Es ist am heutigen 22. Dezember exakt ein halbes Jahr her, dass BMW die Übernahme der Mehrheit an Sauber bekannt gegeben hat. Wie weit ist die Integration zwischen München und Hinwil fortgeschritten?

Mario Theissen: Die Integration der beiden Unternehmen ist natürlich ein sehr komplizierter Prozess. Aber dank dem Einsatz und dem Willen aller Beteiligten haben wir diese Phase gut hinter uns gebracht und arbeiten zielgerichtet an den Aufgaben, die vor uns liegen. Wir haben Strukturen geschaffen, Verantwortlichkeiten festgelegt sowie Ressourcen und Arbeitsprozesse definiert. Nun hat die Phase der Umsetzung begonnen.

Sie wollen in Hinwil über 100 neue Mitarbeiter einstellen - wie kommen Sie mit der Arbeit voran?

Mario Theissen: Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die viel Zeit und große Sorgfalt erfordert. Wir kommen dabei gut voran. Es liegen bereits über 50 unterschriebene Arbeitsverträge vor. Der Zeitpunkt des Dienstantritts hängt natürlich von den jeweiligen Kündigungsfristen ab, aber seit November wächst die Belegschaft kontinuierlich. Allein am 3. Januar werden 20 Leute ihren ersten Arbeitstag beim BMW Sauber F1 Team haben.

Wie steht es mit dem Ausbau der Fabrik in Hinwil?

Mario Theissen: Auch hier kommen wir zügig voran. Wir werden am Hauptgebäude einen Anbau errichten, dessen Planung abgeschlossen ist. Wir stehen derzeit im engen Kontakt mit den Behörden und werden in Kürze die Eingabe für die Baubewilligung machen. Wenn weiterhin alles so reibungslos läuft wie bisher, können wir im Juni mit dem Bau beginnen.

Sie haben vergangene Woche Intel als weiteren Partner bekannt gegeben - wie sieht die Sponsoring-Situation für das Team insgesamt aus?

Mario Theissen: Wir sind sehr zufrieden. Intel ist eine Weltmarke, die Kooperation zwischen der BMW Group und Intel geht weit über das Formel-1-Engagement hinaus. Das neue Team wird einen klaren und hochwertigen Auftritt haben. Die Zahl der Sponsoren haben wir bewusst begrenzt, die Sponsor-Flächen auf dem Auto sind jetzt zum großen Teil vergeben. In Petronas, Intel und Credit Suisse hat das Team drei starke Partner, unsere Wunschpartner sozusagen.

Sie haben sich mit der Verpflichtung der Fahrer viel Zeit gelassen.

Mario Theissen: Das ist richtig, aber wir standen auch nicht unter Zeitdruck. Nick Heidfeld war unser Wunschpilot. Wir haben ihn in diesem Jahr bei Williams als schnellen Fahrer und analytischen Arbeiter kennen gelernt. Er zeigt die nötige Aggressivität auf der Strecke, wenn es die Situation erfordert, und er kann den Ingenieuren fundierte und detaillierte Informationen geben. Bei Jacques Villeneuve haben wir uns die Zeit genommen, seine Leistung genau zu beurteilen. Der Beginn der Saison 2005 war für ihn aus verschiedenen Gründen schwierig, er hat sich dann aber im Laufe des Jahres deutlich gesteigert. Bei seinem ersten Test im Sauber C24B mit BMW V8-Motor hat er einen guten Eindruck hinterlassen. Wir glauben, dass er sich weiter steigern kann. Und in Robert Kubica haben wir einen talentierten jungen Piloten als Test- und Ersatzfahrer unter Vertrag genommen. Er hat 2005 überlegen die ‚World Series by Renault' gewonnen und auch bei seinem ersten Test in einem Formel-1-Auto eine gute Figur gemacht.

Stichwort Testfahrten: Wie sind Sie mit den ersten Tests des Sauber C24B mit dem BMW P86 V8-Motor zufrieden?

Mario Theissen: Es war für uns aus mehreren Gründen wichtig, ein Interimsauto zu bauen. Einerseits wollten wir unseren P86-Motor auf der Strecke testen, andererseits ging es darum, das gesamte Motorumfeld wie Kühlung, Hydraulik und Elektronik aufeinander abzustimmen. Bei unseren drei Tests in Spanien lief erwartungsgemäß noch nicht alles rund, aber es war nichts dabei, was für unsere Ingenieure in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht lösbar wäre. Wir können mit den ersten Resultaten zufrieden sein. Besonders positiv werte ich zudem die Zusammenarbeit zwischen den Leuten aus München und Hinwil. Alles findet in einer Atmosphäre statt, die ein zielgerichtetes, effizientes Arbeiten ermöglicht. Das Roll-Out des neuen Wagens wird am 17. Januar anlässlich der Vorstellung des neuen BMW Sauber F1 Teams in Valencia stattfinden. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein technisch gut funktionierendes Paket haben werden.

Wie sieht Ihre Zwischenbilanz nach sechs Monaten aus?

Mario Theissen: Wir haben hart gearbeitet. Wir haben die Integration vorangetrieben, ein Interimsauto auf die Räder gestellt, die Fahrer verpflichtet, Verträge mit drei großen Partnern realisiert und über 50 Arbeitsverträge mit neuen Mitarbeitern abgeschlossen. Diese erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen. Dennoch: Wir geben uns keinen Illusionen hin. Vor uns liegt noch ein weiter Weg. Wir werden ihn mit Ausdauer und Umsicht gehen.