Normalerweise war in den vergangenen Jahren immer erst im Januar Regelzeit. In diesem Winter ist aber alles ein bisschen anders: Die Woche vor Weihnachten ist nicht nur bei den Last-Minute-Einkäufen, sondern auch in der F1-Welt stressig. Da werden hier Fahrerverträge abgeschlossen, dort Regeln geändert und noch einmal andernorts ganze neue Teams bestätigt.

Mittendrin in diesem vorweihnachtlichen Chaos steckt FIA-Präsident Max Mosley. Einen Tag nach der Bekanntgabe seines neuen Reglements für die F1-Saison 2008 sprach der nicht von allen geliebte Präsident des Motorsportweltverbandes über die neuen Regeln, deren Ziele und des Präsidenten liebstes Kind: Das neue Qualifying.

Billlige Regeln für eine billigere F1

Vereinheitliche Elektronik, nur noch wenige Änderungen an der Aerodynamik, ein Verfallsdatum für neue Technologien und eine Reduzierung der Motorendrehzahl: Mit diesen Mitteln möchte Max Mosley die Kostenspirale der Königsklasse des Motorsports durchbrechen und das Leben auch für kleinere Privatteams möglich machen.

Auf der anderen Seite sehen nicht nur die Automobilhersteller die Gefahr, dass diese einschneidenden Änderungen der Formel 1 endgültig den Ruf der Königsklasse des automobilen Motorsports nehmen könnten.

Mosley selbst sieht diese Gefahren einer Billigformel erwartungsgemäß nicht: "Heutzutage bedeutet die meiste F1-Technik herausgeschmissenes Geld", sagte der FIA-Präsident der Gazzetta dello Sport. "Es wird viel zu viel Geld ausgegeben, um das Hobby einiger weniger Aerodynamikspezialisten zu befriedigen. In der F1 fragt sich niemand wie viel es kostet ein bestimmtes Teil herzustellen, welches möglicherweise niemals verwendet wird."

Als Beispiel führt Mosley einen Vergleich zwischen Cosworth und BMW an: Die beiden Triebwerke der Saison 2005 sollen ungefähr gleich gewesen sein, aber der Münchner Motor soll rund "10 Prozent" mehr gekostet haben. Entsprechend soll das "High-Tech-Image" der F1 unter den Kostenreduzierungen "nicht leiden".

Aus diesem Grund soll das neue Reglement kein Geld bei den Herstellern einsparen, sondern nur dafür sorgen, dass sie aus ihren riesigen Budgets keine großen Vorteile ziehen können. "Man kann Leute nicht davon abhalten 250 oder 300 Millionen Euro auszugeben. Aber wir möchten die technischen Unterschiede zwischen den Verschwendern und jenen mit einem 100-Millionen Budget verkleinern."

Mosley verleiht Flügel

Allem Widerstand der technischen Arbeitsgruppe zum Trotz, verleiht Max Mosley den F1-Boliden ab 2008 Flügel. Eine Klage seitens Red Bull ist allerdings nicht zu erwarten: Viel mehr ist es den roten Bullen zuzutrauen sogar noch einen Marketinggag aus den neuen CDG-Wings zu machen.

Obwohl die Technischen Direktoren die vorzeitige Einführung des Centreline Downwash Generating Wing in der Saison 2007 aufgrund mangelnder Erkenntnisse abgelehnt haben, ist sich Mosley sicher, dass die Technikchefs ihre Meinung schon bald ändern werden.

"2007 ist zu nah, aber 2008 werden sie den Vorschlag mögen", ist sich Max Mosley sicher. "Die FIA-Studien besagen, dass es keine negativen Luftströme auf die hinterherfahrenden Autos oder einen Gripverlust geben wird. Somit werden die Überholmanöver wie von den Fans gefordert zurückkehren."

Nichtsdestotrotz möchten die Technikgurus lieber ihre eigenen Versuche durchführen und sich nicht völlig auf die FIA/AMD-Studien verlassen.

Ebenfalls verlassen sollte sich Bridgestone auf die Rolle des Einheitsreifenlieferanten ab der Saison 2007. "Wir werden den Leistungsstand, die Vorschläge und die Kosten beurteilen und alle großen Reifenhersteller einladen. Darunter auch Pirelli. Danach werden wir uns entscheiden."

Neverending Story Qualifying

Wieder einmal entschieden hat sich der Weltverband für ein neues Qualifying: Im nächsten Jahr erleben wir das so genannte Knock-Out-Qualifying. Aber noch bevor das System sein Debüt erlebt hat, zweifelt Regelfreak Mosley bereits an der Verständlichkeit des Formats.

"Das Qualifying-System für 2006 wird nur sehr schwer zu verstehen sein", sagte er der L'Equipe. "Die Zuschauer werden es wohl so erleben wie ich ein Football Spiel: Ich kann es mir ansehen, es ist eine großartige Show, aber ich habe nicht den blassesten Schimmer was da eigentlich geschieht."

Böse Zungen werden beim Hören dieser Worte behaupten, dass dies Max nicht nur beim Football, sondern auch in einer gewissen Motorsportklasse so ergeht...

Somit zählt der bekennende TV-Zuschauer der meisten Grand Prix Rennen zu den wenigen Anhängern des Einrunden-Qualifyings. "Es ist sehr ärgerlich. Das Einrunden-Qualifying war für die Zuschauer vor Ort nicht so schön, aber für die TV-Zuschauer war es richtig gut. Man wusste exakt was los war."

Ob dem wirklich so war, bleibt zu bezweifeln. Zumindest das zweigeteilte Einzel-Qualifying am Samstag und Sonntag war für die Fans angeblich so verwirrend, dass es bereits nach wenigen Versuchen eingestellt wurde. Und eine der vielen Varianten davor, nämlich jene fast zweistündige, Kaugummiartige Doppel-Session am Samstagnachmittag, brachte selbst so manchen Teamchef am Kommandostand zum Einschlafen. Eine neuerliche Änderung des Qualifying-Systems scheint also auch 2006 nicht gänzlich auszuschließen zu sein.