasten und immer mehr pushen."

In seinen ersten vier Freien Trainings hat das "Pushen" schon sehr gut funktioniert - Vettel hat bereits drei Bestzeiten zu Buche stehen. "Es wäre natürlich schön, wenn es so weitergehen würde, aber man muss auf dem Boden bleiben", bleibt er realistisch. "Es ist wichtig dem Team zu helfen, das hat in Monza sehr gut funktioniert - dort waren wir das ganze Wochenende schnell unterwegs; mit der Krönung, dass Robert auf das Podium gefahren ist. Das war schon fantastisch." Irgendwann in der Zukunft möchte dann auch Sebastian auf dem Podium stehen, im kommenden Jahr hält er Renneinsätze in der Formel 1 aber noch für "zu früh". Sein Flugmeilenkonto dürfte dennoch schon bald in neue Dimensionen vorstoßen.